
prallten gegen die aufwärts wallende Meeresfluth und bildeten
dampfende Wasserhosen, welche auf ihrem Wege die Häuser mit
den Fundamenten wegspülten. Die Stadt wurde gänzlich vernichtet,
nur die polygonischen Grundmauern des Kastelles blieben stehen,
in welches viele Bewohner geflüchtet waren, — ein Denkmal der
alten Christenverfolgung. Die wirbelnde Wasserfluth deckte Gräber
auf und schleuderte Menschen und Thiere hoch in die Luft; man
fand sie mit zerbrochenen Gliedern in den Bäumen hängend oder
mit den Köpfen tief im Schlamme steckend. Dreiundfunfzigtausend
Menschen sollen in jenen Tagen umgekommen, die Verwüstungen
unbeschreiblich gewesen sein. Die S im a b a r a östlich gegenüberhegende
Küste der Landschaft F ig o wurde durch die gewaltsam aufwallenden
Meereswogen gänzlich umgestaltet' und war nach der Verheerung
kaum wiederzukennen. — Merkwürdiger Weise scheint das dem
vulcanischen Heerde so nah gelegene N a n g a s a k i wenig von Erdbeben
zu leiden; man verspürt auch dort bisweilen schwache Stösse,
aber die alten wohlerhaltenen Tempel und die schönen aus Quadern
gewölbten Brückenbogen zeigen deutlich, dass die Stadt an einem
Knotenpunete der Schwingungen gelegen und von h e f tig e n Erschütterungen
lange Zeit verschont geblieben sein muss.
Die Gesellschaft in M o g i setzte sich gegen drei Uhr, etwa
vierzig Personen stark, in dem mit den holländischen Farben geschmückten
Hause des Ortsvorstehers zu Tisch. Der weite beschwerliche
Weg und die frische Seeluft hatten denAppetit der Gäste geschärft;
man richtete grausame Verwüstungen unter dem Festen und Flüssigen
an; es fehlte auch nicht an Toasten, die Musik der Arkona that
das Ihre zur Erheiterung des Males. — Auf dem Rückwege zersplitterte
sich die Gesellschaft in kleine Abtheilungen; der Gesandte
traf schon gegen acht wieder auf der Arkona ein, während Andere-
noch bis spät nach Mitternacht mit den Freunden in D e s im a beim
heiteren Glase die Abentheuer des Tages beschwatzten.
Am 22. Februar machte der Gesandte dem Major Hytrowo
einen Besuch, der seit mehreren Monaten mit seiner jungen Gemalin
in dem russischen Etablissement seinen Wohnsitz aufgeschlagen
hatte. Es hegt an der Nordwestseite der Bucht der Stadt gegenüber,
in einer grünen heimlichen Senkung, von steil ansteigenden
Waldhängen beschattet. Vorratlishäuser und Kohlenlager säumen
den Strand; weiter/hinauf stehen die Wohnungen der Officiere und
Mannschaften. Die Anlage datirt aus dem Jahre 1859; damals traf
die russische Fregatte Aschol in einem Zustande hier ein, der umfassende
Reparaturen nothwendig machte; die Mannschaft wurde
ausgeschifft und liess sich auf diesem von den Behörden angewiesenen
Grundstück häuslich nieder. Seitdem haben die Russen den
Platz nicht wieder herausgegeben, sondern als Kohlenlager und
Pröviantstation für ihre im Stillen Ocean kreuzenden Kriegsschiffe
benutzt. Sie besitzen dort auch einen Begräbnissplatz, wo am
22. Februar die Leiche eines auf der Arkona gestorbenen Unteroffi-
ciers beigesetzt wurde. Der Ort heisst I n a s i a .
Nicht weit von dieser Niederlassung hegt die Dampfmaschinen-
Fabrik des Fürsten von F id s b n . Die ganze Anstalt wurde für den
Besitzer vor einigen Jahren in Holland ausgeführt und dann unter
Aufsicht des Capitän Kattandyck, späteren niederländischen Marine-
Ministers und eines Oberingenieurs an ihrem jetzigen Standorte aufgestellt.
Sie enthält einen Dampfhammer, Giessereien und Werkstätten
zur Fabrication aller möglichen Dampfmaschinentheile, und
ist beständig in vollem Gange. Anfangs von holländischen Arbeitern
betrieben war sie zur Zeit unserer Anwesenheit bis aut die oberste
Leitung ganz in den Händen der Japaner. Der zurückgebliebene
holländische Vorsteher rühmte die Einsicht und Anstelhgkeit seiner
japanischen Schüler und hat jetzt dieselben wohl längst sich selbst
überlassen. Die Anstalt bewahrt übrigens einen glänzenden Beweis
für die Intelligenz und Geschicklichkeit der Eingeborenen in einer
Dampfmaschine mit röhrenförmigem Kessel, welche von japanischen
Mechanikern verfertigt und mit Erfolg zur Fortbewegung eines Bootes
angewendet worden ist, ehe irgend ein Dampfschiff die japanischen
Gewässer besuchte. Die Angabe dass sie erst nach Ankunft des
amerikanischen Dampfers Missisippi gebaut wäre, beruht auf einem
Irrthum. Die Maschine ist natürlich sehr unvollkommen; aber die
Thatsache, dass sie bloss nach Abbildungen und Beschreibungen
ohne irgend ein europäisches Modell gebaut wurde, ist ein redendes
Zeugniss von dem Verständniss der japanischen Ingenieure für die
Gesetze der Physik und Mechanik. •
Der Gesandte empfing an Bord der Arkona täglich viele Besuche,
unter denen vor allen der des Oberst von Siebold zu erwähnen
ist. Er lebte damals auf einem Landhause in der Nähe der Stadt,
wo Graf Eulenburg noch am Tage vor der Abreise seinen Besuch
erwiederte. Die Wohngebäude hegen sehr hübsch am Fusse des
Berges; der umgebende Garten zieht sich den Abhang hinan; hier