
Ueber den Neubau des abgebrannten T a ik ü n - Palastes theilte er
mit14), dass etwa der siebente Theil noch fehle, und man nicht
hoffen dürfe ihn in diesem (japanischen) Jahre zu vollenden; zweitausend
Menschen seien bei den Bauarbeiten und eben so viele mit
Herbeischaffung des Materials beschäftigt; die Arbeit der Zimmerleute
ginge rasch genug von statten, aber die innere Ausschmückung,
namentlich die Malerei der Wandbekleidungen erfordere viel
Sorgfalt und Geschicklichkeit, und verzögere die Vollendung in
das Ungewisse.
Des Gesandten Befürchtung, dass die Vorfälle in Y o k o h am a
seine schwachen Aussichten auf Erfolg gänzlich vernichten möchten,
erfüllte sich glücklicher Weise nieht.$|pEr musste auf die Beantwortung
seiner Note vom 12. October einen ganzen Monat warten
und während dessen standen dieVerhandlungen*still; A n d o T s ü s - s im a
schien die angekündigte Rückkehr der japanischen Gesandten aus
Amerika abwarten zu wollen, doch liess der Inhalt seines Schreibens,
welches wenige Tage nach Ankunft des Niagara an Graf Eulenburg
gelangte, auf keine Einwirkung derselben schliessen. Der Minister
bestand darin auf seiner Behauptung, dass die in den Additional-
Artikeln scheinbar gegebenen Versprechungen in Wahrheit nicht
beständen und jedenfalls durch den späteren holländischen Vertrag
ausser Kraft gesetzt wären. Er suchte den Gesandten nochmals
zu überzeugen, dass die Stimmung' des Volkes den Vertrag mit
Preussen in diesem Augenblick durchaus nicht gestatte, dass sein
Versprechen, denselben später und zwar zu einem b e s tim m te n
T e rm in abzuschliessen, aufrichtig gemeint sei und sicher gehalten
werden solle, r. Graf Eulenburg selbst hatte im Laufe des November
keine persönliche Zusammenkunft mit dem Minister; dieser äusserte
aber gegen Herrn Harris schon Ende October, die Regierung würde
auch jetzt schon auf einen Vertrag mit hinausgeschobenem Termine
der Wirksamkeit eingehen, wenn sie nur einen Schimmer von Hoffnung
auf die Einwilligung der Amerikaner in die aufgeschobene Erschliessung
der Häfen hätte. Das war , wie auch ans den Aeusserungen
des Ministers gegen Herrn Alcock erhellte, der Angelpunct seiner
Wünsche und Sorgen: »er hätte dann der öffentlichen Meinung ein
Aequivalent für den preussischen Vertrag zu bieten und würde
weniger beunruhigt sein«. — Graf Eulenburg konnte in seiner
14) S. Bd. I. S. 281.
Rückantwort an die Minister auch keine neuen Argumente anführen,
und betonte nur wieder, unter Berufung auf-das Schreiben des
niederländischen General-Consuls, in energischer Sprache das durch
die gegebenen Versprechungen begründete R e c h t Preussens auf
Gleichstellung mit anderen Grossmächten. Herr Harris hatte erst
am 24. November wieder eine Besprechung mit dem japanischen
Minister, der selbst die Rede auf die preussischen Forderungen
brachte: die Sache sei im G o r o d z io vielfach berathen, auch dem
T a ik ü n darüber Vortrag gehalten worden, welcher die bestimmte
Weisung ertheilt hätte, vor der Hand auf keine Verhandlungen
einzugehen. Diese Aeusserung bezeichnete wohl nur die Meinung der
herrschenden, Parthei, welche den unmündigen Kaiser nach ihrem
Willen leitete. Herr Harris beantwortete sie im Einverständniss
mit dem preussischen Gesandten durch den Vorschlag eines Vertrages,
welcher den'Deutschen den Verkehr in Y o k u h a m a , N a n g a s a k i
und H a k o d a d e gestattete, dagegen die Eröffnung der übrigen
Häfen gar nicht. berührte. Solche Fassung würde beweisen, dass
ein europäischer Staat sich schon von der Billigkeit der japanischen
Wünsche in Betreff dieser Häfen überzeugt habe, und die auf hinausgeschobene
Erschliessung von Y e o d o , O s a k a u . s . w . zielenden
Bemühungen der Regierung bei den anderen Mächten unterstützen.
Der Minister warf gleich ein, dass die Clausei der meistbegünstigten
Nation ja doch die Preussen zum Verkehr in jenen Häfen berechtigen
würde, wenn die Verhandlungen mit den anderen Mächten
fehlschlügen; könne aber Herr Harris die Einwilligung seiner Regierung
in die aufgehobene Eröffnung versprechen, so wolle er die
Angelegenheit nochmals vor das G o r o d z io bringen. Das konnte
der amerikanische Minister-Resident natürlich ebensowenig als der
englische Gesandte; er weigerte sich auch, dem Grafen zu Eulenburg
eventuel einen Vertrag vorzuschlagen, der erst nach zehn bis
fünfzehn Jahren in Kraft träte. A n d o T s u s - s im a schien bei dieser
Zusammenkunft Herrn Harris persönlich viel gefügiger als sonst,
versprach auch schliesslich die Sache dem Reichsrathe nochmals
vorzulegen und spätestens binnen zehn Tagen eine entscheidende
Antwort zu geben.
Die widerwärtigen Conflicte in Y o k u h am a gegen Ende des
Monats bestärkten natürlich die japanische Regierung in ihrem
Verlangen, die Freigebung anderer Häfen möglichst weit hinauszuschieben:
ein Gespräch des englischen Gesandten mit dem Minister