
Unsere Zeit war abgelaufen, wir begaben uns am 23. Abends
an Bord der Schiffe; einige der holländischen Gastfreunde und
M a t sm o t o leerten dort noch spät ein Abschiedsglas. Letzterem gab
Regierungsrath Wichura sein Stammbuch mit der Bitte sich einzu-
zeichnen, und er schrieb nach kurzem Besinnen wie folgt:
Auf Reisen denkt man immer an sein Vaterland.
Eine grosse Gesellschaft machte sich auf den Weg und
unternahm ein weite Reise.
Viele kehrten zurück, hörten den Gesang der Nachtigallen
in ihrer Heimath und waren heiter und wohlgemuth.
Ein anderer blieb in der Fremde und hörte denselben
Gesang.
Aber er gedachte der Nachtigallen seiner Heimath und
weinte.
M a t sm o t o setzte gleich die holländische Uebersetzung neben
die japanischen Verse, die voll Beziehung auf unseren Freund waren:
Wichura wünschste damals dringend o noch einioge Monate in dem
schönen N a n g a s a k i z u bleiben und das Erwachen des Frühlings
zu belauschen, was sich mit dem Plan der Expedition nicht vereinigen
liess. Die Verse waren ein Abschiedstrokt.
XII.
REISE DER ARKONA UND DER THETIS TON NANGASAKI
NACH DEM YANGTSE - KI ANG.
VOM 24. FEBRUAR BIS 2. MÄRZ.
D e r Morgen des 24. Februar war windstill, der Himmel leicht bedeckt,
die Luft milde und frühlingsmässig. Die Kessel der Arkona
waren schon früh geheizt worden: gegen acht lichtete sie Anker,
nahm Thetis in das Schlepptau und dampfte dem Ausgange der
Bucht zu. Das russische Flaggschiff Svetlana salutirte den Gesandten
mit siebzehn Schüssen, welche die preussischen Schiffe erwiederten
als sie grade die engste Stelle des langgestreckten Beckens passirten.
Die Vorgebirge und winkligen Thalwände warfen die Schallwellen
die Kreuz’ und Queere durcheinander, und da die Schiffe noch dazu
bei jedem Schüsse die Stelle veränderten, so entsand ein Polterecho
von unbeschreiblicher Verwirrung, das aus den fernsten Winkeln
der Seitenbuchten wiederklang und garnicht enden wollte; Draussen
sprang ein leichter Ostwind auf. Capitän Sundewall liess die Thetis
loswerfen, mit dem Befehl ihren Weg nach Shanghai allein fortzusetzen,
und dampfte alle Segel setzend weiter. Bald darauf begann
es zu regnen, und die herrliche Küste verschwand im grauen
Dunst. Nachmittags wurde es wieder hell; man genoss etwa
zwei Stunden des Anblicks der G o t o -Inseln, einer Unzahl von
Felskegeln, grünen Höhen und Kratergipfeln, die sich zu unserer
Rechten in mannichfaltiger Beleuchtung zu unaufhörlich wechselnden
malerischen Gruppen durcheinanderschoben. Sie gehören
zum japanischen Reiche und scheinen sorgfältig angebaut. — Der
günstige Wind wurde am 25. stärker; man löschte die Feuer und
das Flaggschiff machte gute Fahrt, ebenso den folgenden Tag. 26. Febr.
An beiden aber war der Himmel bedeckt, so dass keine Sonnenhöhe
genommen werden konnte. Gegen zehn Uhr Morgens kam
Land in Sicht: man erkannte die südlich von der Mündung des
Y a n g t s e - k i a n g liegenden Saddle-Islands. Wir waren etwas südlich