
zweien für die preussische und zweien für die japanische Regierung
— ausgefertigt würde. Er übergab ihnen zugleich die holländische
Uehersetzung eines auf Grundlage der angenommenen Pundte ausgearbeiteten
Vertrags-Entwurfes, in welchen nicht nur*die Zollvereins
Staaten, sondern auch die mecklenburgischen O 'ä Grossh0e rzogÖthihner
imd die Hansestädte aufgenommen waren; die Bmrso’s aber
versprachen, denselben sogleich in das Holländische übertragen zu
lassen und" aufmerksam zy prüfen, damit er als Grundlage der
künftigen Verhandlungen dienen könne. Hätte man nicht gewusst,
von wie geringem Gewichte die Ansichten der Bunto’s hei dem
Minister des Auswärtigen und im Staatsrafh waren, so konnte ihr
damaliges Verhalten die Hoffnung des vollständigsten Erfolges erwecken;
aber der Gesandte liess sich keineswegs täuschen und
beschloss diese wichtige Angelegenheit ' mit dem Minister selbst
zu erörtern.
Das politische Gespräch wurde abgebrochen und man setzte
sich zum Frühstück. Graf Eulehburg bat die Bevollmächtigten, ihr
Gefolge, B das diesmal aus zehn Personen bestand, — künftig
möglichst zu beschränken, damit man sich vertraulicher besprechen
könne; sie behaupteten aber, Jeder der Anwesenden habe seine bestimmte
unerlässliche Function und man Könne sich auf ihre Dis-
cretion verlassen. — Hori wurde im Verlauf der ^Unterhaltung wieder
mit Fragen gefoltert, namentlich über das japanische Heerwesen. Er
konnte nicht fassen, dass in Preussen J e d e r gemeiner Soldat
werden muss, da man in Japan mit seinem militärischen Range zur
Welt kommt. Jeder Samrai ist von Jugend auf zur Waifenübung
verpflichtet, leistet als Jüngling seinem Lehnsherrn den Eid der
Treue und tritt mit seinem angeborenen Range in dessen Sold.
Die Menge der japanischen Soldaten nannte Hori »unzählbar« ; sie
ist aber dfen Behörden gewiss bekannt. : Revuen finden nicht statt;
man zieht höchstens tausend Mann zusammen und exercirt in umschlossenen
Räumen, um jeden Auflauf zu vermeiden. — Hori fragte,
um dieses verfängliche Gespräch ahzubrechen, ganz plötzlich, ob
man in Preussen auch Drachen steigen lasse und oh auch ältere
Personen sich damit vergnügten. Der Gesandte anwortete, hei uns
spielten die Kinder am liebsten Soldat; aber der schlaue Japaner
liess sich nicht irre machen, sondern erwiderte ruhig, ,es gäbe in
Japan auch Brummdrachen. Er fuhr fort von den japanischen Spielen
zu reden, und Graf Eulenburg äusserte den Wunsch, ihn einmal in
seinem Hause, zu besuchen, um die Spiele mit anzusehen. Ja,
hiess es, wenn man krank sei, dann höre man wohl auf zu spielen,
und wer sich, wie er, mit Staatsgeschäften befasse, der sei krank.
Der arme H o r i ! Wir sahen ihn zum letzten Male, er muss
schon wenige Tage darauf ein schreckliches Ende genommen haben.
Zur nächsten‘ Conferenz ,■ am 22. Decemher, erschien statt seiner
ein anderer&Beamter, M u r a g a k i A w a d s i - n o - k a m i , der als Gesandter
in Amerika gewesen war. H o r i , Mess* es, sei unwohl und man
kpnne nicht voraussehen, wann er genesen werde. Er hatte aber
nach -zuverlässigen Nachrichten schon damals das H a r a k ir u vollzogen;
aus welchem Grunde, ist heute noch nicht aufgeklärt. Die
später darüber in Umlauf gesetzten Gerüchte verdienen wenig
Glauben, sollen aber am einer anderen Stelle erörtert werden. Für
den Gesandten war H o r i , mit dem er besonders seit S a k a i s Abberufung
vertrauter geworden war, ein grösser Verlust; sein feines
verständiges Wesen hdtte ihn Allen heb gemacht die mit ihm in
Berührung kamen.
M t jr a g a k i’s Auftreten war das eines gewiegten Weltmannes,
tactvoll, hebenswürdig, bestimmt. Er hatte den Vorzug Monate
lang in täghcher Berührung mit*der westländischen Civjlisation gewesen
zu sein, sprach Mit Einsicht und Breimuth von seinen Reisen
und schien den besten Willen zu den Verhandlungen mitzubringen.
Graf Eulenburg musste*M u r a g a k i auf 'einer aus Amerika mitgebrachten
Weltkarte «die Lage von Berlin und dessen Breitengrad
bezeichnen; es war. ihm aber geläufig, dass die gleicfhe Breite zweier
Orte nicht dasselbe Klima bedinge. Er that sehr verständige Fragen
über Preussen und erläuterte die Mittheilungen des Gesandten durch
Vergleichung mit Amerika oft recht treffend und scharfsinnig.
Zu den Verhandlungen schreitend hat M u r a g a k i um Vorlegung
der preussischen Vollmacht, hess sich auch die Unterschriften
und das Wappen genau erklären, und producirte dann aus.dem
bewussten Sainmjstkasten das neue japanische Document, auf
welchem sein Namen die erste Stelle einnahm. Der Zweck des
Besuches war augenscheinlich nähere Aufklärung über den Begriff
»Z o llv e re in « , die Stellung der mecklenburgischen Herzogtliümer
und, der Hansestädte; er hatte auf seinen Reisen wohl von Preussen
und Oestreich gehört, aber nicht von den anderen deutschen Staaten.
Der Gesandte suchte ihm mit Benutzung der Karte die Sache
klar zu machen und Melt sich dabei, streng an die Wahrheit; —