
man in Y e d d o freilich nur Tlieekannen und Tässchen, SAKi-Flaschen,
Schüsseln und dgl., und selten mehrere von demselben Muster bekommen
konnte. Recht schön waren in N a ngasak i einige grosse
Becken, 'Schüsseln imd Vasen, zu deren Dimensionen die bunte
phantastische-Malerei besonders passt; vor allem erregte aber das
sogenannte Eierschalen-Porcelan die Kauflust, Tassen die kaum
dicker sind als ein Kartenhlatt, die meisten leicht und skizzenhaft
aber sehr geschickt mit Blumen und Schmetterlingen bemalt. — Die
lange £eefahrt hatte unseren Schacher-Appetit wieder geschärft,
und ‘ so wanderte zum Schrecken der Schiffscommandanten noch
manihe Kiste an Bord, denn auf Kriegsschiffen ist niemals Platz.
Die Schönheit der Umgehungen ist kaum zu beschreiben;
wohin man sich wendet. die reichstes, herrlichste Landschaft. Südlich
erhebt sich der Bergeshang steil aus dem ebenen bis zum Rande
mit dichtefo Häusermassen gefüllten Thalhoden; an der äussersten
; Strasse, welche am Fuss der Höhe hinläuft, hegen nebeneinander
ffauf Felsfundamenten stattliche Tempelportale in langer Reihe.
Breite steinerne Treppen führen hinan zu geräumigen Terrassen,
beschattet vom dichten Wipfelgewölbe ehrwürdiger Riesenkiefern.
Dort stehen Glockenhäuser und Reinigungshallen, Monumente und
Nebencapellen von mancherlei Form, bald schlank Und zierlich,
bald breit und massig, meist in einfachen ernsten Verhältnissen
gebaut, dazwischen Gruppen schöner Gewächse, bösonders^Ci-
cadeen, deren dunkele i/unförmliche Stämme und krause Wipfel
mit den lederartig glänzenden Wedeln eine charakteristische
Zierde bilden. Die Form und Anlage dieser Höfe ist unregelmässig
und bei jedem Tempel anders, der Bewegung des Bodens und vor
Allem dem Bedürfhiss der Landschaft angepasst. Hier zeigt sich
die ganze Meisterschaft der Japaner in geschickter Benutzung der
Bod'enge|talt. —Bahnen von breiten Quadern durchschneiden die Höfe
und führen auf die einzelnen Gebäude oft in schiefen und diagonalen
Linien zu, den Flächenraum in angenehmen Verhältnissen abtheilend,
wie aceentuirte Striche, die in wenigen Zügen den geometrischen
Gedanken des unregelmässigen Grundrisses ausdrücken. Zuweilen
steigt man über mehrere solcher Terrassen durch reiche Portale
zum Haupttempel hinan, der, von Priesterwohnungen umgeben, bald
gradeaus, bald seitwärts vom Aufgange hegt. Der Eindruck dieser
Höfe, jvelche lachende Aussichten über das Häusermeer und den
belebten ,fHäfeh biejen, ist ernst und grossartig. Die gewaltigen
Baumgruppen bekunden mehrhundertjähriges Alter; die wuchtigen
Dächer der Tempel und Portale ruhen auf stämmigen Säulenpfosten,
deren Holz durch die Zeit tief dunkele Färbung angenommen hat;
ihre Ornamentik beschränkt sich in edelem Maasse auf die Balkenköpfe,
Verkröpfungen und Füllungen, die in breitem markigem
Schnitzwerk bald phantastische Ungeheuer, bald stylisirte Pflanzen-,
auch Wogen- und Wolkengebilde darstellen. Der Ton des Ganzen
ist tief gesättigt; dichte Epheumassen bekleiden die' aus bläulichgrauen
Quadern meist polygoniseh gefugten Strebemauern der
Terrassen; die weissen Papierfenster der Priesterwohnungen und
die hellen Fugen der schwärzlichen Dächer vertiefen wie Glanzlichter
die dunkele Wirkung. *
Hinter den.Tempeln bauemdie Gräberstätten sich auf, welche
an dieser Seite den Bergeshang auf der ganzen Länge der Stadt bis
zur Höhe von vier- bis fünfhundert Fuss einnehmen.** Endlose
Treppchen führen, in^verschiedenen. Höhen von ebenlaufenden
Pfaden geschnitten, bis oben hinauf; dazwischen hegen auf unzählbaren
unregelmässigen Terrassen die Ruhestätten, vielleicht familienweise
abgetheilt, in Gruppen, deren jede von einer niedrigen Mauer
umgeben ist. Aus den gedrängten Reihen der vielgestaltigen Grabsteine
ragen.^Latemensäulen und Buddastatuen hervor, letztere oft
in ganzen Reihen von einförmiger Bildung; hier und da ein stattliches
Denkmal. Alles ist, besonders in den tiefer gelegenen älteren
Theilen, mit Moos, Epheu, Immergrün und zierlichen Farrenkräutern
dicht bewachsen. Wo der vorspringende Boden einen Absatz bildet
ist der Raum zu einer grösseren Anlage benutzt; stattliche Strebemauern
stützen hier die Terrasse, das Erbbegräbniss eines angesehenen
Hauses tragend. Kiefern, Cryptomerien, herrlicheKampher-
bäume, Eichen, Lorbeern, Cypressen, Thuja, Ahorn undPodocarpus
ragen in prächtigen Gruppen aus dem Orangen-, Camelien-, Bambus
und Myrthen-Gebüsch, aus Stechpalmen, Aralien-, Ligustrum-,
Viburnum-, Elaeagnus-Sträuchern hervor, den abschüssigen Felsboden
beschattend, wo zwischen Moos und Epheuranken eine Fülle
wuchernder Kräuter spriesst. Hier und da steht die malerische
Wohnung eines Todtengräbers oder ein Vorrathsschuppen, mit fertigen
Gratsteinen und Götzenbildern. Das Ganze hegt in reizender
Verwilderung; man kann hier Tage lang umherirren, ohne sich an
der Anmuth und Lieblichkeit der Landschaft zu sättigen. Die Lage
nach Norden schützt den Hang vor Sonnengluth, daher die unver-
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