
aber den Sturz des T a i k ü n z u Gunsten eines anderen Fürsten ver-
suchen.jgi | T a k e m o t o soll Herrn Neale mündlich die geheime Zahlung
des Gieldes durch Anweisung auf die Zölle von Y o k u h a m a an-
geboten und der Geschäftsträger diese Proposition angenommen
haben, ohne die anderen Puncte zu berühren; dies wäre ein starkes
Zugeständniss an die japanische Regierung gewesen, denn sie konnte
dann gegen ihre Unterthanen den Schein wahren, als ob sie widerstanden
und die Engländer keinen Angriff gewagt hätten. — Die
Eröffnungen T a k e m o t o ’s waren offenbar ein Gemisch von Trug und
Wahrheit. Auffallend ist vor allem die oft bewiesene Abneigung der
Regierung, die L a n d e s f ü r s t e n als Eeinde des Svstemes und der
bestehenden Verträge zu nennen. Der M i k a d o und die 1 .o n in c wurden
wieder und wieder in den Vordergrund gestellt, die D a im i o ’s
dagegen, welche, die wirkliche Triebfeder der Bewegung, ganz
allein zu fürchten waren, der Aufmerksamkeit der Fremden entzogen,
aus Besorgniss dass diese deren politische Stellung erkennen und
in directe Verbindung mit ihnen treten möchten. Die Schwäche
und das wankende Ansehn der Regierung zeigten sich bei jeäer
Gelegenheit. Ein englischer Consularbeamter, der nach K a n a g a v a
hinübergefahren war, wurde dort auf der Strasse angesichts der
japanischen Wachen insultirt und mit der blanken Waffe bedroht;
er entging Thätlichkeiten nur durch den Respect, welchen sein
Revolver einflösste, während die an Zahl weit überlegenen Soldaten
den beiden Fanatikern nur gütlich zuredeten, ohne Hand an sie zu
legen. Die Bewohner von Y o k u h a m a , welche die Ansiedlung auf
Befehl der Regierung verlassen und wieder bezogen hatten, erhielten
jetzt Geldentschädigung, die ansässigen Kaufleute je sechszig, Tagelöhner
und Dienstboten je sechs I t s i b u . Man suchte Anhänger in
allen Volksschichten zu gewinnen.
Die Aussichten der Fremden verschlimmerten sich. Man hörte
ausMiAKO, dass der fremdenfreundliche Minister M a t s d a i r a S a n g a k f u
entlassen und Prinz F t u t s b a s i , der Sohn des verstorbenen Fürsten
von M i t o durch den Einfluss des M i k a d o zum Vice-SioocN ernannt
worden sei. Dieser junge Fürst war es, welchen sein Vater 1858
auf den Thron zu erheben versuchte, als der jetzige T a i k ü n ihn
unter dem Einfluss des I k a m o - n o - k a m i überflügelte. Die Successions-
gesetze im SiOGusr-Hause scheinen noch complicirter zu sein, als im
einleitenden Abschnitt angegeben ist, müssen aber, da dem Verfasser
das erst neuerlichst vom Cónsul von Brandt aufgedeckte Material
nicht vollständig vorhegt, unerörtert bleiben; doch sei hier gesagt,
dass im Falle der Unfähigkeit eines S i o o u n zur Regierung die Linie
M i t o den Vice-SiOGi.-N zu stellen hat, dass die Nebenlinie F t u t s b a s i
in gewissen Fällen zu den thronberechtigten gehört, und dass
der Fürst von M i t o . die Adoption seines Sohnes durch den Repräsentanten
dieses Hauses erwirkte, um ihm Anspruch auf den Thron
zu verschaffen. I k a m o war stärker, schob den Prätendenten bei
Seite, und wurde durch Trabanten des M i t o ermordet, der bald
darauf selbst eines gewaltsamen Todes starb. F t u t s b a s i - M i t o
musste seinen Thronrechten entsagen, stand aber noch immer an der
Spitze der mächtigenParthei, welche im Geheimen am Sturze der herrschenden
Linie arbeitete und, durch das Streben der freiheitslüstemen
D a im io ’s unterstützt, den Krieg mit dem Auslande heraufzubeschwören
suchte. Seine Erhebung zur Würde des Vice-SioGUH, auf welche
er wahrscheinlich als Prinz von M i t o unter gewissen Verhältnissen
Anspruch hatte, war sicher ein Compromiss, durch welchen zwar
sein Anrecht auf den Thron nichtig, sein politischer Einfluss aber
bedeutend erhöht wurde. Offenbar geben die verwickelten Erbfolge-
Verhältnisse jetzt wie vor tausend Jahren der Cabale und Verschwörung
freien Spielraum. Für die Fremden musste diese Erhebung
in einem Lande bedenklich sein, wo durchschlagende Herrschergewalt
immer anerkannt worden ist; denn, wenn auch sein R e c h t
auf den Thron erlosch, so waren damit noch keineswegs seine Ans
p rü c h e beseitigt, im Gegentheil seiner auf Krieg mit dem Auslande
zielenden Politik nur freiere Wirksamkeit eingeräumt; es war
sicher eine Schlappe der eonservativen Parthei.
Die dem Vernehmen nach mit T a k e m o t o mündlich verabredete
geheime Zahlung kam nicht zur Ausführung; die Japaner selbst
scheinen die Bedingung des Geheimnisses fallen gelassen zu haben,
und versprachen am 18, Juni die Summe von 140,000 Dollars, von
da an wöchentlich 50,000 abzutragen. Der genannte Tag verstrich.
Herr Neale stellte eine neue Frist bis zum 19. Abends, erhielt jedoch
auch bis dahin nur die Nachricht, dass das Geld zwar bereit liege,
der T a ik u n aber Gegenbefehl geschickt habe. Der Gouverneur von
K a n a o a v a schob in einem Gespräch mit Herrn von Bellecourt die
Schuld auf den M i k a d o : jeder vernünftige. Japaner sehe ein, dass
sein Vaterland im Kriege mit den Fremden unterhegen müsste; nur
der .M i k a d o halte in seiner beschränkten Vorstellung Japan für das
mächtigste Reich der Welt, und habe streng befohlen die Fremden