
meisterte die Flammen trotz einiger Ungeschicklichkeit, nachdem
sie die Decke des Zimmers und das darüber liegende Dach zerstört
hatten. Der englische Gesandte erhielt bei dieser Gelegenheit von
allen Seiten Beweise der freundschaftlichsten Fürsorge und Dienst*
fertigkeit: ein B u n y o des auswärtigen Ministeriums, der früher mit
ihm verkehrt hatte, warf sich, obwohl eine Stunde entfernt, sofort
auf ein Pferd und jagte zu Hülfe; auch'die anwesenden Yakükinc
thaten ihre Schuldigkeit und ergriffen die wirksamsten Sicherheitsmaassregeln.
Alle Thore wurden gleich bei Entdeckung des Brandes
gegen den Andrang der Volksmenge geschlossen, an den Zugängen
des Esszimmers, wo der Tisch grade gedeckt und reich mit Silberzeug
belegt war, Wachen mit blankem Säbel aufgestellt, und somit
jeder Ungehörigkeit vorgebeugt; auch kam nicht der kleinste Diebsthal
vor. Herr Alcock, der sonst nicht grade parteiisch für die Japaner
ist, gestand doch bei dieser Gelegenheit, dass ihn der uneigennützige
Eifer, die freudige Aufopferung und warme Theilnahme der
Anwesenden reichlich für die ausgestandene Angst, Verluste und
Ungemach entschädigt und mit neuem Vertrauen in seine japanische
Umgebung erfüllt hätten. — Hier aber möge die kleine Episode als
Beweis für den loyalen Charakter der Japaner stehen; denn man
wird nicht leugnen, dass das Innere des Menschen sich am reinsten
da offenbart, wo er unbewacht und unbedacht nach den Impulsen
des Augenblicks handelt.
Die fremden Diplomaten kamen grade um diese Zeit wieder
durch die Ausschreitungen ihrer Landsleute in die unangenehmste
Lage. Die Matrosen des Niagara, welcher einige Tage vor Y o k o h a m a
lag, gingen dort in zahlreichen Abtheilungen auf Urlaub an Land
und verübten mehrfach die gröbsten Excesse. Sie drangen in die
Häuser und misshandelten deren Bewohner, Fremde wie Japaner; der
französische Geschäftsträger wurde auf der Strasse insultirt und ein
japanischer Beamter musste sich mit der blanken Waffe seiner Haut
wehren. Alle Genugthuung, die den Gekränkten werden konnte,
bestand in dem Versprechen des Capitäns, die Schuldigen vor ein
Kriegsgericht zu stellen und nach Gebühr zu bestrafen. — Einige
Tage später gerieth ein Hamburger Handlungs - Commis, dessen
emancipirtes Auftreten den Japanern schon lange verhasst war,
in ernsten Conflict mit der Polizei. Er ging trotz dem allgemein
bekannten Verbote in der Nähe der nach Y e d d o führenden Landstrasse
mit einigen Engländern auf die Jagd, und wurde nachdem,
er sich von diesen getrennt hatte, auf dem Felde von Polizeibeamten
verhaftet. Man nahm ihm das Gewehr ab, band ihm die
Hände auf den Rücken und packte ihn in eine Sänfte, deren Träger
den Weg nach der Stadt einschlugen. Auf der Landstrasse be-
gegneten ihm aber zufällig seine Jagdgefährten, die sogleich über
die Häscher herfielen, ihn mit Gewalt aus deren Händen befreiten
und im Triumph nach Hause führten.
Deutsche hatten damals überhaupt kein Recht in Japan zu
wohnen und wurden von der Landesregierung nur bis auf Weiteres
o-eduldet; trotzdem benahmen sich einige und Kaufleute, anderer
Nationen nicht minder — fast wie ein übermüthiger Feind im eroberten
Lande; sie pflegten mit verhängtem Zügel durch die Strassen von
Y o k u h am a z u jagen als ob ihnen die Stadt gehörte, behandelten die
einheimischen Beamten mit vornehmer Verachtung, und brüsquirten
alle Sitten unA Gewohnheiten des Landes. Natürlich sollten die
Consuln und Gesandten ihre eingebildeten Rechte überall gegen die
einheimischen Behörden vertreten, ihnen die. angemaasste Stellung
mit Nachdruck vindiciren. — Waren es auch nur wenige aus der
Zahl der Ansiedler, auf welche diese Beschreibung in allen Stücken
passt , so muss man doch leider gestehen , dass deren Betragen von
der grossen Mehrzahl contenancirt wurde; der hochfahrende Tön
war allgemein und unter den obwaltenden Umständen durchaus
unangemessen. Statt den aussergewöhnlichen Verhältnissen der
Erschliessung eines seit über zweihundert Jahren gesperrten Landes
Rechnung zu tragen, statt im Einverständniss mit den Diplomaten
durch kluges rücksichtsvolles Verhalten sich allmälich die richtige
Stellung zu verschaffen und den Verträgen eine sichere Zukunft zu
bereiten, sprach man den Gesetzen des Landes Hohn. Es war allgemein
bekannt, dass die Jagd in einem Umkreise von zehn Li
um die Hauptstadt - I I K a n a g a v a und Y o k u h a m a liegen in diesem
Rayon ¡¡| Regal des T a ik ü n ist, und dass jeder Japaner, der dort
das Waidwerk triebe, ohne Umstände hingerichtet würde. Die
Fremden aber jagten weit und breit, ohne auch nur die Landbesitzer
um Erlaubniss zu fragen. Die japanischen Behörden richteten ihren
Einspruch zunächst an die Consuln, welche ihren Schutzbefohlenen
das Jagdverbot wiederholt bekannt machten; man fand das aber in
der Ansiedelung nur lächerlich und verspottete laut die Schwäche
der Diplomaten. Hatten diese nun kein wirksames Mittel gegen die
Willkür ihrer Landsleute in Händen, so musste die japanische