
Anfang meiner Regierung zu erneuern denken, jede Hoffnung
des Erfolges aufgeben. Wenn ich vor dem ganzen
Reich erklärte, dass ich gegen die Fremden bin, würden
dadurch die Schwierigkeiten gelöst? Wenn Diejenigen, die
sich weise dünken, das glauben, so irren sie; eine solche
Versicherung würde nur die Geister noch mehr erregen,
ohne den Fremden das Schwert aus der Hand zu nehmen.
Theilt dieses in den Wohnungen aller D a im io ’s aus,
damit es sofort an die Besitzer geschickt werde. Den
fünften Tag des sechsten Monats (29. Juli).
Dieses Manifest und die darauf folgenden Maassregeln geben
Aufschluss über die Lage. Seit der ersten Reise des T a ik ü n erhielt
die Parthei M i t o im Reichsrath grossen Einfluss, vermochte aber die
gewaltsame Vertreibung der Fremden, den Krieg nicht durchzusetzen.
Der Minister O n g a s a v a r a und alle die Erhaltung der V ertrage wünschenden
Würdenträger waren vom Staatsruder entfernt, die Vertreibung
der Fremden beschlossen, doch hatte diejenige Parthei noch
das Uehergewicht, welche eine f r i e d l i c h e Lösung dieser Frage
anstrebte. Mit der zweiten Reise des T a ik ü n erlangt F t u t s b a s i ,
der Prinz von M it o eine unabhängige Machtstellung im Herzen des
Landes; er zieht Schaaren fanatischer LoNiNe an sich und lässt von
der bergigen Landschaft Y a m a t t o , dem urältesten Sitz der japanischen
Herrschaft aus, durch Mordbanden die Bevölkerung des
K u a n t o bis in die Vorstädte von Y e d d o hinein terrorisiren. Mit
ihrer Hülfe soll der T a ik ü n J y e - m o t s i beseitigt werden. ' Ein vielleicht
gefälschter Befehl des M ik a d o zur sofortigen Vertreibung der
Fremden muss zum Vorwande dienen, der Gewalt den Anschein des
Rechtes geben; aber der Anschlag misslingt, J y e - m o t s i behält die
Oberhand. — Die Regierung schien sich nun zu kräftigem Handeln
ermannen zu wollen. Sie schickte eine Heeresmacht in die Berge
von Y a m a t t o , welche die LoNme in mehreren Treffen schlug und
ihre Banden zerstreute, liess viele in Y e d d o gefangene öffentlich hinrichten
und stellte für den Augenblick die bürgerliche Ordnung
wieder her. Die TAiKÜN-Herrschaft blieb bei aller Schwäche immer
die ; einzige Macht, welche einen Rest von Haltung und Ansehn
besass; sie hatte dem Drängen nach Gewaltsamkeit kräftig
widerstanden, die LoNiNe unterdrückt, und musste schon deshalb
von den Fremden gestützt werden. Als ihr gefährlichster Gegner
galt der Fürst von N a n g a t o ; es schien jetzt also doppelt wünschenswerth,
dessen Macht und Willkür zu brechen. Er that überdies
dem Handel der Fremden directen Schaden, und hatte noch kürzlich
mehrere mit Waaren für denMarkt von Y o k u h am a beladeneDschunken
bei S im o n o s e k i angehalten und verbrannt.
Die Diplomaten in Y o k u h a m a hielten zahlreiche (Konferenzen
und einigten sich, die Solidarität der Interessen anerkennend, mehr
und mehr über die einzuschlagenden Wege, zogen auch den oftgenannten
T a k em o t o in das Vertrauen, welcher nun wieder häufiger in
der Niederlassung erschien. Die Politik der Regierung war von jetzt
an lediglich die der Selbsterhaltung; sie strebte noch eine Zeit lang
die Fremden auf gütlichem Wege los zu werden, um den Gegnern
jeden Vorwand des Streites zu rauben und wo möglich das alte
System wieder herzustellen. Der T a ik ü n legt in seinem Circular
grossen Nachdruck auf seine Einmüthigkeit mit dem M ik a d o , und
erklärt sich offen als Gegner der Fremden, sucht aber mit deren
Hülfe seine Kriegsmacht zu stärken, und billigt, jedes offene Bünd-
niss perhorrescirend, im Geheimen ihre Operationen gegen seine
Feinde. T a k em o t o erklärte im Vertrauen, dass die Expedition gegen
S im o n o s e k i den Interessen des T a ik ü n nur förderlich sein könne,
bat aber, sie bis nach Abgang des Geschwaders geheim zu halten;
dann werde die Regierung laut dagegen protestiren. Gleich nach
Rückkehr des Barossa einigten sich nun die Diplomaten und
Admiräle über folgende Puncte: Erstere erklärten die Geschwader-
Commandanten von jeder Verantwortlichkeit für die Sicherheit der
Niederlassung entbunden ; die Verschanzungen,von S im o n o s e k i sollten
auch in dem Falle zerstört werden, dass sie das Geschwader nicht
angriffen; dieses sollte nach Vollendung seiner Aufgabe einige Schiffe
dort lassen um die Strasse offen zu halten, die übrigen aber zurücksenden;
der Fürst von N a n g a t o sollte als Seeräuber behandelt und
keine Unterhandlungen mit ihm gepflogen werden; das Geschwader
sollte sich aller Demonstrationen vor O s a k a enthalten. — In die
beiden letzten Puncte willigte der englische Gesandte wohl sehr
ungern; der französische Geschäftsträger und Admiral Jaurès bestanden
aber darauf und beugten dadurch jeder Einwirkung der Engländer
auf die inneren Angelegenheiten des Landes sowie der im Geheimen
vielleicht, géwünschten Occupation von S im o n o s e k i vor.
Die Gesandten glaubten nun wegen des ersten Punctes, die Sicherheit
von Y o k u h am a betreffend, noch mit den japanischen Behörden
in Verhandlung treten zu müssen. Diese liessen aber durch T a k em o t o