
erklärten, dass die Demüthigung N a n g a t o ’s der Sache des T a ik ü n
sehr förderlich sei. Die Menge hörte die Berichte ohne jede P a r te i lichkeit
für ihre Landsleute mit der Neugier eines Kindes an, das
sich jeder erfolgreichen Handlung freut. Dass der Eindruck auf den
Trabanten-Adel, den eigentlichen Träger der öffentlichen Meinung,
derselbe gewesen sei, ist sehr unwahrscheinlich. »Die Fremden kamen,
seitdem die um Y o k u h a jv ia aufgestellten Ü a Tm io - Soldaten durch
kaiserliche Miliz ersetzt worden waren, garnicht mehr mit solchen in
Berührung; doch lässt die Ende Juli erfolgte Concentrirung von
achttausend Mann kaiserlicher Truppen um die Niederlassung auf
feindselige Bewegungen der Fanatiker schliessen. — Am 31. Juli
wurde den fremden Vertretern die bevorstehende Rückkehr des
T a i k ü n notificirt, welchem nach den mündlichen Mittheilungen der
B u n y o ’s »der M i k a d o erlaubt hatte, sich zur Abwickelung dringender
Regierungsgeschäfte nach Y e d d o z u begehen«. Einige Tage
darauf langte er zur See dort an, geleitet von einem zahlreichen
Geschwader japanischer Dampfer. Ueber seine politischen Erfolge
und die daraus resultirende Stellung der kaiserlichen Regierung zu
den Fremden konnten die Diplomaten keinen Aufschluss erlangen;
die Beamten hüllten sich in ihre gewohnte Unergründlichkeit. Da
sich nun in der Lage nichts geändert hatte, so kündigte der englische
Geschäftsträger dem G o r o d z i o jetzt seine Absicht an, die von
dem Fürsten von S a t s u m a geforderte Genugthuung für die Ermordung
Richardson’s mit Gewalt der Waffen von ihm seihst zu erzwingen.
Die Antwort fiel so unbefriedigend aus wie sonst: die
Regierung habe verschiedene Pläne ausgedacht um die Sache zu
arrangiren, die Maassregeln der Engländer würden sie aber durchkreuzen;
man möge die Abfahrt des Geschwaders noch aufschieben.
Auf so unbestimmte Aeusserungen konnte der englische Geschäftsträger
nichts geben, und so lief Admiral Kuper mit dem grössten
Theile seines Geschwaders — der Schraübenfregatte Euryalus, den
Corvetten Perseus, Pearl, Argus und den Kanonenbooten Coquette,
Racehorse und Havoc — am 6. August nach K a g o s im a aus. An
Bord des Flaggschiffes befand sich Herr Neale, während seine mehr
oder weniger mit der Landessprache vertrauten Attache’s auf die
übrigen Schiffe vertheilt wurden.
Am 11. August fuhr das Geschwader durch die Vandiemens-
Strasse, lief noch denselben Tag in den Golf von K a g o s im a ein und
ging, nach einigen Schwierigkeiten wegen der grossen Wassertiefe,
gegen zehn Uhr Abends an einer geeigneten Stelle zu
Anker. Früh am nächsten Morgen kam vom Ufer ein Boot mit
zwei Beamten, welche allerlei Fragen über die Herkunft, Bestimmung,
Kanonenzahl der Schiffe u. s. w. thaten und sich dann wieder
entfernten. Einige Stunden darauf gingen die Schiffe unter
Dampf die Bai hinauf und legten sich vor die Batterieen der Stadt.
Bald erschien ein Boot mit vier Beamten: man habe erfahren,
dass ein Schreiben an den Fürsten von S a t s u m a abgegeben werden
solle; sie seien zu dessen Empfangnahme ermächtigt. Der Geschäftsträger
Hess ihnen seine Note mit den Forderungen der englischen
Regierung, - Bestrafung der Mörder Richardson’s und 25,000 Pfund
Sterling Entschädigung - nebst einer Anzeige vom Eintreffen des
Geschwaders und seiner Anwesenheit an Bord des Flaggschiffes
übermitteln; die Beamten kehrten nach einigen Stunden mit dem
Empfangsscheine zurück und erklärten, dass der Fürst sich
nicht in der Stadt, .‘sondern auf seinem Schloss, einige Meilen
landeinwärts befinde. Sie kamen an demselben Tage noch einmal
an Bord und ersuchten den Geschäftsträger mit dem Admiral an
das Land zu kommen, wo drei Räthe des Fürsten sie in einem
zu ihrem Empfange gebührend eingerichteten Hause erwarteten.
Diesem Ansinnen, welches in sehr dringender Weise wiederholt
wurde, glaubte der Geschäftsträger nicht entsprechen zu können
ohne sich der Gefahr einer verrätherischen Gefangennehmung auszusetzen,
wie Golownin sie erfahren hat. Er antwortete, dass der
Zweck seines Kommens in dem übergebenen Schreiben dargelegt
sei und dass er keine weitere Mittheilung zu machen habe. Am
folgenden Tage, den 13., kam ein Beamter höheren Ranges langseit
des Flaggschiffes, gefolgt von mehreren Booten mit zweischwer-
tigen Trabanten; er liess fragen, ob der Geschäftsträger ihn selbst
empfangen würde und stellte seinerseits zur Bedingung, vierzig Bewaffnete
mitbringen zu dürfen. Der Admiral liess dem Fallrep
gegenüber einen Zug Seesoldaten unter Gewehr treten; die Trabanten
kamen an Bord, wurden in einer Reihe neben den Geschützen
aufgestellt und hockten sogleich nach japanischer Art auf ihre Fersen
nieder. Nun kam der Bevollmächtigte und wurde zu Herrn Neale
in die Kajüte geführt, war aber in solcher Aufregung, dass ihm
die Sprache stockte. Einer seiner Begleiter ergriff das Wort und
erklärte, dass sie eine schriftliche Antwort zu übergeben, zugleich
aber eine mündliche Mittheilung von Wichtigkeit zu machen hätten.