
76 Der Theestrauch. VII.
erreicht, bei Y e d d o im Februar und März, gefüllte in den Gärten
schon früher. Der Baum ist aber zu häufig um die Gärtner viel zu
beschäftigen; so regelmässige vollkommene Blüthen, wie die gefüllten
unserer Treibhäuser, sieht man dort kaum.
Der Cameha sehr nahe verwandt ist der Theestrauch, der
auch zuweilen als Zierpflanze gezogen wird; seine Blätter und
Blüthen sind jener ganz ähnlich, nur kleiner, die Blume weiss, einfach
fünf blättrig, mit vielen gelben Staubfäden. Man findet ihn
häufig verwildert, zumeist an Hecken und Ackerrainen, in der Nähe
ländlicher Wohnungen; von solchen Sträuchern pflückt der japanische
Landmann seinen Hausbedarf. Die grösseren Pflanzungen
hegen im Inneren des Landes, die berühmtesten in den Landschaften
F id s e n und Vamasiro. Kämpfer, Thunberg und Siebold geben ausführliche
Abhandlungen über den Anbau und die Bereitung des
Thees; da aber wahrscheinlich keiner dieser Reisenden die Pflan-
zungen selbst besucht hat, so werden ihre auf Berichten der Landesbewohner
fussenden Angaben darüber mit Vorsicht aufzunehmen
sein. Von der Zurichtung der Blätter, wenigstens in kleinem Maassstabe,
kann man schon bei den Landleuten Kenntniss gewinnen.
Der Theestrauch soll an Berglehnen, wo niedrig schwebende
Wolken sich häufig anlehnen, in fünf- bis achthundert Fuss Meereshöhe
am besten gedeihen; die Pflanzungen werden, nach Siebold,
vorzugsweise an nicht zu steilen, der Morgensonne ausgesetzten
Hängen, entfernt von menschlichen Wohnungen, Rauch und anderen
Dünsten angelegt; sie bedürfen eines eisenhaltigen mit etwas Kies
und Dammerde versetzten Thonbodens7). Man zieht den Strauch
aus Samen, welche, im Gartenlande in kleinen Kreisen osc hifof t,' im
Mai oder Juni aufgehen; nachdem die schwächlichen Pflanzen aus-
7) Professor Nees von Esenbeck und Herr L. A. Marquart, welche die von
Herrn von Siebold mitgebrachte Erde einer Theepflanzung untersuchten, fanden
folgende Bestandtheile:
Hundert Gran Erde enthielten
Kieselerde . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Gran,
Eisenoxyd . . . . ............................. . 9 »
Thonerde 22 »
Mangonoxyd )
T a lk e rd e .. . i 'mSefähr * *
®ps . . . ................................................... \ ~
H um u s ..................................................... 1 »
Phosphorsäure ...................................Spuren,
Hydratwasser......................................... 14 Gran.
VII. Thee-Lese und Zurichtung.
o-erupft und die Endsprossen der übrigen schon im ersten Jahre
gekappt sind, breiten die Zweige sich aus und verwachsen in eine
buschige Krone. Erst wenn der Strauch Kraft gewonnen versetzt
man ihn in die mit getrockneten Sardellen, Oelkuchen und ausgepressten
Senfsamen gedüngten Pflanzungen8); die Büsche stehen
dort in Zwischenräumen von drei bis vier Fuss und werden häufig
mit Jauche begossen. Die erste Lese soll in Japan im vierten oder
fünften Jahre nach der Aussaat stattfinden; kräftige Büsche liefern
dann mehrere Jahre lang reichliche Aernten, verkümmern aber
endlich in Folge der fortgesetzten Beraubung und müssen, wo es
nicht gelingt, die Triebkraft durch Kappen und Beschneiden wieder
zu beleben, durch neue ersetzt werden. irJjgDie erste Jahresärnte
findet Anfang April statt; man bricht dann die jungen zwei bis
drei Zoll langen Triebe ab, und lässt sie zu Hause von Frauen und
Kindern ablesen9). Die zartesten Herzblättchen werden ausgesondert
und geben den feinsten, die gröberen den sogenannten Mahl-Thee.
— Sobald der Strauch neue Sprossen getrieben hat, schreitet man
zur zweiten Lese, pflückt jetzt die Blätter selbst von den Sträuchern
und sondert sie vor der Zurichtung in gröbere und feinere SÖrten.
Die dritte Aernte liefert die gröbsten und härtesten Blätter, pä- Man
sammelt jedesmal nur soviel, als man noch an demselben Tage bereiten
kann; die Zurichtung soll auf nassem oder trockenem Wege
geschehen. Bei letzterer werden die irischen Blätter auf eiserne
P f a n n e n geschüttet und über Kohlenfeuer unter beständigem Umrühren
erhitzt; man breitet sie dann auf Matten aus, um sie mit der flachen
Hand unter mässigem Druck zu rollen, wobei sie einen gelblich-grünen
Saft von sich geben. Darauf lässt man die halb gerollten Blätter
an der Luft erkalten und verfährt auf dieselbe Weise mit einer
zweiten und dritten Menge. Die so bereiteten Haufen werden
nachher wieder vorgenommen und auf die angegebene Weise noch
drei- bis viermal geröstet und gerollt, bis die Blättchen fest zusammengewickelt
und vollständig trocken sind. Zuweilen soll die letzte
. Darre in hölzernen Kasten mit Papierböden vor sich gehen.
8) Nach Siebold. Fortune der die Tlieedistricte von China bereiste, bezweifelt
diese Angabe; sie ist aber bei der raffln jrten Düngerwirthschaft der Japaner nicht
unwahrscheinlich.
fl) Nach Siebold. In China pflückt man nach Fortune immer nur Blätter und
Blattknospen, niemals Zweige ab. Eine Darstellung des Theebaues in China, der
in vielen Stücken von dem japanischen abweicht, soll später folgen.