
Beim Abschied der B d n y o ’s fragte Graf Eulenburg nach dem
Befinden des H o r i O r ib e - n o - k a m i und erbot sich ihm einen Arzt zu
schicken. M ü r a ö a k i dankte sehr verbindlich: sein College sei gefährlich
krank und habe wenig Aussicht auf Genesung; sollte noch
Rettung möglich sein, so werde man den ärztlichen Beistand gern
annehmen. H o r i O r ib e war damals längst begraben.
Wir sollten das alte Jahr noch acht japanisch beschliessen,
mit Feuer, Sturm und Erdbeben. Den 30. Abends gegen zehn erhob
sich in Akabane plötzlich ein grösser Tumult; draussen schlug man
Feuerlärm. Die Köche hatten die Bratöfen zu stark geheizt; dadurch
gerieth die aus Mörtel, Stroh und Bambus gebaute Hinterwand der
Küche in Brand, und die Gluth der Esse brachte auch die Dachbalken
zum Glimmen. Das ganze Haus war voll Rauch, man packte
schnell die wichtigsten Papiere zusammen und ging dann an das
Löschen. Einige Spritzen waren gleich zur Hand, unsere Leute
und die Japaner schon in voller Thätigkeit. Das Küchendach sass
dicht voll Menschen welche einander die Eimer zureichten um die
Essen von oben zu küblen, und dabei selbst von den unten aufgestellten
Spritzen mit reichlichen Strahlen überfluthet wurden. Das
Feuer war bald ausgegossen und die Löschenden stiegen nicht angesengt,
aber pudelnass und triefend herunter. Wir kamen mit dem
Schreck und einer kleinen Erpressung davon; denn kaum war der
Brand gelöscht, so erschien auch der japanische Haus-Dolmetscher
bei dem Legationssecretär mit der Anzeige, dass etwa dreissig Japaner,
— Hausdiener, Betto’s , Arbeiter — Hülfe geleistet und
»sehr viel Noth gelitten hätten«. Der englische Gesandte habe nach
dem Feuer in T o-dzen-dzi jedem Japaner einen Itsibu geschenkt
und das Gesinde von Akabane würde sehr dankbar sein, wenn Graf
Eulenburg ein Gleiches thäte, »only if you like it«, wie er höflich
hinzusetzte. — Sie wären natürlich auch ohne Mahnung für ihren
Eifer belohnt worden. — Der Schaden am Küchendache war nur
eerine; die beiden Bratöfen und die Wand o Ö ' dahinter mussten neu
aufgebaut werden.
Den 31. December um vier Uhr wurde das Haus über unseren
Köpfen gerüttelt dass alle Balken krachten und wir schleunigst hinaussprangen.
— Eine Stunde später schrie wieder Jemand, es brenne;
das ¡ranze Haus wurde tumultuarisch durchsucht: — niemand wusste
wf er zuerst Ögerufen und den blinden Lärm veranlasst hatte. Es
war als sollten unsere Nerven auf die Anspannung der nächsten
Wochen vorbereitet werden, deren Aufregung man längst vergessen
hätte ohne die schreckliche Katastrophe, welche allen Betheiligten
das Andenken an Y e d d o auf immer trüben wird.
Wir verbrachten die Sylvesternacht noch in ausgelassener
Heiterkeit, während draussen wilde Stürme tobten. Die Spieltische
übten nicht die gewohnte Anziehungskraft, man schritt bald zum
Mehlschneiden, Hahnenkampf und dergleichen sinnreichen Spielen,
und lachte sich noch recht müde. Kurz vor Mitternacht wurde der
Weihnachtsbaum wieder angezündet, und mit dem Glockenschlage
zwölf erklangen die Gläser zur Begrüssung des Neuen Jahres.
Dann wurde es still, und das Quartett von der Thetis stimmte
das Lied an:
»Das ist der Tag des Herrn.«