
Feldfrüchte. Reisbau. VII.
den genannten — Weintrauben, Wassermelonen, Auberginen, Kür-
bisse, zwei Pflaumenarten, wilde Citronen, Mandeln, Kirschen,
Mispeln, Cactusfeigen, Wallnüsse, Himbeeren, Kastanien, Salisburia-
Nüsse und Diospyros Kaki, die sogenannte Quittenfeige, eine sehr
wohlschmeckende und erfrischende Prucht von schönem Aussehn.
Aechte Erdbeeren werden hier und da in Gärten eultivirt, eine geschmacklose
Fragaria wächst wild in den Wäldern.
Unter den Feldfrüchten5) ist der Reis die wichtigste; -
davon gibt es zwei Arten, Flächen- und Hügel-Reis. Letzterer
bedarf keiner Bewässerung und wird unter den Sommerfrüchten
auf hochgelegenen oder abschüssigen Feldern, aber nur in geringer
Menge gebaut. Der Flächenreis dagegen liefert die Hauptmasse
der japanischen Nahrung und wächst in ebenen Thalgründen oder
äuf sorgfältig nivellirten Aeckern, die sich stufenförmig die unteren
Berghänge hinaufziehen, zuweilen bis auf sechshundet Fuss Meereshöhe.
Seine regelmässige Bewässerung wird aus Behältern bewirkt,
welche an der höchsten Stelle der Thalebene, oder auf dem Bergeshang,
oft sechs- bis siebenhundert Fuss hoch an platten quellenreichen
Plätzen hegen. Die Schleuse des Reservoirs, deren Maassstab
den Verbrauch genau anzeigt, steht gewöhnlich unter Aufsicht
der Obrigkeit; sie wird nach Bedarf geöffnet um das Wasser auf
das oberste Feld und von da stufenweise durch eine Reihe von
Schleusen auf die tiefer gelegenen zu leiten; man hat es, je nach
dem Vorrath, in der Gewalt, mehrere Aecker zugleich oder einen
nach dem anderen zu speisen. Ein Canal, welcher den Abfluss des
Reservoirs nach den Flüssen oder dem Meere vermittelt; wenn kein
Wasser gebraucht wird, nimmt, an den Feldern vorübergeleitet,
auch die dort überflüssig gewordene Menge in sich auf. Wo die
Bodenverhältnisse solche Anlage nicht zulassen, bewirkt man die
Bewässerung durch Schöpfräder.
Im Winter liegen die Reisfelder grösstentheils brach, nur
an wenigen Orten wird eine zweimalige Aernte gewonnen. Hier
häuft man im Spätherbst die Erde in den Feldern streifenweise zu
drei Fuss breiten Beeten auf, die in querlaufenden Zeilen mit
Frühgerste bestellt werden. Sie erheben sich bald als üppige Rasenbänke
aus der Reissaat des überschwemmten Feldes und werden
B) In den folgenden von der Agricultur der Japaner handelnden Blättern hat der
Verfasser vprzüglich die Berichte des landwirtschaftlichen Sachverständigen der
Expedition und die Arbeiten der Herren von Siebold und Fortune benutzt.
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zu Anfang Juni abgeärntet, darauf der ganze Acker umgestürzt,
geebnet und das durch die Stoppeln gedüngte Land von neuem
mit Reis bestellt, der im Herbst eine zweite Aernte bringt. — Bei
einmaliger Aernte beginnt die Bestellung im April; die Felder werden
meistens ümgegraben, selten umgepflügt. Der Boden ist durch die
atmosphärischen Niederschläge und künstliche Berieselung tief durchweicht,
oft überschwemmt, und die Arbeit sehr beschwerlich; beim
Pflügen stecken Thiere und Menschen bis an die Brust in Schlamm
und Wasser. — Frauen und Kinder schneiden unterdess auf Rainen
und Abhängen Gras und Kräuter, die, in grünem Zustand auf die
Aecker gebracht und dem Schlammboden vermengt, in kurzer Zeit
faulen; die Oberfläche wird geebnet und schon nach vierzehn Tagen
ist jede Spur des grünen Düngers verschwunden. Während der
Zeit hat man in den Ecken der Felder kleine Saatbeete angelegt,
die, sorgfälltig umgegraben, gedüngt und mit einem niedrigen Damm
ums'eben, nach Erfordern besonders überrieselt O werden können.
Man taucht die Körner in flüssigen Dünger und säet sie sehr dicht;
die jungen Pflänzchen spriessen schon nach drei bis vier Tagen
aus dem Boden und wachsen bei der warmen feuchten Luft mit
unglaublicher Schnelligkeit. Anfang Juni beginnt bei Y e d u o die
Umpflanzung: der Arbeiter nimmt ein Bündel Pflänzchen unter den
linken Arm und zerstreut sie, den Bedarf genau abmessend, auf das
drei Zoll hoch mit Wasser bedeckte Feld; andere stecken sie dort
reihenweise in den schlammigen Boden. Eine Schaar Kraniche und
Reiher pflegt den Arbeitern zu folgen und die Würmer aufzulesen.
Anfang Juli ist die Umpflanzung fertig und die Aecker bedürfen
dann ausser regelmässiger Bewässerung keiner weiteren Pflege, als
dass der Boden zuweilen aufgelockert und das Unkraut zwischen
den Reihen gejätet werde. Nur auf wenigen, ungünstig gelegenen
Feldern wird der Reis gesäet; solcher bringt aber gegen den
gepflanzten nur geringe Erträge. Die Aernte ist im November.
Wir hatten auf unseren Ritten oft Gelegenheit das Abstreifen der
Körner zu beobachten: auf einer zwei bis drei Fuss hohen Holzwand
ist eine harkenartige Reihe dichtstehender Zinken befestigt,
der Arbeiter nimmt ein Bündel Pflanzen und zieht sie durch diesen
Rechen; jenseits fallen die Körner nieder, diesseits das Stroh. Die
Reiskörner müssen nun noch von den Hülsen befreit werden: das
geschieht in grossen nach unten verjüngten Holzmörsern, in welche
umgekehrt kegelförmige, abgestumpfte Holzhämmer, von Menschen