
am Abhange der dicht bewachsenen Höhe, welche weiter nördlich
den Tempel von S a k a i d z i trägt. Von den im Rücken des Grundstückes
liegenden Stadtvierteln laufen zu beiden Seiten desselben
abschüssige "Wege nach dem T o k a i d o hinab, auf welchen das
Hauptportal mündet; Nebeneingänge befinden sich auf der Höhe
und an der nördlichen Seite. Der ausgedehnte Tempelgarten ist
also von allen Seiten zugänglich und überdies nur mit Hecken und
schwachen Zäunen eingefriedigt, welche leicht zu durchbrechen sind.
Der kleine Vorhof vor dem Haupteingange des Gesandtschaftshauses,
welches mit dem Tempel zusammenhängt, war seit Heuskens Ermordung
durch einen Palisadenzaun abgegränzt und mit verchliess-
barer Thür versehen; nach den anderen Seiten ist das Gebäude
offen und auch vom Tempel aus leicht zugänglich. In den warmen
Sommernächten Hessen die Bewohner nicht einmal die Holzläden
vorsetzen, mit welchen sonst die japanischen Häuser Abends geschlossen
zu werden pflegen. Die Wache von T o - d z e n - d z i bestand
seit Heuskens Ermordung aus hundertfunfzig Zweischwertigen, kaiserlichen
und D a im i o - Soldaten, die theils in den an das Wohnhaus
gränzenden Gebäuden, theils in besonderen Wachthänsern an den
Eingängen und längs des von dem Hauptportal nach dem Tempel
führenden Weges untergebracht waren. In das Innere des Wohngebäudes
eine Y a k ü n i n - Wache aufzunehmen, wo sie nach Ansicht
der japanischen Staatsbeamten allein Sicherheit gewähren konnte,
hatte Herr Alcock sich niemals entschliessen können. — Zwei
Nachtwächter im Dienste der Gesandtschaft mussten die Nacht
durch auf dem ganzen Grundstück die Runde machen.
Herr Alcock ging am 5. Juli gegen eilf Uhr zur Ruhe, wurde
aber bald von einem seiner Attache’s mit der Nachricht geweckt,
dass draussen ein grösser Tumult sei und der vordere Eingang
forcirt werde. Er hatte sich kaum erhoben als der kurz vorher ein-
getroffene Gesandtschafts-Secretär Oliphant und der Consul Morrison
aus N a n g a s a k i , der Herrn Alcock nach Y e d d o begleitet hatte, in
das Zimmer stürzten, ersterer aus zwei schweren Wunden am Arm
und im Nacken, letzterer aus einer Schramme an der Stirn blutend.
Zwei andere Attache’s folgten. Kurz darauf hörte man Leute von
der Gartenseite in den anstossenden Raum brechen, welche dann
aber eine falsche Richtung einschlugen und das Zimmer, wo Herr
Alcock mit den Seinen ganz stille blieb, verfehlten, obgleich nur ein
leichter Gaze-Vorsatz sie davon trennte. Auf der Vorderseite hörte
«
man dann, wie der Lärm sich allmälich entfernte; der Angriff schien
hier also abgeschlagen. — Herr Alcock wollte jetzt nach dem Legations
Attaché Macdonald sehen, der in einem entfernten Ausbau des
Hauses wohnte, und musste auf dem Wege einen dunkelen Gang
passiren; am Ende desselben zeigten sich Gestalten, die aber verschwanden,
als einer seiner Begleiter Feuer gab. Man hörte draussen
noch ab und zu wildes Geschrei und Schwerterklang; endlich wurde
es ganz still. Jetzt erschien einer der Haus-Y a k u n i n c mit dem fehlenden
Attaché und bat die Herren sich ruhig zu verhalten, bis das
ganze Haus durchsucht wäre. Der Gesandte blieb natürlich mit
seinen Leidensgefährten die ganze Nacht auf, verband die Verwundeten
und traf in Erwartung eines erneuten Angriffs Vertheidi-
gungsmaassregéln; die Japaner schlugen auch mehrfach Lärm, da
einige der Banditen sich in das Dickicht des Friedhofes geflüchtet
hatten und dort gesucht wurden; doch erfolgte keine weitere
Belästigung. — Der Attaché Macdonald hatte beim Schlafengehen
gehört, wie Leute in das anstossende Badezimmer einbrachen, und
vergebens nach der IVache gerufen ; war dann aber von aussen
herum nach dem Hofe geeilt, wo er mehrere Gruppen in wüthen-
dem Schwertkampfe fand.' Bewaffnete mit Laternen strömten von
allen Seiten zu, und die Angreifer sollen gerufen haben, dass sie
mit ihren Landsleuten nichts zu schaffen hätten und nur den Fremden
an den Leib wollten. Einige YAKtrame zogen den Attaché, der
in seinem weissen Nachtzeug sehr kenntlich war, schnell bei Seite
und bedeckten ihn mit ihren eigenen Röcken.
Die Angreifer waren von vom gekommen und, da sie das
auf den T o k a i d o führende Hauptthor verschlossen fanden, daneben
über den Zaun gesprungen, hätten den Thorhüter, der auf den Lärm -,
herauskam, niedergehauen, und die Richtung nach dem Tempel
eingeschlagen. Sie stürmten an den dicht am Wege stehenden
Wachthäusern vorbei, stiessen einen B e t t o und einen bellenden
Hund nieder, die ihnen in den Wurf kamen,t verwundeten einen
japanischen Koch der Gesandtschaft und ergriffen vor dem . Thor
des abgezäunten Vorhofes den Wächter desselben, dem sie unter
wüsten Drohungen befählen, sie^ nach den SChlafgemächern der
Bärbaren zu führen. Der Wächter,, heuchelte Gehorsam, entsprang
aber plötzlich und erhielt einen furchtbaren Hieb zwischen die
Schultern; es gelang ihm dann in einen lotusbewächsernen Teicli zu
entschlüpfen, und er ist von seiner schweren Wunde.; schliesslich