
meer, .um in N a n g a s a k i ein Schreiben der Regierung über die Herstellung
des freundschaftlichen Verhältnisses zu den Fremden abzugehen.
Er hatte am 7. Juli Abends vor dem inneren Eingänge der
Strasse von S im o n o s e k i Anker geworfen und schickte sich am folgenden
Morgen zur Weiterreise an, als von der Küste von N a n g a t o
her ein Boot mit japanischen Beamten kam, welche allerlei Fragen
über seine Herkunft, Bestimmung u. s. w. thaten und nach kurzem
Bescheide abgewiesen wurden. Bald darauf hörte man Signalschüsse
am Ufer. Der Capitän, welcher vom Angriff auf den
Pembroke nichts wusste, hatte kein Arg, liess Anker lichten
und fuhr in die Meerenge ein, als plötzlich eine Batterie zwei
scharfe Schüsse feuerte, deren Kugeln weit hinter dem Fleck des
Dampfers einschlugen. Man hielt es für eine Schiessübung. Als
aber die nächste Kugel dicht über das Schiff wegsauste und noch
zwei andere Batterieen zu spielen begannen, ging der Capitän, um
die Bedeutung des Grusses zu erfahren, vor Anker und brachte ein
Boot zu Wasser, das im nächsten Augenblick von einem schweren
Geschosse zerschmettert wurde. Zu gleicher Zeit eröffneten auch
zwei vor S im o n o s e k i liegende Schiffe europäischer Bauart das Feuer.
Da galt also kein Zaudern, der Capitän liess Anker und Kette im
Stich und setzte seine Fahrt mit voller Dampfkraft fort, während
ein eiserner Hagel sein Takelwerk zerriss und die Brustwehr zertrümmerte.
Die beiden Schiffe vor S im o n o s e k i hatten unterdessen
Segel gesetzt und liefen bei dem günstigen Winde dem K i e n - t s a n
rasch auf; der Capitän entschloss sich daher mit seinem flach gehenden
Dampfer durch einen bis dahin unversuchten Seitenarm der
Meerenge zu laufen, den gewöhnlieh nur Dschunken benutzen, und
rettete sich dadurch; denn die weit grösseren Schiffe mit der Flagge
von N a n g a t o wagten sich nicht in das seichte Fahrwasser. Er
musste zwanzig Minuten lang das wohlunterhaltene Feuer mehrerer
Batterieen und Schiffe aushalten, entkam aber ohne Verlust an
Menschenleben und ohne Leck, obgleich der Rumpf des K i e n - t s a n
an Steuerbord mit Kugeln gespickt wurde. Einige Matrosen waren
durch Holzsplitter leicht verletzt.
Auf der Weiterreise nach N a n g a s a k i begegnete der K i e n - t s a n
der niederländischen Dampfcorvette Medusa, welche mit dem unter-
dess zum General-Consul ernannten Herrn de Graeff van Polsbroek
an Bord auf dem Wege nach Y o k u h a m a war und ebenfalls durch
das Binnenmeer gehen sollte. Der Capitän des K i e n - t s a n sprach
sie an, berichtete sein Abentheuer und gab Depeschen für den
Admiral Jaures mit. Die Medusa war also einigermaassen vorbereitet,
als sie in die Strasse von S im o n o s e k i einlief.
Vor der Stadt lagen wieder die beiden Schiffe, eine Brigg
und eine Bark mit der Flagge des Fürsten von N a n g a t o im Grosstop.
Sie gaben Signalschüsse ab, und der Commandant der Medusa,
Capitän van Casembroot, machte die Corvette gefechtsklar. Als
sie sich auf drei Kabellängen genähert hatte, eröffneten die beiden
Schiffe und die nächste Batterie ein heftiges Feuer. Capitän Casembroot
antwortete sehr nachdrücklich aus seinen acht Backbordsgeschützen,
brachte auch, langsam avancirend, jene Batterie zum
Sciiweigen, und beabsichtigte die Schiffe in Grund zu bohren; doch
war das Wasser nicht tief genug, und er musste, von drei anderen
im Gebüsfch versteckten Batterieen jetzt mit einem Kugelregen überschüttet,
bei der Ungleichheit des Kampfes seinen Weg schneller
fortsetzen. Die Medusa erhielt in dem anderthalbstündigen Kampfe
einunddreissig Schüsse, davon siebzehn in den Rumpf. Ein dreissig-
pfündiges Geschoss tödtete drei Mann und verwundete einige andere
mehr oder weniger schwer. Mehrere seehzehnzöllige Granaten
platzten an Bord, und zweimal brach Feuer aus, das bald wieder
gelöscht wurde. Hätte eine Kugel das Steuerruder oder die Maschine
beschädigt, so war das Schiff verloren.
Als der Pembröke in Shanghai eintraf, lag dort die amerikanische
Dampfcorvette W i o m i n g , ein Schiff von geringem Tiefgänge
und grösser Schnelligkeit, mit wenigen Kanonen vom stärksten
Kaliber. Der Capitän beschloss sogleich an den Japanern Rache
zu üben, dampfte wenige Tage nach der Medusa in die Strasse von
S im o n o s e k i hinein und fand ausser den beiden Segelschiffen noch
einen Dampfer des Fürsten von N a n g a t o vor der Stadt. Er lief,
auf den geringen Tiefgang seines Fahrzeugs vertrauend, mit voller
Schnelligkeit ohne einen Schuss abzugeben durch das Feuer der
Batterieen, dann mitten zwischen den Dampfer und die Segelschiffe
hinein, denen er seine Breitseiten gab. Der Dampfer,
der eben angreifen wollte, war stark bemannt; eine Kugel scheint
durch seinen Kessel gegangen zu sein, wenigstens strömte der
siedende Dampf in dichten Wolken aus dem Rumpf, und die
Bemannung warf sich Rettung suchend in das Wasser. Der
W i o m in g sollte nun umwenden um den Kampf mit den Schiffen
wieder aufzunehmen, gerieth aber bei der geringen Breite des
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