
und wo sich grade ein Bedürfhiss nach anderen Früchten fühlbar
macht, mit erhöhten Beeten durchzogen, auf denen man Baumwolle,.
Bataten, Buchweizen u. s. w. baut. Ist dem Bedürfniss genügt, so
stürzt man die Beete weder um und bestellt das Feld seiner früheren
Bestimmung gemäss. Die Leichtigkeit, mit der diese Umwandlungen
vor sich gehen, beweist die tiefe Auflockerung des Bodens, welche
als Hauptvorzug der japanischen Agricultur gilt; sie erstreckt sich
auch auf die trockenen Höhenfelder, wo durch die abwechselnde
Umarbeitung der Reihen das Erdreich fortwährend bis zu grösser
Tiefe aufgewühlt, und durch das Auf höhen der lockeren mit faulenden
Stoppeln versetzten Ackerkrume den Wurzeln, unaufhörlich
frischer und bequemer Nahrungsstoff zugeführt wird. Die Pflanze
saugt bei dieser Behandlung ihre Nahrung aus einer verhältniss-
inässig grossen Bodenmenge, und verwerthet vollständig bis auf
grosse Tiefe dessen Kraft ohne ihn anzugreifen, denn die nächste
Reihe geniesst wieder derselben Vortheile. Der Landmann weiss.
genau, wie viel Dünger er zu einem gegebenen Stück Landes bedarf,
und bestellt niemals mehr als er hinreichend düngen kann. Auf die
Bereitung des Düngers verwendet er die grösste Sorgfalt und
scheint dabei einer anerkannten und seit lange feststehenden Praxis
zu folgen; Geruch, Aussehn und Aufbewahrung desselben sind
überall gleich, wohin man kommen mag.
Der Viehstand ist so gering dass er für die Düngerbereitung
gamieht in Betracht kommt, der japanische Landmann ist ganz auf
sich selbst und seine Mitmenschen angewiesen. Er sorgt aber auch
dafür dass nichts verloren geht: nicht nur in den Häusern, sondern
auch auf den Strassen, in Feld und Wald wird Alles in Fässern
und Gefässen aufgefangen; ein tiefes V'erständniss für die Wichtigkeit
dieses Gegenstandes durchdringt die höchsten wie die niedrigsten
Classen; man .sieht selbst auf dem Lande in den entlegensten Winkeln
und bei den Hütten der Armen niemals eine Verunreinigung ausser
an den dazu bestimmten Stellen. In den Städten hat der Exeremen-
tenhandel eine feste Organisation, die Stoffe werden in bestimmten
Zeiten der Reife abgeführt; man begegnet in der Umgegend von
Y e d d o täglich den langen Zügen damit beladener Lastpferde und auf
den Canälen zahlreichen Düngerbooten. i%- Die eigentliche Bereitung
geht in grossen Fässern oder Steintöpfen vor sich, die auf den
Höfen und überall auf den Feldern bis an den Rand in die Erde
gegraben sind. In diese werden die Excremente geschüttet und ohne
irgend einen anderen Zusatz soweit mit Wasser verdünnt, dass die
Masse sich durch tüchtiges Unirühren in einen lein zertheilten und
o-leichmässigen Brei verwandeln lässt. Man setzt dann beim Anwachsen
des Vorrathes unter gleicher Behandlung immer mehr Excremente
und Wasser zu bis das Fass voll ist, arbeitet die Masse nochmals
gehörig durch und lässt sie je nach der Witterung noch zwei bis
drei Wochen gähren; die festen Bestandtheile senken sich allmälieh,
das Wasser verdunstet. Ein zum Verschieben eingerichtetes Strohdach
wird nur bei Regenwetter vor die Grube gezogen, bei klarem
Himmel dagegen seitwärts gerückt, damit Sonne und Wind gehörig
auf die- Masse wirken können. In frischem Zustande verwendet der
Japaner seinen Dünger niemals.
Compostdünger wird aus Stroh und Häcksel, überflüssiger
Spreu, den aufgesammelten Excrementen der Pferde, Schalen und
Abfällen von Gemüsen, Fischen und Seethieren bereitet. Man bringt
diese Ingredienzien mit etwas Rasenerde vermischt in kleine Haufen
und versieht diese mit einem Strohdach. Ab und zu werden sie
befeuchtet und umgestochen, und machen unter der kräftigen Einwirkung
der Sonne eine rasche Fäulniss durch. Dieser Compost
dient, wie die Asche, zur Bodendüngung v o r der Bestellung, der
breiartige aus menschlichen Excrementen bereitete ausschliesslich
zur Kopfdüngung.
Die mineralische Zusammensetzung des japanischen Bodens
solivié ausser den Gegenden die vulcanischen Ursprungs sind, —
im Allgemeinen dem Ackerbau nicht besonders günstig sein. Europäer,
welche die Landreise von N a m g a s a k i nach Y e d d o gemacht
haben, erzählen von der auffallenden Ausdehnung sandiger Strecken
die nichtsdestoweniger mit grossem Erfolge bebaut werden. Bei
K a n a g a v a und Y e d d o fand der landwirthschaftliche Sachverständige
der Expedition, von welchem die hier mitgetheilten Angaben grossen-
theils herrühren, auf den Höhen überall einen braunen, sehr feinen,
aber nicht allzu fetten Thon, in den Thälern dagegén eine schwarze
lockere Gartenerde, die man bei Abgrabungen in gleicher wenn auch
etwas festerer Qualität bis auf zwölf bis fünfzehn Fuss Tiefe verfolgen
konnte. Dieser Boden macht den Eindruck grösser Fruchtbarkeit,
soll aber nichtsdestoweniger arm sein; der gartenkundige
Fortune, der sie auch auf höher gelegene Ebenen fand, vergleicht
die Formation einem durch lange Bebauung umgestalteten Torfmoor,
dessen Niveau stellenweise durch vulcanische Kräfte gehoben wäre,