
Kuchens mussten bei dieser Gelegenheit dem Statthalter nachgeschickt
werden.
O k a b e S u r u n g a - n o - k am i machte den angenehmsten Eindruck;
er sprach dem Gesandten seine Ereude über den Abschluss des
Vertrages aus, that auch theilnehmende Fragen über dessen Aufenthalt
in Y e d d o und die japanischen Bevollmächtigten, welche ihm
befreundet waren. Die Unterhaltung wurde diesmal englisch geführt,
das der japanische Dolmetscher ganz fliessend sprach. Graf Eulenburg
beschenkte seine Gäste nach dem Essen in der gewöhnlichen
Weise und verabscBiedete sich dann um einen Spaziergang am
Lande zu machen, während Jene noch eine Weile an Bord blieben.
O k a b e befand sich zum ersten Mal auf einem so grossen Kriegsschiff',
wurde in allen Räumen herumgeführt und besah unter tausend
Fragen die Einrichtung sehr genau.
Zum 21. Februar hatte der niederländische Consul den Gesandten
mit seinen Begleitern und das Officiercorps der beiden
Schiffe zu einer Landparthie nach Mocu eingeladen, an der auch
die anderen Consuln und die meisten in N a n g a s a k i angesessenen
Fremden Theil nahmen. Wir brachen gegen zehn Uhr von D e s im a
auf, die Meisten zu Fuss, Einige zu Pferde; der Weg ist bergig
und besteht grossentheils in schlüpferigen Treppenpfaden. Man
steigt zunächst den Westabhang des kleineren Thaies hinan, das
sich von Süden her auf die Stadt öffnet, dann allmälich bis zur
Höhe des Joches, welches das Südufer der Bucht bildet. Die
Gegend hat Aehnlichkeit mit Gebirgslandschaften an den Süd-
Abhängen der Alpen: theils bewaldete, theils kahle Gipfel, überragt
von schroffem Felsgrat; die Abhänge mit Nadelholz und immergrünem
Gesträuch bestanden, tiefer unten Raps- und Gerstenfelder.
Hier und da hegen ärmliche Bauernhütten; der Boden ist mager
und steinig, die Cultur auf diesen Höhen nicht reihenweise wie
sonst, sondern der unseren ähnlich. Eine Daphne mit weissen
wohlriechenden Blüthen zierte das Gebüsch. —' Man steigt in ein
Thälchen hinunter, dann über einen zweiten Kamm zum jenseitigen
weiten Golf hinab, an dessen Ufer das Fischerdorf M o g i , das Ziel
unserer Wanderung liegt. Die Entfernung von N a n g a s a k i beträgt
reichlich zwei Stunden.
Der Ortsvorsteher hatte Herrn Metmann bereitwillig sein Haus
zur Bewirthung der Gäste eingeräumt; man nahm dort vorläufig ein
kleines. Frühstück und machte dann einen Spaziergang am Seegestade,
das reich is$ an schönen Felsparthieen. Der weite Golf
lag in spiegelglatter Ruhe, von jenseit schimmerten die Gebirge der
Halbinsel S im a b a k a aus bläulichem Dufte herüber; sie gipfeln in der
breiten Masse des übel berufenen W u n t s e n - t a k e , eines mächtigen
Vulcanberges, der, soweit die geschichtliche Ueberlieferung reicht,
im Jahre 1792 seinen ersten Ausbruch hatte. Erscheinungen vul-
canischer Thätigkeit zeigte der Berg schon seit Jahrhunderten; die
siedenden Quellen an seinen Abhängen, O h o - t s ig o k und K o - t s ig o k
— die grosse und die kleine Hölle — dienten schon in den Christenverfolgungen
des siebzehnten Jahrhunderts zu den grausamsten
Foltern der Märtyrer. — Die Ausbrüche des Jahres 1792 aber gehören
zu den gewaltsamsten Ereignissen der neueren Erdgeschichte.
Am 18. des ersten japanischen Monats Nachmittags sank plötzlich
der ganze Gipfel des W u n t s e n - t a k e zusammen; Ströme siedenden
Wassers stiegen, d i c h t e Dampfwolken über den Himmel verbreitend,
aus dem Abgrunde und ergossen sich in die Thäler. Am 6. des
zweiten Monats erfolgte ein Ausbruch des Nebengipfels B i v o - n o -
k u b i ; der Berg spie Flammen und Feuer, steckte die Wälder der
Umgegend in Brand und füllte ein benachbartes Thal mit Asche und
Steinen. Am 2. des dritten Monats Nachts um zehn Uhr wurde die
ganze Insel K i u s i u , besonders die Halbinsel S im a b a k a durch heftige
Erdstösse erschüttert. Der erste Ruck war so gewaltig, dass man
sich kaum auf den Füssen halten konnte; von den Abhängen des
W u n t s e n rollten ungeheuere Felsmassen herab, und die Erde öffnete
sich in weiten Spalten. In dieser Nacht gingen viele Häuser zu
Grunde; die ganze Bevölkerung von S im a b a r a zog mit Kranken und
Kindern aus, kehrte aber, als es ruhiger wurde, wieder zu ihren
Wohnungen zurück. Der Berg fuhr unterdessen fort Flammen zu
speien und die Lava strömte langsam an den Seiten herab. Am 1.
des vierten Monats begann die Erde abermals zu schwanken ; die
Stösse hielten ununterbrochen anderthalb Stunden an und drohten
gänzliche Vernichtung. Felstrümmer rollten Alles begrabend in
Lawinen von dèh Bergen, der unterirdische Donner glich einer anhaltenden
Kanonade. Dann flog plötzlich unter furchtbarem Gekrach
der M io k e n - y a m a , ein nördlicher Gipfel des W u n t s e n in die Luft;
gewaltige Felsmassen stürzten in die See und trieben sie aus ihren
Ufern, so dass der Wogenschwall die an der Küste der Halbinsel
gelegene Stadt S im a b a k a überströmfe. Zu gleicher Zeit rauschten
Ströme siedenden Wassers aus den Spalten des Berges nieder,