
und zwei Trossen herübergeschickt, um die Arkona abzuwinden;
auch das englische Kanonenboot und der französische Aviso wurden
mit Trossen an sie befestigt. Bald nach zwei begannen nun die
Maschinen aller drei Schiffe und die Matrosen am Gangspill des
Chesapeake mit voller Kraft zu arbeiten. Die eine Trosse des
Cbesapeake riss, der französische Dampfer wurde bald unbrauchbar,
da an seiner Maschine ein Kolben brach, und die Arkona schien
sich nicht bewegt zu haben. Schon hatte man die Hoflhung aufgegeben
sie loszubringen, als sie bald nach vier sich langsam zu
drehen begann, und dem Steuer gehorchend vorwärts ging. Eine
Minute darauf schwamm sie in tiefem Wasser und warf an geeigneter
Stelle Anker.
Das preussische Schiffscommando ist dem englischen und dem
französischen Stationscommandanten, vor Allem aber dem Befehlshaber
der Chesapeake, welcher mit Hintansetzung seiner eigenen
Sicherheit, an einer gefährlichen Stelle ankernd, unter Aufbietung
aller Kräfte ohne Zögern den wirksamsten Beistand leistete, für ihre
Bereitwilligkeit den wärmsten Dank schuldig. Zugleich müssen hier
aber die Leistungen der preussischen Schiffsmannschaft gerühmt
werden, welche vierundzwanzig Stunden lang unausgesetzt, ohne
einen Moment zu erschlaffen, mit voller Freudigkeit so schwere
Arbeit verrichtete, als menschliche Kräfte irgend vermögen. Das
Ausladen aller Geschütze und Munition, das Aussetzen der Boote,
das Herunterbringen aller Stengen, Raaen und Spieren in so kurzer
Zeit, — denn das ganze Schiff wurde abgetakelt, nur das unterste
Stück der Masten blieb stehen, — wurde von den Commandanteü
der ringsum ankernden Kriegsschiffe als eine Riesenarbeit angesehen,
welche nur auserlesene Mannschaft zu leisten vermag. Die preussischen
Seeleute haben hier diejenige Haltung bewiesen, welche mit
Selbstverleugnung bis zum Aeussersten alle Kräfte aufbietet, wo
das allgemeine Beste es fordert.
Marz, Den 2. März Morgens lief Arkona in den Wusung-F luss
ein und warf vor der, nah seiner Mündung in den Y a n g t s e - k ia n g
liegenden Stadt gleichen Namens Anker. Man Ö O nahm die Geschütze
und Eisenmunition aus dem französischen und dem englischen Dampfer
wieder an Bord. Gegen Abend langte Thetis, die wegen mangelnder
Dampfkraft nur langsam hatte folgen können, auf unserem
letzten Ankerplatz im Y a n g t s e an, und lief den folgenden Morgen
ebenfalls in den W u s u n g - F I u s s ein. — Die »Elbe«, die am 28. Januar
Y o k o h a m a mit der Nachricht vom japanischen Vertrage verlasse
hatte, kam nach stürmischer Fahrt und nachdem sie durch Nebel
zwei Tage in der Mündung des Y a n g t s e aufgehalten worden war
am 7. Februar in dem Momente vor Shanghai an, als das Postschiff
abging, so dass unsere Packete noch an Bord gelangten. Arkona
und Thetis mussten einstweilen vor W ü s u n g . liegen bleiben , da der
seichte Fluss bis zu dem einige Meilen höher hinauf gelegenen
Shanghai nur zur Zeit der Springfluth für Schiffe ihrer Grosse fahr-
barist. Die Landschaft ist unfreundlich, d i e Stadt W ü s u h g schmutzig
und elend; vom Himmel strömte unablässig kalter Regen.
Am 1. März Morgens hatten sich die Legations-Attache s Gral
A. zu Eulenburg und von Bunsen auf dem von dem französischen
Stationscommandanten bereitwilligst zurVerfügung gestellten Dampfer
F i l o n g nach Shanghai begeben um unsere Post zu holen und trafen
damit spät Abends auf der Arkona ein. Unmittelbar nach Eröffnung
der Briefe, welche die Trauerbotschaft von dem Heimgange Seiner
Majestät König Friedrich Wilhelm IV. brachten, wurde den Ö f te r e n
und Mannschaften der Eid der Treue für Seme Majestät König
Wilhelm I. abgenommen. - Am 5. März, als die Arkona w i e d e rWk
vollständig aufgetakelt und mit ihren Geschützen versehen war, liess
der Commodore auf beiden Schiffen von sechs Uhr Morgens an den
Trauersalut von sechsundsechszig Schüssen in Zwischenräumen von
fünf Minuten feuern. Nach Beendigung desselben kleideten sich
beide in festlichen Flaggenschmuck und feuerten den königlichen
Salut von dreiunddreissig Schüssen m rascher Eolge, wäiren as
Personal der Gesandtschaft, das Officier-Corps und die Beamten m
Gala, die Mannschaften im Parade -Anzuge auf Deck Seiner Majestät
König Wilhelm I. ein dreifaches donnerndes Iiurra brachten.