
freien Platz vor der Brücke angelangt, welche über den Festungsgraben
der innersten Ringmauer führt, als acht B r a v o ’s auf die
Sänfte anstürmten. Per Minister hört einen Schuss, springt heraus
und wehrt sich tapfer mit der blanken Klinge, erhält aber einen
Schwerthieb in das Gesicht und einen Lanzenstich in den Rücken.
Das Handgemenge dauerte wenige Secunden; sieben der Angreifer
lagen todt oder aus schweren Wunden blutend auf dem Platze. —
A n d o T t u s - s im a war lange in Lebensgefahr, genas nur langsam
und wurde dann unter Rangerhöhung seines Amtes entlassen. Die
gefangenen LoNrae gestanden, — nach Aussage der Beamten, —•
zu derselben Bande zu gehören, welche die englische Legation
überfallen hatte, und theils aus denselben Motiven, theils aus
Rache gegen den Minister wegen der energischen Verfolgung ihrer
Genossen gehandelt zu haben. In wiefern die regierungsfeindliche
Parthei und die Anhänger des Prinzen von Miro ihre Hand dabei
direct im Spiele gehabt, ist ungewiss; A n d o T s ü s - s im a war der
Hauptträger einer versöhnlichen auswärtigen Politik und dadurch
eine Hauptstütze des S i o g ü n - Thrones. Seine geschickte Amtsführung
hätte bis dahin alle zum Kriege drängenden Machinationen
vereitelt; die Einschüchterungsversuche seiner Gegner waren fruchtlos
gebheben, und der Gedanke hegt nah, dass sie nun zu dem
schärferen Mittel griffen.
Herr Alcock erhielt die Antwort auf seine Depesche erst
Anfang März und ging nach Y e d d o um sie den Vertretern des
Reichsrathes mitzutheilen. Lord Rüssel verlangte als Aequivalent
für die zu verschiebende Eröffnung der Häfen mehrere Zugeständnisse,
auf Welche die Japaner garnicht vorbereitet waren, und der
enghsche Gesandte konnte sie mit der Beantwortung nur an seine
Regierung verweisen; er schlug ihnen deshalb O O ' - © vor, ihre Sendboten
mit neuen Instructionen zu versehen und zu diesem Zwecke einen
Beamten mit ihm nach England zu schicken. Dazu wurde der oft
genannte Dolmetscher M o r i y a m a ersehen, der sich in der Qualität
eines japanischen Gesandtschafts-Secretärs am 23. März mit Herrn
Alcock nach China und von da weiter nach England einschiffte.
Die japanischen Gesandten waren mit dem Odin bis Suez,
von da über Alexandrien nach Marseille gegangen, besuchten im
Laufe des Sommers die Höfe von Frankreich. England, Holland,
Preussen, Russland und Portugal, und kehrten im Herbst über
Suez, von da auf einem französischen Dampfer wieder in ihre
Heimath zurück. Die Regierungen, gegen welche Japan sieh zur
baldigen Eröffnung von Y e d d o , O s a k a , N e a g a t a nnd F i o g o in
den Verträgen verpflichtet hatte, gestanden sämmtlich die dafür
beantragte.Frist von fünf Jahren, welche Amerika schon früher bewilligt
hatte, unter der Bedingung zu, dass alle Beschränkungen des
Ankaufes vonLandesproducten, der Anstellung von Arbeitern, Lehrern
und Dienstboten durch Fremde, alle Beschränkungen der Grundbesitzer
in Feilbietung ihrer Bodenerzeugnisse, alle Beschränkungen des
Verkehrs und des Handels auf bestimmte Volksclassen und Personen,
ferner alle Missbräuche des Zollamtes in Zukunft abgestellt werden
sollten. Wenn die japanische Regierung diese Bedingung nicht m
ihrem vollen Umfang erfüllte, sollten auch die Vertragsmächte
nicht an ihre Zusage gebunden sein und' die sofortige Freigebung
der genannten Plätze beanspruchen können, ife Die Gesandten stellten
hei den ersten Höfen, welche sie besuchten, noch andere Anträge,
welche auf maasslose Beschneidung der durch die Verträge gewährleisteten
Freiheiten und vollständige Absperrung der fremden
Niederlassungen im Sinne von D e s im a hinausliefen, wurden damit
aber kurz abgewiesen und berührten diese Puncte hei den anderen
Regierungen nicht weiter. In Berlin kam die aufzuschiebende Freigebung
von O s a k a , Y e d d o , F i o g o und N e a g a t a garnicht zur
Sprache, weil der preussische Vertrag dferen Eröffnung nicht ausdrücklich
in Anspruch nimmt; die Gesandten beantragten dagegen,
dass unsere Kriegsschiffe nur die geöffneten Häfen anlaufen sollten,
dass die Ausfuhr von Waffen und Eiern der Seidenwürmer ein für
allemal untersagt würde, d a s s temporäre Ausfuhrverbote für andere
Landesproducte erlassen werden dürften, und dass Consularbeamte,
die zugleich Kaufleute wären, keine Zollfreiheit gemessen, sollten.
Von diesen Puncten wurden die beiden ersten als den Bestimmungen
des Vertrages zuwiderlaufend 'abgelehnt, der dritte für den Fall
zugestanden, dass die Vertreter von Preussen sich m Ueberein-
stimmung mit denen anderer Staaten von der Nothwendigkeit eines
temporären Ausfuhrverbotes überzeugten, der vierte für den Fall,
dass andere Vertragsmächte dieselbe Concession machten. Die
Gesandten brachten neben den genannten Puncten an allen Höfen
auch die Münzfrage zur Sprache, wurden aber für die Regelung
derselben überall an deren Vertreter in Japan verwiesen.
Weit entfernt die für die verschobene Eröffnung der Häfen
g e s t e l l t e n Bedingungen zu erfüllen, hat die japanische Regierung m