
drehte sich lediglich um diesen Punct. Er rieth demselben als
Mittel, die Einwilligung der betreffenden Mächte zu erlangen, die
strengste Befolgung der Verträge in allen übrigen Puncten und
wohlwollendes Entgegenkommen gegen die Fremden überhaupt,
das sich auch im Abschluss eines neuen Handelstractates mani-
festiren würde. A n d o T s u s - s im a fragte darauf, ob, wenn Japan
die Wünsche Preussens, Belgiens und der Schweiz erfüllte, England
die Verbreitung eines Manifestes an alle übrigen Mächte vermitteln
wolle, dass der T a ik ü n in den nächsten Jahren unter keiner Bedingung
weitere Verträge schliessen werde. Er schien auch Herrn
Alcock gefügiger als früher, und geneigt, sich lieber unseren Forderungen
zu bequemen, als alle Aussicht auf die Erfüllung seines
Wunsches zu verschliessen; doch führte das Gespräch, in welchem
die preussischen Interessen eben nur beiläufig berührt wurden, zu
keinem bestimmten Resultat.
Der Minister scheint Herrn Harris, welcher sich in seinem
•langen Verkehr mit den japanischen Behörden deren besondere
Achtung erworben hatte und auch von dem preussischen Gesandten
in das Vertrauen gezogen worden war, für den passendsten Ver-
mitteler seiner definitiven Vorschläge angesehen zu haben. Er lud
denselben auf den 6. December zu einer Besprechung ein und er-
öffhete ihm, dass bei nochmaliger Erwägung der preussischen Anträge
im G o r o d z io die Majorität g e g e n Bewilligung des Tractates, er
selbst aber mit einer starken Minorität f ü r dieselbe gestimmt habe; die
Sache sei darauf dem T a ik ü n zur Entscheidung vorgelegt worden,
welcher sich im Sinne der Minorität ausgesprochen und befohlen
habe, den Vertrag unter Modificationen zu schliessen, welche geeignet
wären, bei den anderen Mächten die aufgehobene Eröffnung der
Häfen zu erwirken. Bedingungen des Vertrages seien, dass derselbe
erst nach fünf Jahren in Kraft träte, dass Preussen kein Recht
haben sollte einen diplomatischen Vertreter mit dem Wohnsitz in
Y e d d o z u ernennep, und dass der japanischen Regierung .Vorbehalten
bliebe, die Ausfuhr von Landeserzeugnissen aller Art zu verbieten,
wenn dieselbe ein vernünftiges Maass überschritte. Herr Harris
lehnte jede Vermittelung unter diesen Bedingungen ab; denn obgleich
fünf Jahre in dem Leben einer Nation nur eine kurze Frist seien,
so werde doch Preussen unter den obwaltenden Umständen solche
Zurücksetzung eben so unverträglich mit seiner politischen Ehre
finden, als die Verzichtleistung auf das Recht der diplomatischen
Vertretung in der Hauptstadt. Die Besorgniss, dass zeitweise zu
grosse Massen japanischer Producte exportirt werden könnten,
theile er nicht; sollte dieser Umstand einmal eintreten, so wäre es
der Landes-Regierung auch nach den bestehenden Verträgen unbenommen,
Ausfuhrverbote ■ zu erlassen, wie das auch bei den
westlichen Völkern in besonderen Fällen geschähe. Graf Eulenburg
werde sich nur zu einem Tractate verstehen, welcher bis auf Weglassung
der jene Häfen betreffenden Stipulationen mit allen übrigen
gleichen Inhalt hätte, und er schlage vor, denselben erst nach Auswechselung
der Ratifications-Urkunden in Kraft treten zu lassen,
Der Minister scheint mit weitergehenden Vollmachten versehen
gewesen zu sein als er anfangs zugab; er erklärte sich auf die
dringenden Vorstellungen des Herrn Harris nach einigem Sträuben
bereit, den Vertrag auf folgenden Grundlagen zu schliessen:
1. Preussen erhält das Recht der diplomatischen Vertretung
in Y e d d o .
2. Die Häfen von N a n g a s a k i , Y o k u b a m a und H a k o d a d e
werden den preussischen Schiffen und Unterthanen geöffnet.
3. Preussen wird aller Rechte theilhaft, welche jemals der
meistbegünstigten Nation zugestanden werden.
4. Der Vertrag tritt in Wirksamkeit mit Auswechselung der
Ratifications - Urkunden.
A n d o T s u s - s im a bat nun Herrn Harris, dem Gesandten sofort seine
Bereitwilligkeit zur Unterhandlung auf diesen Grundlagen mitzu-
theilen, und äusserte zugleich den Wunsch, nun auch die versprochenen
Verträge mit Belgien und der Schweiz zu schliessen.
Er wollte dann ein Manifest erlassen, dass Japan weiter mit keinem
anderen Volke in Verbindung treten werde, und dasselbe an die
Regierungen aller Vertragsmächte mit der Bitte senden, ihm die
möglichste Verbreitung bei den Nachbarstaaten zu geben.
Herr Harris erschien gleich nach der Conferenz in A k a b a n e ,
wo seine Mittheilungen grosse Freude erregten. Graf Eulenburg
gab den genannten Vorschlägen seine volle Zustimmung und liess
den Minister sogleich davon unterrichten. Drei Monate lang hatte
die trübe Aussicht, seine Mission in Japan gänzlich scheitern zu
sehen, auf dem Gesandten .gelastet; er hatte in dieser Zeit kein
erlaubtes Mittel unversucht gelassen und zuweilen sehr ungern sogar
eine Sprache geführt, welcher thätigen Nachdruck zu geben kaum