
Verwüstungen angerichtet. Der Geldpunct steht den Japanern niemals
in erster Linie: der Fürst von S a t s u m a leistete einige Monate
später freiwillig die Geldentschädigung, zu der er sich schon v o r
dem Bombardement unter Vorbehalt der Uebereinstimmung mit .der
Regierung von Y e d d o bereit gezeigt hatte, und konnte es, ohne
sich für besiegt zu erklären. Er Hess zugleich ein schriftliches Versprechen
ausstellen, dass die Mörder verfolgt und bestraft werden
sollten, genau wie in dem vor K a g o s im a übergebenen Antwortschreiben
ausgedrückt ist. Die Engländer erreichten durch das
Bombardement nicht einen Buchstaben mehr, als vorher zugestanden
war. Wenn die Regierung sich nachträglich mit der Zahlung einverstanden
erklärte und die Gesandten von S a t s u m a nach Y o k u h am a
Hess14), so geschah das wohl nur in der Besorgniss, dass bei einem
zweiten Besuche des Admirals der Fürst sich lieber ohne Rücksicht
auf das Verbot des G o r o d z io mft ihm verständigen, als einiger
Uebelthäter wegen noch einmal seine Stadt zusammenschiessen, seine
Schiffe verbrennen lassen möchte. Die Bande des Lehnsgehorsams
lockerten sich immer mehr, und die Regierung des T a ik ü n fürchtete
nichts so sehr, als den directen Verkehr der Fremden mit den
D a im io ’s . Damals waren die Fesseln noch nicht abgestreift J l j wie
schon ein Jahr nachher. Der Fürst von S a t s u m a k o n n te ohne
Verletzung seiner Lehnspflicht keine weiteren Zugeständnisse machen,
als er in dem Antwortschreiben that, erklärte aber wahrscheinlich
nachher dem Reichsrath offen, dass er sich bei Wiederholung des
Besuches nicht an seine Befehle kehren würde. Deshalb erlaubte
u ) Die Gesandten des Fürsten von S atsuma trafen Anfang November in Y okuhama
ein und wurden durch einen Bevollmächtigten des G orodzio bei dem englischen
Geschäftsträger eingefuhrt. Im Volk hiess es damals, die Regierung in Y eddo
wünsche ein Bündniss mit S atsuma und willfahre deshalb seinem Begehren, mit den
Engländern in Verkehr zu treten. Die Gesandten eröflheten die erste Zusammenkunft,
am 9. November, mit der Erklärung, dass die Engländer die Feindseligkeiten
durch Wegnahme der Dampfer eröffnet hätten, und deshalb eigentlich der Fürst Entschädigung
für diese und die eingeäscherte Stadt beanspruchen sollte. Sie stellten
dann bei der zweiten Besprechung, am 15. November, die Zahlung der 25,000 Pfund
Sterling in Aussicht, und gaben den Wunsch ihres Herrn zu erkennen, ein Kriegsschiff
in England bauen und dreissig junge Leute dort ausbilden zu lassen. — Die
Zahlung wurde am 11. December mit 100,000 Dollars geleistet, wogegen der englische
Geschäftsträger ein schriftliches Versprechen ausstellte, »die Ertheilung der Erlaubniss
zum Bau eines Kriegsschiffes bei seiner Regierung zu befürworten, sofern dadurch
nicht die freundschaftlichen Beziehungen zur Regierung des T a ikü n oder anderen
Mächten verletzt würden.« Die dreissig Satsumaner befinden sich, soviel dem Verfasser
bekannt, noch jetzt in England.
man ihm lieber, oder trieb ihn sogar die Sache abzuthun, ehe die
Engländer wiederkämen. Dass der Fürst den Verkehr mit ihnen
wünschte und worauf es ihm ankam, zeigt deutlich das Auftreten
seiner Bevollmächtigten und die bei Zahlung der Entschädigung
dem Geschäftsträger gestellte Bedingung, — Befürwortung der
Erlaubniss zum Bau eines Kriegsschiffes in England, — vor Allem
aber das freundschaftliche Verhältniss, in das er seitdem mit ihnen
trat. Der jetzige englische Gesandte leht in vertrautem Verkehr mit
dem Fürsten von S a t s u m a ; dieser hat englische Agenten in seinem
Dienst, lässt durch solche seine Zuckerfabriken auf den L iu k iu -
Inseln einrichten und verwalten, und junge Leute aus seiner Umgebung
in England ausbilden. Der halbe Widerstand des vor
K a g o s im a überreichten Antwortschreibens war der letzte Paroxysmus
altjapanischen Lehnsgehorsams und wäre durch geschickte diplomatische
Behandlung sicher zu überwinden gewesen. Gewalt aber ver-
trieb man mit Gewalt.
Die Handlungsweise des englischen Geschäftsträgers hat in
seinem Vaterlande eine so scharfe Kritik erfahren, dass jede weitere
Erörterung überflüssig scheinen mag; Earl Rüssel hat sie aber gebilligt.
Der Standpunct der Menschlichkeit, von welchem sie die
grösste Anfechtung gefunden hat, muss ja in gewissem Maasse zurücktreten,
wo es sich um. "Wahrung der politischen Ehre handelt,
die Frage ist nur, ob ein solcher Fall hier vorlag.
Zunächst die Forderungen: 100,000 Pfund Sterling und ein
Entschuldigungsschreiben von der Regierung des T a ik ü n für ein
Vergehen, dessen Verhütung ausser ihrer Macht stand; vom Fürsten
von S a t s u m a 25,000 Pfund Sterling und Bestrafung der Mörder.
Rechtlich und sittlich begründet scheint dem Verfasser nur die letzte
Forderung. Die Mächte des äussersten Westens glauben aber
durch schwere Geldbussen den stärksten Druck üben zu können,
und diese Politik wäre practisch gerechtfertigt, wenn sie erfolgreich
wäre, d. h. Besserung der Zustände bewirkte. Die Völker des östlichen
Europa haben immer einen Widerwillen dagegen gehabt, weil
es den Anschein hat, als Hessen sich Menschenleben durch Geldbussen
sühnen; sicher verlangt die p o litis c h e E h re nicht die Forderung
solcher Entschädigung, wohl aber die Bestrafung der Schuldigen
, wo sie in der Macht der Landesbehörden Hegt. Dagegen
muss hier constatirt werden, dass Herr Neale das schriftliche Versprechen,
die Mörder Richärdson’s zu verfolgen und zu strafen, zu