
Vertreter aber, Herr G. aus.Bremen, bei welchem Regierungsrath
Wieliura während seiner ganzen Anwesenheit in N a n g a s a k i wohnte,
überhäufte die Mitglieder unserer Expedition mit endlosen Gefälligkeiten,
und sein Entgegenkommen war so soffen, herzlich und anspruchslos,
dass man gern ohne Bedenken und Rückhalt jede Verbindlichkeit
annahm. Seine Liebenswürdigkeit und Ortskenntniss
wurde unausgesetzt in Anspruch genommen, aber er blieb sich unter
allen Umständen gleich und ermüdete nicht, uns den' Aufenthalt so
angenehm als möglich zu machen. Herr G. lebte mit seinen holländischen
Nachbarn»,im besten Einvernehmen und wetteiferte mit ihnen
in zuvorkommender Gastfreundschaft. — Der General-Consul De Witt
war noch niqjjt aus Y o k u h a m a zurückgekehrt:; Herr Metmann aber
machte, die Honneurs des niederländischen Consülates mit ausgesuchter
Artigkeit.
N a n g a s a k i liegt in der Mündung eines Thaies, das sich zwischen
bewaldeten Bergen nach Westen öffnet. Eine engere Schlucht
mündet von Süden ein; die Höhe zwischen dieser und dem Meere
flieht, mit Wohngebäuden lind Tempeln bedeckt, nach der einen
JSeite auf D e s im a und die Bai, nach der anderen in die Schlucht
hinab, durch welche sich ein rauschendes Bergwasser drängt. Ein
zweites Flüsschen strömt das grössere Thal hinab, und; in mehrere
Canäle gefasst, durch die Stadt. Man passirt das Wasser auf hölzernen
und steinernen Brücken; letztere bestehen meist aus einem
einzigen kühn gespannten Bogen von wohlgefügten Quadern. Die
Stadt zählt gegen achtzigtausend Einwohner; ihre ö o o ’ Strassen sind einförmig
und weniger belebt als die von YEono, die meisten Häuser
haben zwei Stockwerke. Man sieht wenig Kaufläden von Bedeutung;
in den meisten wird das Allerlei des japanischen Haus- und Lebensbedarfes
feilgeboten, in vielen auch europäische Waaren: englische
Baumwollenstoffe, Streichhölzer, Gläser, und vor allen grosse Mengen
leerer Wein- und Bierflaschen, deren bunte Etiquetten sorgfältig
conservirt werden. Es gibt Thierhandlungen, wo die berühmten
kleinen Hunde und köstliches Federvieh aus dem Hühnergeschlecht
in Käfigen ausgestellt sind; dort findet man auch einzelne Exemplare
des japanischen Riesensalamanders1), welcher nur in Teichen der
l) Salamandra maxima. Siebold brachte das erste Exemplar 1829 nach Europa,
wo,, es im zoologischen Garten von Amsterdam die Länge von vier Fuss erreichte.
Er -hatte ¿weF Exemplare, von denen aber das männliche das weibliche unterwegs
aulirasil. Del Riesensalamandcr lebt von kleinen Süsswasserfischen, deren man eine
Vulcanberge, auf vier- bis fünftausend Fuss Meereshöhe lebt. Die
meisten die wir sahen maassen kaum zwei, einer jedoch über vier
Fuss. — Von den in Japan gekauftenajHunden starben die meisten
unterwegs merkwürdiger Weise anä einer Seuche, welche bald
nach unserer Abreise aiich unter denen ihres Heimathlandes ausbrach;
ein ausgezeichnetes Exemplar im Besitze des Grafen zu
Eulenburg überstand die®Reise aber: gut und ist noch hepte sehr
munter. Die schönsten sind im Lande selbst theher, wenn auch
nicht in dem Maasse wie ihre englischen Abkömmlitige, die^ächten
»King Charles«2). — Auch Hühner wurden in MJenge, besgpaers
Von den Officieren der Arkonä an Bord genommen;! es gibtedSvon
viele Varietäten, manche von ausgezeichneter Gestalt und köstlichem
Gefieder. Die ächtjapanischen Racen sind klein, die Hähne aber sb
stark und kampflustig, dass sich auf der Arkona doppelt so gros#e
Cochinchina-Hähne ängstlich vor ihnen in die Ecken duckten; sie
haben gewaltige Kämm# und Sporen, und "dichte wallende Schwanz-’
federn, oft von- der schönsten Zeichnung.
Von Bedeutung sind unter den Kaufläden nur einige Bronze-
und Porcelan-Handlungen; in letzteren wurden jedoch die in YEnno
davon erregten Erwartungen nicht erfüllt. Die namhaftesten Porcelan-
Fabriken liegen im Fürstenthum F i d s e n , nicht weit von N a n g a s a k i ;
hier sollte man grosse Auswahl und das Allerbeste finden. Alle
Gefasse aber die wir sahen waren von gröberer Masse und weniger
eigenthümlich als die in Y e d d o feilgebotenen; das dortige Porcelan
sieht deni alten japanischen viel ähnlicher, Malerei und Zeichnung
sind sorgfältiger, künstlerischer, die Formen geschmackvoller und
origineller. Das in N a n g a s a k i verkäufliche ist meist gewöhnliche
Fabrikwaare von grober bunter Malerei, die Muster selten von gutem
Geschmack. Eher ist Alles auf das europäische Bedürfuiss berechnet;
man kauft ganze Tafel-Service mit Suppenterrinen?1 Saucierens Tellern
jeder Grösse u. s. w., wie der Japaner sie niemals braucht, während
hinreichende Quantität- an Bord haben muss, wenn der Transport gelingen soll.
Eine zweite Schwierigkeit ist, das W undreiben der Thiere an den Bordendes Gefasses
zu verhüten, das die beständigen Schwankungen des Schiffes verursachen. Mehrere
Exemplare starben daran, doch gelang es dem Zoologen der Expedition, einen
lebend hinüber zu befördern. Man setzt die Thiere am besten in eine, Wanne mit
wenig Wasser, die in einem luftigen Raum unter Deck aufgehängt wird.
2) Die Aehnlichkeit der »King Charles« mit den japanischen-¿Hunden ist
gross, dass man der Ueberlieferung, nach der ihre Ureltern TüTS lait 'ilefn Schiffe
»Return« nach England gekommen wären, vollen Glauben schenken muss.