
die Zölle hätten das Land bereichern sollen, seien aber nicht einmal
zum Bau von Festungen und Ankauf von Kriegsschiffen, sondern
nur für die prächtige Ausschmückung des kaiserlichen Palastes, für
eine pomphafte Reise der Schwester des M i k a d o und verschwenderische
Einrichtungen des Hof-Adels ausgegeben worden. Der
Protest führt Klage über die Unredlichkeit und unersättliche Habsucht
der höchsten Staatsbeamten. über die seit Aufgabe des alten
Systemes ganz unnöthigen, mit unendlichen Kosten, Yexationen und
Beschwerden verbundenen Hofreisen und den gezwungenen Aufenthalt
in Y e d d o : »Die Zeit sei gekommen, diese drückenden Verpflichtungen
gänzlich aufzuheben. K a n a g a v a — • Y o k u h a m a — müsse geschlossen
und kein anderer Hafen geöflhet werden, w en n man
s ic h n ic h t h e r b e ila s s e n k ö n n e , ganz J a p a n dem f r e ie n
V e rk e h r d e r F rem d e n zu ü b e rg e b e n .« Die Unterzeichner
verwahren sich feierlich gegen die Beschuldigung feindseliger Gesinnung
gegen die Ausländer und werfen der Regierung vor, dass
sie selbst jene in den Augen der Landesbewohner überall herabsetze,
dass hohe Staatsbeamte unverhohlen geäüssert hätten, man könne
alle fremden Nationen mit Ausnahme einer einzigen ungestraft
beleidigen.
Obgleich die Aechtheit dieser Schrift, welche ebenfalls aus
H a k o d a d e durch einen Missionar brieflich nach Y o k o h a m a gelangte,
nicht erwiesen ist, so lassen doch die späteren Ereignisse sie mit
grösser Wahrscheinlichkeit vermuthen. Ihre geringe Uebereinstim-
mung mit dem gehässigen Pamphlet, welches rücksichtslose Vertreibung
der Barbaren predigt, erklärt sich leicht, wenn dieses nur den
Zweck hatte das Volk aufzuwiegeln, den Krieg mit dem Auslande
herbeizuführen. Dass der Fürst von N a n g a t o danach strebte und
andererseits doch den Verkehr mit den Fremden wünschte, zeigt
sein späteres Auftreten: zuerst Sturz der Centralgewalt, welche sich
durch den Handel auf Kosten des Landes bereichert um den
D a im io ’s neue Fesseln zu schmieden, durch auswärtigen Krieg;
dann freie Zulassung der Fremden unter einem neuen politischen
System. Der Gewinn der Regierung am europäischen Handel muss
wahrhaft ungeheuer gewesen sein. Man rechnet,0 . 0 7 dass die Fremden
im Laufe des Jahres 1862 baares Silber im Werthe von zwanzig
Milhonen I t s i b u in Y o k u h a m a einführten, wovon sechs Millionen
für das Umwechseln und eine etwas höhere Summe für Zwischenzölle
aller Art in die Kassen der Regierung flössen. Addirt man
dazu noch eine Million für Ein- und Ausgangszölle, für die Mono-
polisirung aller Leistungen — Lichterboote, Arbeiter, Ballast- und
Wasserheferung u. s. w., so ist der Regierung für Y o k u h a m a allein
auf jenes Jahr ein Gewinn von 14 bis 15 Milhonen I t s i b u s
über 7 Milhonen Thaler — nachzurechnen. Die nähere Bekanntschaft
mit den Handelsverhaltnissen erweckte bei den Kaufleuten tiefes
Bedauern über die verschobene Eröffnung von O s a k a , dem Sitze
der reichsten Kaufleute, die zugleich Banquiers und Agenten der
D a im i o ’s sind. Man wurde erst jetzt mit der Leistungsfähigkeit
des Landes bekannt und durfte annehmen, dass die Regierung des
T a ik ü n in dem entfernten O s a k a nicht im Stande wäre denselben
Druck wie in Y o k u h a m a z u üben, wo jetzt Alles einer gewaltsamen
Crisis entgegendrängte.
Ende Januar 1863 gelangte die amtliche Mittheilung an die
Diplomaten in Y o k u h a m a , dass der T a i k ü n sich zu Lande, einer
seiner Minister zur See nach O s a k a und M i a k o begeben hätten.
Im Vertrauen gestanden die B u n y o ’s , dass der M i k a d o die Vertreibung
der Fremden allen Ernstes verlangt habe; offener Widerstand
würde dem T a i k ü n den Thron kosten, er ginge deshalb nach
M i a k o um die Sache friedhch auszugleichen und den M i k a d o auf
andere Wege zu bringen. Die Vertreter von England und Frankreich
Sollen schon damals der Regierung gegen die D a im i o ’s , deren
Machinationen sich hinter dem Auftreten des M i k a d o versteckten,
den Beistand ihrer Kriegsschiffe angeboten, aber die Antwort erhalten
haben, dass jeder offene Ungehorsam des T a i k ü n gegen dessen
Befehle die Fürsten sofort von ihrem Lehnseide entbinden würde;
dass er für den Kriegsfall die feste Stellung des K u a n t o , die seinem
Hause eng verbundenen G o f u d a i - Familien, die Leibwache der
achtzigtausend H a t a m o t o ’s und zahlreiche Soldaten für sich hätte,
welche hinreichten, seine Herrschaft zu vertheidigen und selbst das
Gebiet des Feindes anzugreifen. Der fremde Beistand sei ein
extremes Mittel; man müsse Japan einem mit Geschwüren behafteten
Körper vergleichen, deren Ausschneidung ihn vielleicht schnell
heilen, aber auch verderben könnte; man hoffe noch immer das
Uebel durch gelinde innere Mittel zu heben. — Die Regierung
rüstete indessen mit Macht, richtete Kanonen-, Gewehr- und Revolverfabriken
ein, schickte junge Leute nach Holland, w'elche den
Kern eines Ingenieur-Corps bilden sollten, befestigte die Küsten,
organisirte ihre Infanterie nach europäischem Muster und kaufte
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