
über die Ergebnisse der Berathung zu erhalten. Nun schienen die
Minister am Ende ihrer Ausflüchte zu sein und stellten den Austausch
auf der Gazelle in nahe Aussicht, versuchten jedoch nochmals,
die Preussen zu einem kurzen Rückzug nach Y o k u h am a z u
bewegen, »nur damit die Regierung nicht gezwungen zu handeln
scheine.« Der General - Consul gab dagegen für seinen Vorschlag
nur eine Frist bis zum 19. Januar und erklärte sich nach diesem
Datum nicht mehr daran gebunden zu halten; dehnte jedoch auf
Ersuchen die Frist bis zum 22. aus. Am 19. erschien der zur Auswechselung
der Urkunden bevollmächtigte Commissar T a m u r a F ig o -
n o - k a m i hei ihm zur Feststellung des Ceremoniels, womit man
nach einigen Schwierigkeiten zu Stande kam. Die Schlacht war
glänzend gewonnen.
Die Feierlichkeit war auf den 21. Januar anberaumt. Am
Morgen dieses Tages begah sich der General-Consul mit seinen
beiden Begleitern an Bord der Gazelle, hielt aber den Tempel von
S a k a id z i trotz allen Gegenvorstellungen der Japaner durch preussische
Seesoldaten noch besetzt. Um ein Uhr Nachmittags legte sich ein
japanischer Dampfer mit den Bevollmächtigten neben der Corvette
vor Anker. Die Mannschaft der letzteren war im Paradeanzuge an
Deck aulgestellt, sämmtliche Officiere erschienen in Gala. Als Bevollmächtigte
zum Austausch der Ratifications - Instrumente präsentirten
sich die B u n y o ’s T a m u r a F i g o - n o - k a m i und K a v a d s i I d s u - n o - k a m i ,
zum Empfange des königlichen Handschreibens die »Vice-Minister«
S u v a I n a b a - n o - k a m i und T a t s i b a n a I d s u - n o - k a m i , beide fürstlichen
Ranges. Nach gegenseitiger Prüfung der Vollmachten erfolgte
die Auswechselung der Urkunden13) und die Unterzeichnung
der darauf bezüglichen Protocolle in deutscher, holländischer und
japanischer Sprache. Ein und zwanzig Kanonenschüsse der Gazelle
verkündeten der Hauptstadt die Vollziehung dieser Handlung, und
ein Hoch auf Seine Majestät den König beschloss die Feierlichkeit. —
Die Bevollmächtigten und die japanische Flagge erhielten keinen
Salut, weil sie nicht zur Erwiederung bereit waren. Sie hätten am
19) Das Aeussere der japanischen Ratifications - Listrumente war sehr prächtig;
man hatte die Urkunden mit der Uebersetzung den Vertrags-Originalen vorgeheftet
und das Ganze in Goldstoff gebunden. Die eigenhändige Unterschrift des T aikün
J y e -M ots i stand mit dessen grossem Siegel auf einem eigenen Blatt. Der Band
lag, in rothe Seide eingewickelt, in einem mit schweren Seidenschnüren umwundenen
Lackkasten auf hohem Untersatz.
liebsten die Sache in grösster Heimlichkeit abgemacht. — Fürst
S u v a I n a b a - n o - k a m i hielt noch eine kurze Anrede über die Freundschaft
der Japaner für Preussen und die politischen Verwickelungen
seines Heimathlandes, welche eine vorübergehende Schliessung
des Hafens von Y o k u h am a nothwendig machten, bat auch den
General - Consul um seine Fürsprache für günstige Aufnahme der
Gesandtschaft, welche diese Maassregel bei den europäischen
Höfen durchzusetzen bezweckte. Herr von Rehfues erklärte ihm
deutlich, dass dazu keine Aussicht sei, versprach aber im übrigen
freundschaftlichen Empfang. Die Bevollmächtigten überreichten
zum Abschied noch einige Körbe mit Hühnern, Enten und Gemüsen
»statt des Gastmahles, das sie bei solchen Gelegenheiten zu
geben pflegten.« Nachdem sie sich entfernt, zog der Commandant
der Gazelle seine kleine Besatzung aus dem Tempel von S a k a id z i
zurück und führte noch am Abend das Schiff nach der Rhede von
Y o k u h a m a . — Der General-Consul und der Legations-Secretär
von Radowitz kehrten nach kurzem Aufenthalt daselbst mit der
Corvette über N a n g a s a k i nach China zurück.
Die Beharrlichkeit und Energie, mit welcher die preussischen
Diplomaten die Ausführung ihres Auftrages unter den misslichsten
Verhältnissen durchsetzten, fand bei allen Europäern in Japan
und China, wo man die Schwierigkeit der Aufgabe zu beurtheilen
wusste, die höchste Anerkennung, und brachte den Japanern grosse
Achtung vor der Haltung und Willenskraft der Preussen bei. Die
Regierung von Y e d d o stellte in der That. ihrem Vorhaben den
äussersten Widerstand bis zur Gränze der offenen Gewalt entgegen.
Grosses Verdienst um den Erfolg hat sich, wie gesagt, der Consul
von Brandt erworben, dessen Kenntniss von der Sprache und den
Verhältnissen des Landes, vom Charakter und der politischen Tactik
der japanischen Regierungsbeamten Herrn von Rehfues wesentlich
unterstützen musste. Seine Stellung in Y o k u h am a ist äusserst
schwierig. Während Frankreich, England, Holland und Amerika
durch General - Consuln und diplomatische Agenten vertreten
werden, hat Preussen nur einen Consul daselbst. Und doch ist die
deutsche Handelsmarine, deren Interessen er wahrzunehmen hat,
notorisch die dritte der Welt. Der preussische Handel überwiegt
schon jetzt in Japan zwar nicht denjenigen der Niederländer, welcher
in Folge der alten Verbindung mit diesem Lande und wegen der
nahgelegenen ostindischen Besitzungen dort speciell eine grosse Aus-
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