
wünschte Einfluss auf die innere Politik des Landes zu gewinnen
und verlangte mehrwöchentliche Demonstrationen vor O s a k a ; Herr
Léon Roches dagegen, welchem es, dem Standpuncte seiner Regierung
gemäss, weniger auf Ausbreitung des französischen Handelsverkehrs
, als auf Wahrung der politischen Ehre und Gleichgewicht
mit der englischen Machtentfaltung zu thun war, wollte die Operationen
auf gründliche Züchtigung des Fürsten von N a n g a t o beschränkt,
wissen. Man einigte sich am 5. Juli zu einer Art Ultimatum
an die Regierung von Y e d d o , das aber nicht abgeschickt wurde.
Bald darauf erhielt die Sache einen neuen Anstoss. Den 17. Juli
kamen mit dem Postschiff21) ganz unerwartet zwei europäisch gekleidete
Japaner in Y o k u h a m a an, die geläufig englisch sprachen
und sich den fremden Vertretern als LTnterthanen des Fürsten von
N a n g a t o z u erkennen gaben. Sie hätten, in England mit Studien
beschäftigt, von den thörichten Feindseligkeiten ihres Gebieters
gegen die Ausländer Nachricht erhalten, seien eilig zurückgekehrt,
um diesen vor so gefährlichen Schritten zu warnen, und bäten nun,
auf einem englischen Schiff nach ihrer Heimath befördert zu werden,
die sie auf anderem Wege, durch die Länder.des T a ï k ü r , niemals
erreichen würden. Herr Alcock sah hier eine gute Gelegenheit mit
dem rebellischen Fürsten in Verbindung zu treten; de? Admiral
stellte ihm die Corvette Barossa zur Verfügung, welche die beiden
Anglo-Japaner an Bord nahm und, von dem Kanonenboot Corino-
rant begleitet, alsbald die Reise nach S im o n o s e k i antrat. Ein niederländischer
Marine - Officier und der Chef, des französischen Generalstabes
gingen ebenfalls mit den Schiffen, welche zugleich das
Terrain der künftigen Operationen recognosciren sollten.
Man setzte die Japaner auf der Insel H im e - s im a in der
inneren Einfahrt des B u n g o - Canals aus, wo sie sich nach zehn
Tagen mit dem Bescheide ihres Herrn wieder einstellen sollten.
Der Ortsvorsteher hat die Schliffscommandanten dort nicht zu landen,
um nicht seinen Gebieter in Schwierigkeiten mit dem Fürsten von
N a n g a t o z u verwickeln; vom Festlande her kamen Boote mit etwa
fünfzig Soldaten, welche das Inselchen besetzten. Die Schiffe liefen
alsbald zur Recognöscirung in die Strasse von S im o n o s e k i ein, der
Cormorant voran mit dem französischen Generalstabsofficier, welcher
die Affaire unter Admiral Jaurès mitgemacht hatte. Dieser fand die
21) Die Dampfer der P. 0 . St. N. Company bringen je tz t zweimal monatlich die
P o s t von Shanghai nach Y okohama.
alten Batterieen der Nordküste bedeutend verstärkt und mehrere
neue Werke, theils fertig, theils im Bau; an der Stelle, wo die
japanischen Truppen auf der Landstrasse von S im o n o s e k i zusammengeschossen
wurden, stand jetzt ein umfangreiches Erdwerk. Bei
Annäherung der Schiffe hissten alle Schanzen die japanische Flagge,
die Bedienungsmannschaften eilten an die' Geschütze und warfen
einige Vollkugeln, die etwa tausend Schritt vor dem Cormorant
einschlugen; der englische Commandeur hatte aber Befehl sich auf
kein Gefecht einzulassen und musste umkehren. Er nahm an den
folgenden Tagen hydrographische Arbeiten vor und ging dann nach
H im e - s im a zurück, wo die beiden Japaner sich zur verabredeten
Zeit richtig einfanden.. Sie waren aber wie umgewandelt und brachten
mit der japanischen Tracht, die sie wieder angenommen hatten,
statt der früheren enthusiastischen Freundschaft für die Europäer
und der freimüthigen Zuversicht des Erfolges das undurchdringliche
zurückhaltende Wesen des ächten- japanischen Beamten mit.
Ihre Eröffnungen lauteten, »dass der Fürst vom M ik a d o und dem
T a ik ü n Befehl habe, auf alle fremden Schiffe zu schiessen, aber
bereit sei noch einmal Verhaltungsbefehle in Y e d d o und M ia k o
einzuholen; dazu brauche er eine Frist von drei Monaten.« Er
wollte-offenbar Zeit zur Vollendung seiner Rüstungen gewinnen und
die Centralregierung in Conflict mit den Fremden bringen.
In Y o k o h a m a , w o der Barossa am 10. August wieder eintraf,
waren unterdessen die kriegerischen Vorbereitungen etwas weiter
gediehen. Ein Ministerwechsel in Y e d d o , über dessen Veranlassung
man keine volle Klarheit gewann, schien den Fremden günstig zu
sein, musste aber die Diplomaten in ihren Entschlüssen bestärken.
Amtlich wurde nur die Entlassung des ersten Ministers M a t s d a ik a
Y a m a t t o - n o - k am i und einiger anderen Würdenträger angezeigt;
das Gerücht erzählte aber von einer Verschwörung gegen das
Leben des T a ik ü n und aller Ausländer. Der M ik a d o sollte, nachdem
hei Anwesenheit des T a ik ü n in M ia k o die Verbannung der
Fremden mit seiner Zustimmung bis zur Rückkehr der japanischen
Gesandtschaft verschoben worden sei, jetzt kategorisch die sofortige
Ausführung dieser Maassregel verlangt und, im Weigerungsfälle
einen anderen S io g u n z u bestellen gedroht haben ; |S || man
nannte den Vice-SioGDN F t u t s b a s i . Dieses Decret hätte eine Spaltung
im Reichsrath und schliesslich dessen völlige Umwandlung
herbeigeführt. Folgendes Manifest des T a ik ü n an die D a im io ’s ,