
tungen. Vor Allem galt es einen Weihnaehts^bauin zu schallen;
einen Baum umzuhauen macht in Japan immer Schwierigkeit; wirkliche
Tannen sind zudem selten in Y e d d o , und eine'solche musste
es durchaus sein; die Leute begriffen nicht was man wollte, brachten
allerlei Zwergbäume und verkrüppelte Sträucher. Endlich setzte
sich der eifrigste Festcammissar zu Pferde und eroberte nach meilenweitem
Umherreiten bei allen möglichen Kunstgönnern ein prächtiges
Exemplar, unserer Edeltanne ganz ähnlich an Wuchs. — Nun
liessen wir sämmtliche Schiebewände aus den drei Empfangsgemächern
des Gesandten und dem Vorzimmer, auch die ganze Wand nach
der Veranda entfernen, so dass ein grösser Raulh mit vielen Pfeilern
entstand, von der jetzt nach aussen geschlossenen Veranda nur
durch eine Pfostenreihe getrennt. Dann wurde Laub- und Nadelgrün
herheigeschaffö, viele Pferdeladungen, und Wedel der Fächerpalme
in grossen Haufen; — die Gärtner liessen sich nur schwer
und gegen gute Entschädigung zur Beraubung ihrer Bäume bewegen.
Aber die Räume waren gross und Grünes niemals genug; man
musste sich wieder und wieder zu Pferde setzen und neue Beutezüge
machen mit den erstaunten YAKUNixen, die garnicht begriffen was
das Alles sollte. Endlich gelang es doch: der "ganze Raum wurde
in einen Wintergarten verwandelt, wo ausser derf Fussboden nur
Grünes zu sehen war. Die Pfeiler stellten reich umrankte Palmen
dar, deren Wipfel nach Art breiter Capitäle die Querbalken und den
Plafond trugen, die Veranda einen Palmengang, oben zugewölbt
durch die verwobenen Fächer der beiden Wipfelreihen. Alle Wände
und Querbalken waren in dicke üppige Gewinde versteckt und von
Pfeiler zu Pfeiler hingen reiche Festons. Zahllose blühende Camelien
und Büschel rother Beeren sahen überall aus dem Grünen hervor;
die Decoration selbst bestand grossentheils aus Camelien- und
Cryptomerienzweigen. Von dem getäfeltenPlafond war nichts zu sehen;
wir hatten von beiden Seiten ausgewachsene grüne Bambusrohre
querüber gespannt, deren feines üppiges Graslaub, die Rohre selbst
verbergend, in leichten dichten Flocken herabhing, dazwischen zahllose
Papierlampen, theils bunt, theils weiss mit d'em schwarzen
Adler; in der Veranda die lange Reihe der grossen Gesandtschafts-
latemen mit dem Wappenadler und japanischer Inschrift*, welche
bei abendlichen Ausgängen unseren N o r im o n s auf hohen Stangen
vorgetragen zu werden pflegten, ein sonderbarer Anblick zwischen
den Palmenwipfeln.
Die Vorbereitung selbst war ein rechtes Fest; fünf Seesoldaten
arbeiteten, anfangs ungeschickt, dann aber mit wachsender Leidenschaft
kränzewindend mehrere Tage von früh bis spät, und die
japanischen Hausdiener reichten hülfreiche Hand. Wir wurden erst
im letzten Augenblick fertig und liessen den Gesandten nicht eher
hinein. Er kam am heiligen Abend gegen fünf Uhr von einer Con-
feren? beim Minister des Auswärtigen und freute sich sichtlich über
unsere Arbeit. Der prächtige Weihncchisbauiti reichte bis unter die
'Decke,. Apfelsinen und Birnen hingen in Menge daran; es fehlte
auch nicht an Verzierungen aus buntem Papier, an kunstreichem
Zuckerwerk und Wachslichten, soviel er tragen konnte. Die Geschenke
der preussischen Regierung für den TaTkun , darunter das
lebensgrosse, Bildniss Seiner Majestät König Wilhelms, die gusseisernen
Säulen mit den Amhzoiiengruppeii von Bläser und andere
schöne Sachen, waren eben ausgepackt worden und zierten nicht
wenig unseren Festraum.
Um halb sechs wurde gegessen, um halb acht steckten wir
an; bald darauf kamen die^Gäste, General Sir Hope Grant mit
Lady Grant und zwei Adjutanten, Herr Alcock mit drei Attache s,
der niederländische General-Consul Herr De Witt, Consul Polsbroek
und vor Allen Freund Heusken, welchem ein-besonderer Tisch au&
gebaut war. Sämmtliche Expeditions -Mitglieder waren eingeladen,
auch Capitän Jachmann kam zu Pferde aus Kaxacava Herüber; der
Cominodore und die übrigen See-Officiere dagegen begingen das Fest
auf den Schiffen..
Anstatt einander zu beschenken hätten wir Bewohner von
A k a b a n e Jeder etwa ein Dutzend Kleinigkeiten japanischer Arbeit
zur Verloosung eingeliefert l darunter Lack- und Bronze-Sachen,
Hausrath, Scherze und Atrappen aller Art, zusammen gegen zweihundert
Stücke und ein so buntes Durcheinander, wie nur jemals
auf einem Weihnachtstisch zu sehen war. Die Verloosung machte
viel Spass, daFortuna, so blind wie gewöhnlich, den Meisten grade das
zuschanzte was sie am wenigsten brauchten. Unsere Gäste schienen
Geschmack am deutschen Weihnachten zu finden, besonders Lady
Grant und der treffliche Heusken, dessen hebenswürdiges Gemüth
für jede Freude und Freundschaftsäusserung so offen und empfänglich
und diesmal von den Zeichen unserer Anhänglichkeit ganz betroffen
war. — Wir schieden erst spät von' einander und suchten ermüdet
das Lager, aber der Jubel aus den Hinterzimmern, wo unsere Leute