
auszuweisen. -4« Am 20. erklärte der englische Geschäftsträger seine
Beziehungen zur japanischen Regierung für abgebrochen und legte
die weitere Lösung in die Hände des Admiral Kuper, welcher die
Eröffnung der Feindseligkeiten auf den 1. Juli festsetzte. Er gab
abermals sein Unvermögen kund Yo k u h a m a zu halten, und die
meisten Bewohner machten schon Anstalt sich mit ihrer Habe einzuschiffen,
als Admiral Jaurès sein Versprechen wiederholte, sie
nach Kräften zu schützen. Diese von den Ansiedlern aller Nationen
freudig begrüsste Erklärung bewirkte eine günstige Wendung : o o o o o ö '
ohne sie hätten wahrscheinlich alle Europäer Y o k u h a m a verlassen,
der Verkehr wäre abgebrochen und der Krieg unvermeidlich gewesen.
Der Chef des französischen Geschwaders trat jetzt in Verbindung
mit den Bevollmächtigten des Reichsrathes und verabredete die zur
Vertheidigung des Städtchens zu treffenden Anstalten: man kam
überein, dass alle japanischen Truppen aus demselben entfernt und
ausserhalb aufgestellt, die Niederlassung selbst aber von europäischen
Matrosen, Seesoldaten und von dem Freiwilligen-Corps der
Ansiedler besetzt werden sollte. Diese Maassregeln wurden denn
auch sofort ausgeführt und es kam wieder ein Gefühl der Sicherheit
über die Bewohner, obgleich Admiral Kuper sich ernstlich zur
Offensive bereitete. Die B ü k y o ’s hatten gegen den französischen
Admiral die Hoffnung ausgesprochen, dass die Feindseligkeiten der
Engländer sich weder gegen Y e d d o noch auf die Umgehung von
Y o k u h a m a richten würden, und deutlich zu verstehen ’ og eog eben,5 dass
sich von Operationen gegen O s a k a eine weit grössere Wirkung erwarten
liesse. Der Admiral machte ihnen jetzt nochmals die traurigen
Folgen des thöriehten Widerstandes klar, welcher die Regierung in
unabsehbare Verwickelungen und einen verderblichen Krieg mit
dem Auslande stürze ; die Bevollmächtigten schützten Uneinigkeit im
G o r o d z io und die Besorgniss vor, dass die Zahlung die Sicherheit
der Fremden nicht fördern würde, fragten aber beim Abschied,
ob es nicht zu spät, ob der Krieg noch zu vermeiden sei.
Am 23. Juni Hess Admiral Kuper die Corvette Pearl und ein
Kanonenboot vor Y e d d o kreuzen; Abends kehrte letzteres in Begleitung
eines japanischen Dampfers nach Y o k u h a m a zurück. Man
wusste, dass die ganze Strafsumme schon seit mehreren Tagen im
Zollhause bereit lag. Gegen Mitternacht kamen Bevollmächtigte des
Reichsrathes zum französischen Geschäftsträger und zeigten »ihm
an, dass die Zahlung auf seinen Rath beschlossen worden sei; sie
wünschten, da die Beziehungen zur englischen Gesandtschaft abgebrochen
wären, das Geld in seine Hände niederzulegen. Herr
von Bellecourt hot ihnen seine Vermittelung an und suchte noch
in der Nacht Herrn Neale auf, der sich zur Empfangnahme bereit
erklärte, wenn neben den 100,000 Pfund Sterling für Richardson
auch die seit einem Jahre beanspruchten 10,000 für die ermordeten
Schildwachen auf einmal abgetragen würden. Er stellte die Frist
bis sieben Uhr Morgens; die Zahlung begann aber schon vor Sonnenaufgang
und wurde mit 440,000 mexicanischen Dollars ohne weitere
Zögerung richtig geleistet. Das in dem Ultimatum geforderte Entschuldigungsschreiben
des Reichsrathes ging nach einigen Tagen
ebenfalls ein, und so war jeder Anlass zum Kriege gegen die Regierung
von Y e d d o beseitigt. Die conservative Parthei hatte also
die Oberhand behalten; sie scheint immer noch die mächtigere, aber
in thatenlose Lethargie versunken gewesen zu sein, und sich in
diesem wie in vielen anderen Fällen erst im Augenblick der unmittelbaren
Gefahr zu entschiedenem Auftreten ermannt zu haben.
In Y o k u h a m a war nach kurzer Zeit wieder Alles beim Alten,
obgleich die Minister des T a ik ü n noch am 24. Juni, dem Tage der
Indemnitäts-Zahlung, den Vertretern des Auslandes amtlich notifi-
cirten, dass sie zur Schliessung aller Häfen, und Ausweisung der
Fremden beauftragt seien. Mündlich und vertraulich Hessen sie ihnen
mittheilen, es sei damit nicht ernst gemeint; die Regierung könne
nur den Befehlen des M i k a d o nicht länger offenen Widerstand leisten
und müsse s c h e in b a r gehorchen; sie wolle durch Scheinverhandlungen
mit den Fremden Zeit gewinnen, um der inneren Zerwürfnisse
Meister zu werden. Dem Vernehmen nach wünschte der
Minister O n g a s a v a i ia D z u z i o - n o - k a m i , welcher sowohl die Zahlung
durchgesetzt, als das Verbannungsdecret unterzeichnet hatte, damals
sogar ein offenes Bündniss mit den Vertragsmächten gegen den
M i k a d o , drang damit aber nicht durch. Die Diplomaten konnten
bei der unverbesserlichen Geheimnisskrämerei der Japaner zu keiner
klaren Anschauung gelangen. Unter dem Volke lief das Gerücht
um, die Fremden würden das Land binnen fünf Monaten verlassen;
und es ist wahrscheinlich, dass die Regierung die Nachricht solches
angeblichen Resultates ihrer Verhandlungen mit den Vertretern des
Westens aussprengte, um der Gegenparthei jeden Vorwand zu neuen
Anklagen am Hofe von M i a k o z u nehmen. Ein später bekannt gewordenes
Schreiben des Fürsten von N a n g a t o bestätigt diese Ver