
der Folge fortgefahren den Handel und freien Verkehr in Y o k u -
h a m a auf jede Weise und immer offener zu beschränken. Seit dem
Rücktritt des Ministers A n d o T s u s - s im a wurde ihre Politik immer
schwankender und haltungsloser; die Partheien in ihrem Schoosse
scheinen sich ziemlich das Gleichgewicht gehalten zu haben, und
die fremden Diplomaten wussten niemals woran sie waren. Während
. die früheren Minister der Bewegung noch einigermaassen die Spitze
boten und wenigstens eine bestimmte Richtung verfolgten, tritt jetzt
eine Periode der Zersetzung ein. Es gelang den Anhängern des
Fürsten von M ito , jeden bleibenden Einfluss einsichtsvoller Staatsmänner
zu beseitigen und die Regierung von einer Inconsequenz
zur anderen zu treiben. Tendenz der eonservativen Parthei musste
die Beschränkung des Fremdenverkehrs sein, soweit sie sich ohne
Bruch der Verträge ausführen liess. Dieses Streben tritt im Ganzen
auch sehr deutlich hervor, aber gemischt bald mit Versuchen die
Fremden auf friedlichem Wege oder mit Gewalt aus Japan zu entfernen,
bald mit freundlichem Entgegenkommen und der Neigung
sich ihnen gegen die freiheitslüsternen D a im i o ’s z u verbünden, je
nachdem die inneren und äusseren Verhältnisse oder die Zusammensetzung
des Reichsrathes wechselten. Zunächst zeigte sich ganz
deutlich die Absicht, Y o k u h a m a nach Art von D e s im a zu isoliren,
alle Fremden aus K a m a s A v a und Y e d d o z u entfernen. Kein Ja paner
durfte ohne Erlaubniss der Regierung nach der Niederlassung
kommen, mit deren Bewohnern verkehren oder Handel treiben.
Wenn trotzdem die Ausfuhr bedeutend stieg, so ist der Grund
davon wohl nur in dem grossen Gewinn zu suchen, welchen die
japanische Regierung daraus zog; und wenn die fremden Vertreter
trotz der Verletzung der gestellten Bedingungen nicht alsbald auf
die Eröffnung der anderen Häfen zurückkamen, so kann man das
theils den Hoffnungen für die Zukunft, welche sie an das mächtige
Aufblühen des Handels von Y o k o h a m a knüpften, theils periodischen
Zugeständnissen der japanischen Regierung, theils auch der Ansicht
zuschreiben, dass die Eröffnung anderer Häfen nicht gedeihlich ablaufen
könne oder nicht durchzusetzen wäre. Ein consequentes
Handeln war für sie bei dem auf den inneren Verhältnissen ruhenden
Dunkel garnicht möglich. Dann trieben die Ereignisse rasch einer
gewaltsamen Lösung zu, welche das Fortbestehen der Niederlassung
von Y o k u h a m a ernstlich in Frage stellte; alle anderen Wünsche wurden
vergessen und der Kampf drehte sich lange nur um diesen Punct.
Von den Vertretern des Auslandes hlieb, wie gesagt, nur
der amerikanische ganz in Y e d D o wohnen. Herr Harris wurde im
Frühjahr 1862 abberufen und durch General Pruyn ersetzt, der
seinen Wohnsitz ebenfalls in der Hauptstadt nahm. Herr von Bellecourt
lebte meist in Y o k u h a m a und ging nur zu den Geschäften nach
Y e d d o . Der englische Geschäftsträger, Legations-Secretar St. John
Neale traf bald nach Herrn Alcock’s Abreise in Japan ein und wohnte
abwechselnd in Y e d d o und Y o k u h a m a . Am Jahrestage des Angriffes
auf T o - d z e n - d z i nach japanischer Zeitrechnung, - den 28. Juni, -
stattete ihm dort ein B u n y o der auswärtigen Abtheilung einen Gluck-
wunschbesuch ah. Abends waren alle Hausgenossen bis auf die
wenigen Schildwachen,.- Matrosen und Seesoldaten vom Kriegsschiff
Reynard, — zur Ruhe gegangen, als der Geschäftsträger den
vor seiner Thür stehenden Posten jemand anrufen hörte; wenige
Seeunden darauf ertönte das Angstgeschrei eines Sterbenden und
der dumpfe Laut schwerer Streiche; dann fiel ein Schuss. Herr
Neale sprang auf und rannte nach dem Wachtzimmer; alle Hausbewohner
waren im Nu auf den Füssen und bewaffnet, — da wankte
aus klaffenden Wunden blutend die Schildwache mitten unter sie.
Die Engländer zogen sich nun sämmtlich in das grösste Zimmer
zurück, um dort dem erwarteten Angriff die Stirn zu bieten, doch
blieb Alles ruhig. Man vermisste erst jetzt einen Unterofficier der
Seesoldaten; ihn zu suchen ging der Commandeur der Gesandtsehafts-
wache mit einigen Leuten hinaus und fand ihn todt an der Schwelle
von Herrn Neale’s Zimmer, vor der Thür nach dem Garten, mit
Schwert- und Lanzenwunden bedeckt. » Der sterbende Matrose
konnte noch Folgendes aussagen. Die Nacht war sehr dunkel, und
er hatte wie gewöhnlich einen japanischen Soldaten mit seiner Papierlaterne
bei sich; da nähert sich ein dunkeles Ding auf der
Brücke, die über den Goldfischbach dicht vor dem Hause führt.
Er rief es an und erhielt die richtige Parole » T a m a « zurück, ging
aber, da es ihm verdächtig schien, darauf los, als ein Mensch, der
auf allen Vieren über die Brücke gekrochen war, plötzlich aufsprang
und mit der Lanze nach ihm stach. Im nächsten Augenblick trennte
ein Schwertstreich seine Hand, welche die Muskete hielt, fast ganz
vom Arme, dann folgte eine Fluth scharfer Hiebe, als der Unterofficier
zu Hülfe kam und Feuer gab. Der Mörder stürzte sich nun
sogleich auf diesen, verfolgte ihn unter wüthenden Streichen bis an
die Thürschwelle und hieb ihn fast in Stücke. Der Japaner mit der