
bei Kuchen und Punsch versammelt waren, schallte noch lange
nachher durch die Wände.
Das dienende Personal bestand damals aus zwölf Ordonnanzen
von der Marine, den beiden Dienern des Gesandteil und Herrn
von Brandt’s Chinesen A t s o n ö , dem allgemeinen Liebling. Diese'
hatten einen Baum erhalten, welchen sie in dem mit Laubgewinden
geschmückten gemeinsamen Esszimmer des Gefolges ausputzten* ihre
Bescheerung wurde am Abend des ersten Feiertages aufgebaut. Die
Insassen von A k a b a n e hatten auch für sie eine Menge japanischer
Sachen eingekauft, die hoch gehäuft zwei grosse Tische bedeckten;
rundum stand für Jeden ein Teller mit Zuckerwerk, Kuchen und
Geldgeschenken. ; - Graf Eulenburg und die Attaehe’s waren zu
eiirnm Christmass-dinner, — das vier Stunden währte, — bei dem
englischen Gesandten; unserer Tafel ^¡räsidirte Capitän Jachmann
mit dem wir nachher die Bescheerung besorgten. Der Weihnachts-
,baum wurde von Neuem angezündet, die O ’ Leute zoÖg en die Loose,5
nahmen sehr vergnügt ihre Geschenke in Empfang und setzten sich
dann unter donnerndem Hoch- und Hurra-Ruf wieder zur Bowle,
die auch diesmal einen sehr tiefen Boden hatte.
Das war das erste deutsche Weihnachtsfest in -Y e d d o , so
heiter und glänzend wie es dort schwerlich wieder begangen werden
wird. Wir kamen aus der Feststimmung garnicht heraus und
freuten uns herzlich, bald darauf den Gebürtstag des Commodore
feiern zu können, welcher am 29. December dazu in Y e d d o ehstraf.
An Bord der Schiffe war Weihnachten mit Bescheerung und Illumination,
mit Theater, Tanz und Spiel so froh und festlich gefeiert
worden, wie sich für preussische Seeleute ziemt.
Der Verkehr mit den japanischen Behörden war natürlich
lebhafter geworden, seitdem man sich über die Grundlagen des
Vertrages einigte, doch gingen, ehe es zu erfolgreichen Verhandlungen
kam, noch mehrere Wochen mit fruchtlosen Anstrengungen
des Gesandten hin, die Theilnahme der ausser preussischen Staaten
an dem Vertrage durchzusetzen.
Am 13. December erschienen die B u n y o ’s H o e i O r i b e - n o - k a m i ,
der O -M e t s k e und statt des wieder abberufenen M i s o g u t s i ein
Anderer, T a k e m o t o D z u z io - n o - k a m i , in A k a b a n e zu einer Conferenz.
H o e i O e i b e nahm diesmal den ersten Platz ein. Er erklärte, dass
seine Regierung, obgleich die ¿lern Vertrage entgegenstehenden in
der öffentlichen Meinung begründeten Hihdernisse keineswegs beseitigt
seien» jetzt doch in Unterhandlung fmit dem Gesandten treten wolle,
weil ei die weite Reise ausdrücklich zu diesem Zwecke unternommen
habe'; bei der Ungewissheit des Erfolges aber scheine es ihm
überflüssig, einander jetzt schon die Vollmachten vorzulegen. Graf
Eulenburg bestand dagegen darauf, dass die Unterhändler sich als
wirkliche Bevollmächtigte ihrer Souveraine legitimirten, entfaltete,'
um alle weiteren Erörterungen abzufechij^iden, schnell seine eigene
Vollmacht, und forderte die B u n y o ’s auf seinem Beispiel zu folgen.
Sie linsen denn auch ohne weiteres Zögern einen mit violettem
Sammet beschlagenen Kästen hereinbringen, in welchem die Urkunde
lag.«Sie lautete in wörtlicher Uebersetzung:
H o e i O e ib e - n o - k a m i
T a k em o t o D z u z io - n o - k am i
K u e o k a w a S a t z iu .
An sie wird die Vollmacht ertheilt mit dem preussischen
Gesandten über alle Gegenstände in Unterhandlung
zu treten.
Im 10. Monat des 1. Jahres von Man-E n.
(Siegel des Taikün.)
Die B u n y o ’s üb&gaben dem Gesandten djpse Urkunde in
japanischer Abschrift nebst holländischer Uebersetzung und schrittgn
dann zu einer sehr genmien Prüfung des preussischen Documentes.
Graf'Eulenburg musste umständlich erklären, warum Seine königliche
Hoheit der Regent und nicht Seine Majestät der König dasselbe
unterzeichnet habe; auch die Unterschrift des Staatsministers
von Schleinitz wurde commentirt und das königliche Siegel höchlich
bewundert. — Als darauf der Dolmetscher die holländische Uebersetzung
der Vollmacht verlesen hatte, erkundigten sich die Japaner
sofort nach der Bedeutung des Ausdrucks »Deutscher Zoll- und
Handelsverein«, und nun begannen die Schwierigkeiten. Graf Eulenburg
zeigte ihnen auf einer ausdrücklich dazu vorbereiteten Karte
die geographische Lage der zum Zollverein gehörenden Staaten und
suchte ihnen klar zu machen, veie alle diese Staaten in Zoll- und
Handelssachen ein Ganzes bildeten, das unter Preussens Leitung
stände. Sie erschraken förmlich über die Aussicht mit so vielen
Staaten einen Vertrag schliessen zu sollen, Hessen sich aber diesmal
durch die Versicherung beruhigen, dass Graf Eulenburg nur ein en
Vertrag für a lle Staaten verlange, der dann in vier Exemplaren —