
nicht - preussisehe Handelshäuser aber können in Japan Geschäfte
machen und aller Vortheile des preussisehen oder eines anderen
Vertrages gemessen, wenn sie sich dort durch Unterthanen dieser
Staaten vertreten lassen.
. Das Versprechen, die in Japan angesiedelten Preussen während
der zwei Jahre, die bis zur "Wirksamkeit unseres Vertrages noch
verstreichen mussten, in Japan zu dulden, Hessen sich die Minister
erst nach langem Sträuben und schliessKch nur durch .die bündige
Erklärung des Gesandten abdringen, dass er sonst den Vertrag
nicht unterzeichnen würde. Eine dahin zielende Bestimmung in
diesen selbst aufzunehmen wäre wahrscheinlich nicht gelungen,
hätte auch den Unterschied zwischen Preussen und anderen Deutschen
noch schärfer hervorgehoben, als das leider in den Conferenzen und
Correspondenzen mit den Ministern auf deren vielfältige Fragen
schon geschehen musste. Das Zugeständniss widerspricht einem
ausdrücklichen japanischen Gesetz und beunruhigte die Regierung
in hohem Grade. — Akdo Tsus- sima-no-kami forderte in der
Conferenz vom 24. December den Gesandten auf, ihm eine Liste
der in Japan lebenden Preussen und Deutschen aufzustellen; Graf
Eulenburg verstand sich aber nur zur Nennung der Preussen, und
schützte vor dass die Ermittelung der Nationalität anderer Fremden
ausser seiner Macht liege; er wollte ihm die Entdeckung der anderen
Deutschen nicht erleichtern. Fand die Regierung sie dennoch heraus,
so wäre schliesslich nur eine einzige Firma3) von der Verbannung
betroffen worden, da die übrigen in Yokuhama wohnenden Deutschen
theils preussisehe Unterthanen, theils Agenten von Handlungshäusern
vertragsberechtigter Nationalität waren. Die o o . länog ere Duldungo der
nicht - preussisehen Deutschen in Japan zu fordern wurde zur Unmöglichkeit,
als die Regierung von Yeddo darauf bestand, mit
P r e u s s e n allein den Vertrag zu schhessen.
Das w irk lic h e B e d ü r fn is s eines Vertrages mit Japan
ist durch die grosse Zahl von Deutschen, die wir dort fanden,
und die Bedeutung der von ihnen vertretenen Interessen klar
bewiesen. Der Beschluss ihrer Verbannung war ausgesprochen,
die bewilHgte Frist fast abgelaufen, und sie mussten das Land
verlassen, wenn nicht die preussisehen Kriegsschiffe erschienen. —
Nicht in Ost-Asien allein, sondern in der ganzen Welt macht
3) Auch die Vertreter dieser Firma sind dem Schicksal durch Aufnahme in den
preussisehen Unterthanen-Verband glücklich entgangen.
sich das Bedürfniss nach diplomatischer Vertretung und kräftigem
Schutze für uns mehr und mehr geltend. Der gegenwärtige
Zeitraum bezeichnet den Anfang von Deutchslands civilisato-
rischer Thätigkeit im Grossen, deren Entwickelung ein weltgeschichtliches
Hauptmoment der nächsten Jahrhunderte werden wird,
wenn seine Bewohner zu politischer Einheit, zum Vollbewusstsein
ihres Berufes und ihrer Kraft gelangen. Die Deutschen sind unter
den grossen Culturvölkern das letzte, welches in den Weltverkehr
eingetreten ist; sie übernehmen als weltgeschichtlichen Beruf die
Erbschaft der seefahrenden Nationen, welche Grosses zur Verbreitung
der christlichen Cultur über den Erdball geleistet haben. Nicht
Uebervölkerung, Abentheuerlust oder die Leichtigkeit des Seeverkehrs
treiben sie hinaus, — denn noch hat Deutschland Raum für
seine Söhne, und die hafenarmen wenig ausgedehnten Küsten setzen
der Seefahrt eher Schwierigkeiten entgegen, — sondern die innere
Lebenskraft der Nation, welche in der langen Friedenszeit endheh
zur vollen Entwickelung gediehen ist, und der unbewusste Beruf,
germanischer Bildung, der schönsten.Frucht der modernen Geschichte,
Ausbreitung und Geltung zu verschaffen. Dieser Beruf Hegt in der
Natur unseres Volkes. Deutsche Wissenschaft und Aufklärung haben
seit Jahrhunderten ihren s t i l le n Einfluss auf die Culturstaaten
Europa’s geübt und seit lange überaU als treibende Hefe des geistigen
Lebens gewirkt; aber verheerende Kriege, die pohtische Zerstückelung,
die Fremdherrschaft und andere störende Elemente
Hessen niemals den vollen Aufschwung der materiellen Kraft des
Landes, die a llg em e in e Verbreitung von Wohlstand und Bildung
zu, welche nur ein langer Frieden unter weisem Regiment herbeiführt.
Heute kann das deutsche Volk sich rühmen, an sittHclier
und geistiger Reife über allen anderen zu stehen und die materiellen
Hülfsmittel zu besitzen, welche jede Wirksamkeit nach aussen fordert.
Die Deutschen — und vorzügHch die Norddeutschen ‘i-v sind
durch alle Länder verbreitet; ihre Stellung im Weltverkehr, ihr
Einfluss und ihre Bedürfnisse werden leider nur von Denjenigen
recht gewürdigt, die einige Zeit in fernen Welttheilen gelebt haben.
Deutsche Gelehrte wirken in allen ciyiHsirten Ländern; Musik,
die sittheh wirksamste unter den Künsten, wird überall, wohin
Europäer gedrungen sind, von Deutschen geübt und gelehrt; der
Fleiss und die Stätigkeit des deutschen Arbeiters bricht sich in allen
Welttheilen Bahn. Man macht unseren Landsleuten mit einigem