
Palisadenzäunen einfriedigen, brachte die Y a k u n i n - Wache des Gesandten
auf fünfhundert Mann und vermehrte auch die Zahl seiner
berittenen Begleiter.
Dass die Ueberrumpelung am 5. Juli nicht vollständig gelang
und mit Ermordung aller Insassen des Hauses endete, war eine
wundersame Fügung. Man fand am folgenden Tage die Spuren der
Banditen an der Schwelle von Herrn Alcoek’s Zimmer, und auf
der anderen Seite waren sie ihm ebenso nah. Sie rasten durch alle
übrigen Räume des Gebäudes und zerhackten mit ihren scharfen
Klingen im Dunkel der Nacht Alles was ihnen im W ege war. Die
japanische Streitmacht sowohl als die europäischen Wachen konnten
für künftige Eventualitäten wohl nützlich sein, unbedingte Sicherheit
aber niemals gewähren. Jede Wachsamkeit pflegt zu erschlaffen,
die nicht durch tägliche Beunruhigung rege gehalten wird, und gegen
entschlossene Meuchelmörder gibt es keinen Schutz. Der amerikanische
Minister-Resident, der niemals aus Y e d d o gewichen war,
lebte die ganze Zeit in seinem Tempel unangefochten, und doch
darf man nicht mit den englischen Blättern in China annehmen,
dass eine besondere Animosität gegen Herrn Alcock herrschte; dass
der eine verschont und der andere angegriffen wurde, ist wahrscheinlich
nur dem Umstande zuzuschreiben, dass dieser durch seine
Reisen und freiere Bewegung mehr die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich zog. Man erzählte bald nach dem Angriff auf T o - d z e n - d z i
von bewaffneten Banden, welche die Zugänge des amerikanischen
Tempels recognoscirt hätten; in einer der folgenden Nächte wurden
die dortigen Wachen durch Schüsse alarmirt, doch erfolgte weder
jetzt noch später ein Ueberfall. — Die Repräsentanten der Vertragsmächte
entschlossen sich nun wegen der exponirten und schutzlosen
Lage ihrer bisherigen Wohnungen, auf den oft wiederholten Vorschlag
der Regierung, dass sämmtliche Gesandtschaften auf einem
Grundstück vereinigt würden, unter erheblichen Modificationen einzugehen.
Absicht der Japaner war, ihnen ein grosses Y a m a s k e im
S i r o , innerhalb der zweiten Enceinte der kaiserlichen Stadt anzuweisen;
die Diplomaten fürchteten aber dort die Freiheit ihrer Bewegung
beschränkt und sich einer unerträglichen Beaufsichtigung
unterworfen zu sehen. Die Minister verstanden sich denn auch dazu
ihnen ein Grundstück auf dem G o t e n - y a m a , der Höhe über S i n a g a v a ,
zu überlassen und ohne Entschädigung mit Gräben und Palisaden
zu umgeben; der Bau der Wohngebäude sollte jedoch auf Kosten
der fremden Regierungen nach den Bedürfnissen und Ansprüchen
der einzelnen Vertreter ausgeführt werden. Ob die Lage dem Zweck
entsprach, lässt sich bezweifeln. Die Gesandten liessen sich bis an
die äusserste Gränze der Vorstädte von Y e d d o verdrängen, und die
Regierung konnte sie hier leichter isoliren, als irgendwo. Zur wirklichen
Niederlassung auf dem G o t e n - y a m a kam es aber niemals, das
Grundstück wurde abgesteckt und eingezäunt, der Raum an die
Vertragsmächte vertheilt und die ausgedehnten Wohngebäude
der englischen Gesandtschaft vollendet; die Häuser der anderen
Diplomaten kamen, erst später in Angriff genommen, kaum
über die Fundamente hinaus, wodurch sie vor Schaden bewahrt
wurden.
' Den ganzen Juli und August hindurch coursirten in Y e d d o
beunruhigende Gerüchte, welche nur auf Umwegen an die Fremden
gelangten, aber deutlich bewiesen dass die Gährung zunahm. Der
erste Minister K u d s e Y a m a t t o - n o - k a m i hätte sich vor den Insulten
und Drohungen der Losrae auf sein Schloss zurückziehen müssen;
zwei andere Mitglieder des Reichsrathes wären, aus dem Palast
kommend, von zahlreichen Banden angegriffen und nur durch die
Tapferkeit ihrer Trabanten gerettet; der Gouverneur von Y e d d o
durch die gegen die englische Legation Verschworenen oder deren
Verbündete, aus Rache für seine energische Verfolgung im eigenen
Hause überfallen und gemordet worden. Dann hiess es wieder, er
habe auf Befehl des Reichsrathes H a r a k i r u begangen, und zwar-
wegen einer sehr richtigen, aber scharfen und unberufenen Meinungsäusserung:
bei einer Berathung, ob der T a i k ü n vor der Vermälung
mit der Schwester des M i k a d o diesem in M i a k o die Huldigung leisten
solle oder nicht, hätte der Gouverneur, die Befugnisse seiner
Stellung überschreitend, sich sehr energisch und bedeutsam d a g e g e n
ausgesprochen. — Diese Gerüchte sind bezeichnend für die Lage;
die Schwäche der Regierung und die Unsicherheit der Verhältnisse
trat überall zu Tage. In K a n a g a v a wurde das englische Consulat
bedroht, ConsuhVyse musste sich eine Schutzwache nehmen; die
LoNiNe trieben sich dort, den Behörden offenen Trotz bietend,
in hellen Haufen herum; man sprach sogar von Gefechten, die sie
den kaiserlichen Truppen geliefert hätten. — Am 17. August wurde
an die Hausthür des Ministers A n d o T s u s - s im a - n o - k a m i ein Placat
mit Drohungen geheftet, deren Ausführung nicht lange auf sich
warten liess.