
Gärtchen, seine hellen freundlichen Zimmer schmückten ausgesuchte
japanische Kunstarbeiten, seine Dienerschaft zeigte nur zufriedene
Gesichter und die angenehmste Sorgsamkeit. . Heuskens Leihdiener,
ein zwölfjähriger Knabe mit den klügsten Augen und etwas schwer-
müthigem Ausdruck,. der Sohn eines entlassenen Beamten, trug die
beiden Schwerter und das kleidsame Kostüm seines Standes mit
grösser Würde; sein anständiges feines Benehmen machte ihn zum
Liebling auf allen Legationen, wo er oft als Bote seines Herrn
erschien, aber durch kein Geschenk zu verwöhnen, durch keinen
Scherz aus der gemessenen Haltung zu bringen war, die sich auf
seiner in A k a b a n e gefertigten Photographie so deutlich ausspricht.
Dort war man jetzt eifrig mit Auspacken und Aufstellen der
letzten Geschenke für den T a ik ü n beschäftigt. Das lebensgrosse
Bildniss Seiner königlichen Hoheit des Regenten, die schönen Litho-
phanieen, die zahlreichen Prachtwerke und Photographieen erregten
die lebhafte Bewunderung der japanischen Gelehrten, welche unter
Leitung des Attache von Bunsen den Gebrauch des. mitgebrachten
electrischen Telegraphen erlernten. Die Behörde hatte es abgelehnt,
denselben am Ort seiner Bestimmung durch unsere Mechaniker aufstellen
und mit den Leitungsdräthen versehen zu lassen, und schickte
nur einige gelehrte Y a kt: n i n e nach A k a b a n e die sich mit der Con-
struction des Apparates vertraut und in der Handhabung sehr anstellig
zeigten. Sie sprachen mit dem Attaché von Bunsen holländisch;
als dieser sich aber einen Augenblick entfernte, redete der Eine
die Mechaniker plötzlich deutsch an, zwar gebrochen, doch ganz
verständlich. Er begriff auch ihre Antworten recht gut, und zeigte
nachher Herrn von Bunsen einen in Breda mit deutschen Lettern
gedruckten Leitfaden unserer Sprache mit den Worten: »Das muss
ich lehren, das ist meine Bedienung.«
Heusken hatte mit M o e iy a m a den holländischen Text des
Vertrages sorgfältig collationirt, wir glaubten Alles im Reinen. Am
15. Januar sollten die Geschenke übergeben werden, am 14. frühstückten
die zur Besichtigung derselben eingeladenen Vertreter von
England und Amerika mit ihren Attaché’s in A k a b a n e . Noch immer
war die Weihnaehtsdecoration der Empfangsräume frisch und grün,
die Sonne schien hell und frühlingswarm durch die weissen Papierscheiben;
unsere Tafel war mitten unter den Geschenken gedeckt,
ein magisches Licht glühte und glitzerte auf allen den reichen
Gegenständen, und eine Art Pestrausch bemeisterte sich unmerklich
der Gesellschaft. Wir waren niemals so freundschaftlich beisammen gewesen;
die aufrichtige Theilnahme der englischen und amerikanischen
Collegen gab sich in der liebenswürdigsten Heiterkeit kund. Nach
Tisch lockte das herrliche Wetter in das Freie; wir setzten uns,
unserer sechszehn, mit dem Gesandten zu Pferde und ritten, von
dreiundzwanzig Yain:nixen geleitet, durch die Stadt lind das Siro;
die Ausgelassenheit erreichte hier ihren höchsten Grad; die jüngeren
Reiter tummelten auf den breiten öden Strassen neben dem Schloss«
graben ihre Hengste gegeneinander und verübten die muthwilligsten
Streiche. — Abends blieb Heusken allein noch bis gegen neun bei
uns; wir studirten englische Zeitungen, die damals voll waren von
dem italienischen Kriege. Heusken stiess dabei auf einen Schlachtbericht,
wo der Tod eines jungen Generals erzählt wird, der siegend
im Hochgefühl voller Kraftentwickelung seine glänzende Laufbahn
endet; er war von dieser Erzählung sichtlich ergriffen und konnte
nicht aufhören die Glückseligkeit solchen Todes zu preisen. Die
Ausgelassenheit des Tages hatte bei Allen einer kleinen Abspannung
•Platz gemacht; wir anderen lasen oder sehwatzten sehr ruhig, und
der sonst so muntere Heusken kam uns ganz sentimental vor; seine
Stimmung an jenem Abende fiel Allen auf.
Die Bevölkerung von Y o k o h a m a wurde an demselben Tage
in heftige Bestürzung versetzt. Im Pferdestall eines holländischen
Kaufmanns war Feuer ausgekommen, das bald auch das daran-
stossende Wohnhaus und Magazin ergriff; man erwartete nun das
grosse Gemetzel. Von der Arkona aus, welche um Wasser einzu-
nehmen auf einen Tag hinüber gegangen war, wurde die aufsteigende
Flamme bemerkt; da sich zugleich Flintenschüsse hören
liessen, so armirte Capitän Sundewall seine Boote und schickte
sie mit zahlreicher Mannschaft an das Land. Auf der Brandstätte
anlangend fanden unsere Seeleute den Gouverneur von K a n a g a v a
in voller Rüstung, die Löschanstalten leitend; er gab bereitwillig
Aufklärung: die Schüsse rührten von einem Detachement Soldaten
her, das, im Feuer exercirend, in der Nähe inspicirt wurde.ssriVon
den ansässigen Ausländern war niemand auf der Brandstätte; sie hielten
sich, einen Angriff fürchtend, in ihren Häusern. Das Feuer griff so
rasch um sich, dass wenig gerettet werden konnte, blieb aber auf das
eine Grundstück beschränkt. Unsere Mannschaften kamen nicht in
Thätigkeit und begegneten, an Bord zurückkehrend, den Booten des
Encounter und des Cachelot, die jetzt ebenfalls zu Hülfe eilten.