
Südküste vorbei bis zur Mündung der Strasse in das offene Meer,
entdeckten aber auf der ganzen Strecke keine Befestigung. — Bald
nachdem sie auf den alten Ankerplatz und an Bord ihrer Flaggschiffe
zurückgekehrt waren, fielen auf den Tancrede, der sich der Vorstadt
von S im o n o s e k i auf dreihundert Schritt genähert hatte, aus
den dortigen Tempeln noch einige Gewehrschüsse, die mit Kartätschfeuer
beantwortet wurden; gegen Mittag aber kam ein Parlamentär
an Bord des Euryalus, wohin sich sogleich auch Admiral Jaures
begab. Es war einer der K a r o ’s oder Minister des Fürsten, den
sein englisch redender Dolmetscher mit den Worten einführte: »The
prince has had enough; his soldiers ave very tired and he wishes
to make a peace with you«. Der Parlamentär prosternirte sich nach
japanischer Sitte vor den Admirälen, stellte die ganze Sache als
Folge eines Missverständnisses dar und sprach im Namen seines
Herrn den Wunsch aus, dem Kampf ein Ende zu machen. Die
Admiräle stellten als Bedingung des Waffenstillstandes die sofortige
Herausgabe aller noch übrigen Geschütze und dictirten den Entwurf
einer Convention, nach welcher die Meerenge in Zukunft dem Ver-
kehr aller Schiffe offen stehen, die Befestigungen eingehen und allen
Kriegs- und Handelsfahrzeugen die Verproviantirung in S im o n o s e k i
erlaubt werden sollte; eine bedeutende Geldbusse, deren Höhe die
Vertreter der an der Expedition betheiligten Mächte normiren würden,
sollte als Kriegsentschädigung und Lösegeld der bisher geschonten
Stadt S im o n o s e k i gezahlt werden. — Da das Residenzschloss
A n g i des Fürsten von N a n g a t o eine Tagereise von S im o n o s e k i
liegt, so konnte die Antwort erst in einigen Tagen erwartet werden.
Folgendes Schreiben23), welches der Parlamentär überreicht haben
soll, wurde gleich nach Rückkehr des Geschwaders in einer Zeitung
von Y o k u h a m a veröffentlicht.
Eine ehrfurchtsvolle Vorstellung an den Admiral der
vereinigten Staaten.
Das Original dieses Schreibens will die Zeitung von dem amerikanischen
Minister-Residenten erhalten haben. Wahrscheinlich wurde es in gleichlautenden
Exemplaren an die Ober-Commandanten der vier verbündeten Mächte überreicht.
Der Fürst von N a ngato kann sich nicht wohl an den Vertreter der amerikanischen
Marine, einen Flotten-Lieutenant von der Segelcorvette Jamestown, welcher den
gemietheten Dampfer Takiang commandirte, allein schriftlich gewendet haben, worauf
der Ausdruck «an den Admiral der Vereinigten Staaten« allerdings schliessen lässt.
Entweder die Anglo-Japaner oder der amerikanische Uebersetzer haben wahrscheinlich
»United States« für »alliirte Mächte« gesetzt, welche das japanische Original ohne
Zweifel mehit.
Die Befehle des Kaisers von Japan und die des T a ik ü n
sind verschieden. Weil ich gehorsam den Befehlen des
Kaisers24) hier in S im o n o s e k i auf fremde Schiffe feuerte,
bin ich ein Rebell genannt worden. Da es schien, dass
ich im Widerspruch mit den kaiserlichen Befehlen handelte,
kam eine Botschaft von den fremden Nationen, um
mir dies mitzutheilen und mich zur Einstellung dieser
Feindseligkeiten aufzufordern. Da die Sache sich so verhielt,
so begab sich N a n g a t o - n o - k a m i (der Erbprinz)
zu Pferde nach K io t o , um des Kaisers Willensmeinung zu
erforschen. Bevor er aber dahin gelangte, brach eine
Empörung in K io t o aus, und es blieb ihm nichts übrig als
unverrichteter Sache heimzukehren. Drei Tage darauf
hörte ich, dass eueres berühmten Landes Schiffe nach
H im e s im a gekommen seien, und ich schickte daher mit
einem Boote einen Gesandten, um euch mitzutheilen, dass
es mir gleichgültig sei ob ihr durch die Strasse passirtet
oder nicht. Während er unterwegs war, verliesset ihr aber
H im e s im a , und der Gesandte kehrte hierher zurück, mit der
Absicht euch von S im o n o s e k i aus aufzusuchen. Inzwischen
- war viel Zeit vergangen und die Feindseligkeiten kamen
zum Ausbruch. Es schmerzt mich, dass ich den Krieg
nicht verhindern konnte; ich habe die Fremden nie gehasst.
Ich sehe dieses als eine grosse Heimsuchung für
Tausende von Menschen an. Nehmt diese Sache in Ueber-
legung. Mein Minister M o o r i I d z u m o und seine Genossen
werden euch die Einzelnheiten mittheilen.
Am neunten Tage des achten Monats im ersten Jahre
G e n z i (9. September 1864).
M ATSDAIRA D AISEN - NO - DAIBU.
Schon am Morgen des 9. September wurden die auf Cap
K u s i - s a k i und einigen anderen Puncten noch vorhandenen Geschütze
ausgeliefert; die japanischen Soldaten halfen eifrig bei der Einschiffung
und konnten ihre Freude nicht verbergen, dass das Schiessen vorbei
wäre. Die erbeuteten Kanonen, im Ganzen über siebzig, wurden
an die Schiffe vertheilt; nur wenige waren aus der Fremde, die
meisten, wie die Inschriften bewiesen, japanischerArbe.it, bronzene
Rohre von jedem Kaliber. — Die Admiräle expedirten den Tancrede
24) Kaiser bedeutet hier M ikado. Kioto ist Miako.