
Verträgen erwachsenen Schwierigkeiten behandelt werden. — Herr
von Bellecourt stellte als Bedingung, dass die Träger der Gesandtschaft
Männer von hohem Range wären und ein eigenhändiges
Schreiben des T a ik ü n überreichten, vor Allein aber, das sie m it
V o llm a c h te n v e r s e h e n würden, was bei der Gesandtschaft von
1862 unterblieben war; für die französischen Behörden müsse die
Genugthuung der ostensibele Gegenstand der Gesandtschaft sein,
wenn sie auch im Geheiinen noch andere Zwecke verfolgte. Diese
Bedingungen wurden von der japanischen Regierung angenommen.
Die Gesandtschaft sollte sich zuerst nach Paris, dann an die anderen
Höfe begeben.
December und Januar gingen über die Vorbereitungen hin.
In dieser Zeit verbreitete sich abermals das Gerücht von einem
Angriff N a n g a t o ’s auf den Palast des M ik a d o , gegen den er jetzt
auch in Auflehnung stände. Die Regierung hatte schon im September
von den Diplomaten in Y o k o h am a verlangt, dass keine fremden
Schiffe durch die Strasse von S im o n o s e k i passirten, »weil sie mit
der Bestrafung des Pürsten beschäftigt sei«, in Wahrheit wohl,
weil sie Anknüpfung des Verkehrs mit ihm fürchtete. Man behauptete,
dass sie ein Bündniss mit dem Fürsten von S a t s u m a und
anderen D a im io ’s auf K iu s iu suche, um ihn zu unterdrücken; dass
diese jedoch im Geheimen die Throne von M ia k o und Y e d d o z u
stürzen, mit den Fremden in freien Verkehr zu treten, eine liberale
.Regierungsform und europäische Cultur einzuführen wünschten. Die
Auflösung schritt augenscheinlich rasch vorwärts. Nur der vielfachen
Kreuzung und Zersplitterung der Interessen wie dem Umstande,
dass die Partheien nicht deutlich gesondert, bestimmte
klare Ziele verfolgend einander gegenüberstanden, ist es zuzuschreiben,
dass es nicht schneller, und auch jetzt noch nicht zu
bedeutsamen durchschlagenden Ereignissen gekommen ist, welche
den Abschluss bilden und eine neue Gestaltung anbahnen könnten.
Die nach Unabhängigkeit lüsternen Fürsten scheinen deshalb zu
keiner rechten Einigung gekommen zu sein, weil Jeder am liebsten
für sich selbst arbeitete, und die innerlich zerrüttete Centralgewalt
immer weniger furchtbar wurde. Jeder verfolgte seine Sonder-In-
teressen, und je weniger die Regierung von Y e d d o ihn darin beschränken
konnte, desto mehr schwand das Bedürfniss der Einigung
zu deren gewaltsamem Sturz. Das System des J y e y a s war
schon vor Zulassung der Fremden unhaltbar geworden; diese hat
seinen Verfall aber beschleunigt, und jetzt scheint es ohne gewaltsame
Katastrophe unrühmlich zusammensinken zu sollen.
Eine Feuersbrunst, die drei Tage lang in O s a k a wüthete,
wurde in Zusammenhang mit den politischen Vorgängen gebracht,
ebenso der Brand des T a i k ü n -Palastes in Y e d d o am 25. December.
Es hiess, dass der zum »Vice- T a ik ü n « ernannte F t u t s b a s i ,- Prmz
von M i t o , ihn in die Luft gesprengt, der Kaiser aber mit dem Leben
entronnen sei. Die Beamten sagten nichts, aber die Stimmung
wurde schwüler. Mit dem Handel von Y o k u h a m a , dem besten
Barometer der politischen Lage, ging es rückwärts. Man horte
jetzt sogar bei den japanischen Kaufleuten die Aeusserung laut
werden, dass die Unzufriedenheit des Volkes wesentlich in dem
Verfahren der Regierung begründet sei, welche allen Vortheil des
Handels an sich reisse. Dass sie eine freie Handelspolitik nicht
fassen konnte, welche Volk und Obrigkeit zugleich bereichert, ist
nicht zu verwundern; aber die Regierung von Y e d d o steckte gradezu
allen Nutzen aus dem Verkauf der Landeserzeugnisse in die Tasche
und liess das Volk die ganze Last der durch starke Ausfuhr
hervorgerufenen Theuerung tragen. Sie kannte nur zwei Wege:
eigennützige Beschränkung des Fremdenverkehrs oder völlige Ausschliessung.
Die Räumung von Y o k u h a m a wurde auf einer Conferenz
bei dem englischen Geschäftsträger am 4. Januar 1864 wieder zur
Sprache gebracht. Die B u n y o ’s bestanden darauf, dass die Verträge
nur als Versuche gemeint und unhaltbar wären: das Volk sei
ihnen entgegen und eine Aenderung nothwendig, welche die Gesandtschaft
in Europa erwirken solle. Herr Neale bedeutete sie,
dass er in de r Zwischenzeit über Aufrechthaltung der Vertragsrechte
wachen und nötigenfalls Repressalien brauchen würde. Er klagte
die Regierung offen der Vorenthaltung grösser Massen von Seide
an, welche, für den Markt von Y o k u h a m a bestimmt, schon lange
in Y e d d o lagerten; die B u n y o ’s leugneten das aber feierlichst und
schoben Alles auf . die Feindlichkeit des Volkes, die Furcht der
Kaufleute vor den LoNmen, deren Fanatismus schon viele zum Opfer
geworden wären. - Sonderbarer Weise bewilligte die Regierung grade
jetzt, wo sie die Räumung von Y o k u h a m a so dringend betrieb,
wichtige Zollermässigungen18), die schon 1862 beantragt, aber bis
18) Den höchsten Zollsatz, 35 Procent des declarirten Werthes, zahlten bis dahin
Weine und Liqueure. Für diesen Artikel, ferner für Maschinen und MascMnentheile,
Glaswaaren, Droguen und Medicinen, Eisen in Stäben und Blocken, Eisenblech,