
Fluth übergossen. Er verschwand natürlich aus dein Gefolge, stellte
sich aber b ald, rein gewaschen und in der besten Laune, in A k a b a n e
wieder ein, und war nicht wenig erfreut als der Gesandte, der sich
als intellectuellen Urheber des Missgeschickes ansah, deil Schaden
an seinen Staatsgewändern gut machte. Lächerlicher Weise begegnete
ein gleiches. Unglück an einer anderen Stelle der Strasse dem Photographen
der Expedition, einem ungeübten Reiter, dessen Pferd auf
dem Heimwege mit ihm durchging. gjS Nach.'A k a b a n e zurückgekehrt
hatten wir die unverhoffte Ereude Briefe aus der Heimath vorzufinden,
nachdem uns den Tag vorher das Eintreffen eines nur Zeitungen enthaltenden
Packetes bitter getäuscht. Beide Sendungen kamen mit
dem englischen Kriegsschiff Pioneer an.- — Es war ein froher,
festlicher Tag, trotz dem übelen Geruch in den er sich setzte.
■ Wir waren in A k a b a n e den ganzen Monat durch in der heitersten,
oft in ausgelassener Stimmung. Die allseitige Verehrung, für
unseren Chef, die, im Stillen wachsend, sich bei dem frohen Feste
des 1. December Luft gemacht hatte, seine eigene heitere Laune
und eingehende Theilnahme an der Person und den Bestrebungen
aller seiner Begleiter, die guten Aussichten auf diplomatischen Erfolg,
für Manche, die in Y e d d o nicht hinreichend beschäftigt waren oder
Heimweh hatten, die Aussicht der Abreise, die ja ein Schritt zur
Heimkehr war, die vielen Briefe aus der Heimath, — wir erhielten
am Weihnachtstäge und abermals am 27. und am 30. December.
Posten, — das frohe erinnerungsreiche Fest und die stärkende Win-
t.erluft wirkten belebend auf « alle Gemüther. Die langen Abende
beschwerten uns Wenig; man versammelte sicji nach Tisch in den
Empfangsräumen des Gesandten, wo- auch Heusken selten fehlte;
häufig wurde der grosse Plan von Y e d d o yorgeholt, der so genau
•und ausführlich ist, dass wir unsere Wege Strasse für Strasse
darauf verfolgen konnten; man machte' Pläne. zu neuen Ausflügen
um die ungeheure Stadt nach allen Richtungen kennen zu lernen,
theilte sich die Erlebnisse des Tages mit, oder zeigte einander und
verglich die Einkäufe,»welche bei der Mannichfaltigkeit der Landes-
producte bis zuletzt grosses Interesse behielten. Namentlich kamen
immer schönere Stücke kunstreicher Metallarbeit zum Vorschein,
nach denen Einige mit zunehmender Localkenntniss die entferntesten
Kaufläden fast leidenschaftlich durchsuchten. — Unsere Politiker
bewegten lebhaft die Ereignisse in Italien und die wachsende Spannung
der amerikanischen Staaten, bedeutsame Neuigkeiten, die wir
nicht wie zu Hause Schluck für Schluck, sondern fassweise aufgestapelt
in mehrwöchentlichen Zeitungsstössen erhielten; und das
wichtige Stüek ostasiatischer Geschichte, das sich eben in unserer
Nähe abgewickelt hatte, ward zur verkörperten Anschauung durch,
die anziehende Berührung mit Persönlichkeiten, welche in diesem
Drama die ersten Rollen spielten. — Es gab die Fülle europäischer
Besuche. Zu Anfang des Monats war Herr Harkort-, damals Chef
eines der ersten deutschen Handlungshäuser in Shanghai", welchei;
viel Bgmerkenswerthes über China mitzutheilen wusste, einige.Tage
lang Gast des Gesandten in A k a b a n e . Den 14. traf der niederländische.
General-Consul Herr De Witt mit dhr Kriegsbrigg Cachelot
von N a n o a s a k i ein. ' Den 18. kam der Oberbefehlshaber der eng-
liscliem Armee in China, Sir Hojte Grant, mit I^ady Grant und seinem
Stabe, lien 23. die französischen Kriegsschiffe Renommée.und Monge.
mjt. dem Vice-Admiral Page,, der in' K a n a g a v a Herrn von'Bellecourt
anfgenommen hatte und mit ihm in 'Y e d d o sehr feierlich landete.
Einhundertfunfzig bewaffnete Matrosen/geleiteten die Herfen vom
Landungsplätze nach*$AKAiDzi, dem Sitze der Gesandtschaft. — Dann
endlich langte Rear-Admiral Jones mit einem Theile des. englischen
Geschwaders an-, so dass eine ganze Flotte’ preussischer, englischer,
französischer ufd holländischer Kriegsschiffe im Golfe von Y e d d o
: versammelt war.
Von (len preussischen Schiffen lag gewöhnlich das eine vor
der Hauptstadt, das and'ere vor Y o k o h am a . Die Unzulänglichkeit
der Karten dieser Gewässer veranlasste den Chef des preussischen
Geschwaders zu Anordnung 'ausgedehnter hydrographischer Arbeiten,
welche unter Leitung der Marine-Officiere Herren von Schleinitz
und Butterlin mehrere Monate hindurch mit grossem Eifer betrieben
wurden. Genaue astronomische Ortsbestimmungen an der Küste
bildeten den Ausgangspunct der Aufnahmen, die sich auf den ganzen
inneren Golf und die Einfahrt in denselben bis südlich von Cap
K a m i s a k i erstreckten. Viele hunderte von Peilungen und Lothungen,
welche zum Théil unter grossen Beschwerden von Wind und W etter
ausgeführt wurden, setzïen Lieutenant Butterlin in Stand, die Küstenlinie
und die Meerestiefe aller Theile dieser Gewässer mit grösser
Genauigkeit niederzulegen und eine Seekarte davon zu entwerfen,
welche nacltfRückkehr des Geschwaders von der königlichen Admiralität
publicirt worden ist. Um auch den östlichsten Y e d d o gegenüberliegenden
Winkel des Golfes in den Bereich dieser Aufnahmen