
X. Cladocera.
Mit dem Studium der in Afrika vorkommenden Süßwasser-CTadbcerm h a t sich im Laufe der
Zeit eine ganze Schar von Forschern befaßt. Der erste derselben war H. L u c a s , der 1849 einige
hierher gehörige, aber zweifelhafte Arten aus Algier verzeichnete (19); ihm folgte L. S c h m a r d a ,
der 1854 bei Schilderung der naturhistorischen Verhältnisse Ägyptens 3 neue Arten beschrieben
h a t (36). Auch in den Arbeiten von S. F i s c h e r aus 1860 (10) und F. K l u n z i n g e r aus 1864
(17), finden sich Daten über einige in Ägypten beobachtete Arten.
Von neueren Forschern haben sich zuerst R . M o n i e z und J. R i c h a r d 1888 dem S tudium
der afrikanischen Cladoceren gewidmet, u. z. h a t ersterer 15 Arten von den Azoren (20), letzterer aber
eine algierische Art (CTiydorus Letourneuxi) beschrieben (22). J . R i c h a r d aber setzte seine diesbezüglichen
Studien teils selbständig, teils in Gemeinschaft mit R. B l a n c h a r d und J . d e
G u e r n e fort. In selbständiger Arbeit h a t er 1892 3 Arten aus dem Kongogebiet (25), 1894 aber
8 Arten aus Ägypten und dem französischen Kongo beschrieben (24). In Gemeinschaft haben R.
B l a n c h a r d und J. R i c h a r d 1891 7 Arten aus Algier verzeichnet (2). J . d e G u e r n e
und J. R i c h a r d aber haben in 3 Arbeiten Daten über afrikanische Cladoceren beigebracht, u. z.
1891 über eine Art und eine Gattung aus Madagaskar (10), 1892 über 4 Arten und 3 Gattungen aus
Rufisque in Senegambien (12) und 1893 über Älona Cambouei aus Madagaskar (13).
Die Arbeiten von F. S t u h l m a n n aus 1891 und später (40—42) bieten nur insofern diesbezügliche
bemerkenswerte Angaben, als in denselben 4 Gattungen, ohne Bezeichnung der Arten
erwähnt sind.
Seit der zweiten Hälfte der 90er Jah re mehren sich die auf die afrikanischen Cladoceren
bezüglichen literarischen Daten rapid. G. O. S a r s beschreibt 1895 9 Arten aus Südafrika (30),
1896 verzeichnete er bei Beschreibung von'Stenocypris Chevreuxi 7 Arten (31), 1905 aber bei der Beschreibung
der südafrikanischen PhyUopoden indessen eine Art (35).
In seinem zusammenfassenden Werk verzeichnet 1896 T h . B a r r o i s 14 Arten von den
Azoren, die mit Ausnahme von Leptodora hyalina Lillj. identisch sind mit den von R. M o n i e z
schon früher konstatierten (1).
Auf Grund des Studiums der von F. S t u h l m a n n in Deutsch-Ost-Afrika gesammelten
Cladoceren bietet W. W e l t n e r in drei Publikationen diesbezügliche Daten. 1896 beschreibt er
16 Arten aus dem Viktoria Nyanza und seiner Umgebung (43); 1898 erwähnt er 4 Arten von verschiedenen
afrikanischen Fundorten (4); 1899 aber verzeichnet er 6 Arten aus dem Massäiland (45).
In jüngster Zeit haben S. E k m a n, S t. G. B r a d y und R. G u r n e y Angaben über die
afrikanischen Cladoceren veröffentlicht. S. E k m a n enumeriert 1901 11 Arten aus Ä gypten, bezw.
aus dem Sudan (9); S t. G. B r a d y beschreibt 1904 eine neue Art, Macrothrix affinis aus Natal (3);
R. Gurney aber beschreibt 1904 3 Arten aus Südafrika.
Fam. Chydor idae .
Eine Familie mit allgemeiner geographischer Verbreitung; es gibt fast keine ihrer Gattungen,
aus welcher einer oder der andere Forscher nicht eine oder mehrere Arten aus Afrika verzeichnet
hätte. Die ersten diesbezüglichen D aten finden sich in der Arbeit von R. M o n i e z aus 1888, welöhe
die Süßwasser-Mikrofauna der Azoren schildert (20). Es scheint, daß die hierher gehörigen Gattungen
sich in der Fauna von Afrika einer großen Verbreitung erfreuen.
Gen. Chydorus Baird.
Von den zahlreichen Arten dieser kosmopolitischen Gattung haben die früheren Forscher
drei aus Afrika aufgezeichnet; eine derselben, Chydorus sphaericus (O. F. M.) besitzt eine allgemeine
Verbreitung, wogegen Chydorus Barroisi (Rieh.) außer aus Afrika aus Palästina und aus Südamerika
bekannt, Chydorus Letourneuxi Rieh, aber ist zur Zeit als spezifisch afrikanische Art zu betrachten.
Bei meinen Untersuchungen habe ich nachstehende 3 Arten beobachtet.
222. C h y d o r u s v e n t r i c o s u s Dad.
Taf. 6. Fig. 1—4.
Chydorus ventricosus E. v. D a d a y 4. p. 28. Fig. 10. a—d.
Diese Art wurde zuerst von E. v. D a d a y aus Ceylon 1898 beschrieben (4), später aber verzeichnet
sie derselbe samt der Varietät dentifer aus Paraguay. Die mir vorliegenden Exemplare
stimmen hinsichtlich der allgemeinen Körperform im ganzen vollständig mit den ceylonischen typischen
Exemplaren überein und weichen nur insofern von denselben ab, daß der hintere Schalenrand von
dem Rückenrand scharf abgesondert ist, welch letzterer eine kleine Spitze bildet (Taf. 6. Fig. 1). Die
Schalenoberfläche ist verschwommen reticuliert und ziemlich fein punktiert, der Bauch- und Vorderrand
is t ebenso behaart, wie bei den Ceyloner Exemplaren.
Der Vorderrand des Lippenanhanges ist in der Regel bogig, bisweilen im unteren Viertel
gebrochen, schief nach hinten gerichtet, die untere Spitze stumpfer oder spitzer gerundet, aber nie
so gestreckt wie bei den Ceyloner Exemplaren (Taf. 6. Fig. 2. 4).
Das Postabdomen stimmt sowohl in der Form als auch in der Struktur mit den Ceyloner
Exemplaren überein und weicht nur darin ab, daß sich an beiden Seiten zwei Reihen feiner H a arpinsel
erheben und auch der Analrand sehr fein behaart ist (Taf. 6 Fig. 3).
Körperlänge 0.5—0.6 mm, folglich weit kleiner als Ceyloner Exemplare, ungefähr so groß wie
die Exemplare aus Paraguay. Farbe: gelblichbraun.
Fundorte: Tümpel in Unika (102); Tümpel nahe dem Myawaya-Fluß (96); Wasserloch bei
Firyano (95. 97); Tümpel bei Langenburg (77. 78. 94); Sumpf ohne nähere Angabe (80); Tümpel
bei Nyassa (84. 85).
223. C h y d o r u s g l o b ö s u s Baird.
Chydorus globosus W. L i l l j e b o r g 13. p. 547. Taf. 75. Fig. 18—27. Taf. 76. Fig. 1.
Aus der Fauna von Afrika bisher unbekannte Art, die in den Gewässern der Umgebung des
Nyassa zu den Seltenheiten gehört; ich fand sie nämlich nur in dem Material aus einer mit Wassernuß
bedeckten Stelle des Mbasi-Flusses, nahe seiner Mündung in den Nyassa (93) und auch hier zeigten
sich nur einige Exemplare. -
224. C h y d o r u s s p h a e r i c u s (0 . F. M.).
Taf. 6. Fig. 5.
Chydorus sphaericus W. L i l l j e b o r g 18. p. 561. Taf. 77.
Kosmopolitische Art, die aus A frika schon früher von mehreren beobachtet worden ist. R.
M o n i e z und Th. B a r r o i s verzeichneten sie 1888 und 1896 von den Azoren, J. R i c h a r d
aus Ägypten, G u e r n e - R i c h a r d von Rufisque, W. W e l t n e r aus Deutsch-Ost-Afrika,
G. O. S a r s aus Kapland, S. E k m a n aber aus dem Sudan.
Im Nyassa und den Gewässern der Umgebung desselben, bezw. in Deutsch-Ost-Afrika ist die
Art recht gemein, ich fand sie an folgenden Fundorten: Rikwa-See (66); Sumpf am Nyassa-Ufer (112),
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