
Q u e r a d e r n : Am Flügelgrunde finden sich zwischen Radius und Mediana, sowie zwischen
dem gemeinsamen Stamm Mediana-Cubitus und der Analis nicht selten je eine Querader. Eine Anzahl
von solchen, die aber nicht konstant ist und oft beim rechten und linken Flügel eines Individuums
verschieden ist, ebenso beim vordem und hintern, findet sich da und dort hauptsächlich in
der distalen Flügelhälfte zwischen den Längsadern verteilt. Ich lege diesen Queradern wegen ihres
unregelmäßigen Auftretens nicht den Wert für die Artunterscheidung bei, wie dies H a g e n getan
ha t. Hervorzuheben ist noch, daß die Queradern zwischen Costa und Mediana entweder direkt in
den Radius einmünden, oder aber nur die vordere und hintere Nebenlinie desselben erreichen.
Von den Z w i s c h e n r ä u m e n zwischen den Längsadern wird das von der Costa und dem
Radius begrenzte Feld Area (Cellula) costalis, das Feld zwischen Radius und Mediana, das distal von
deren Bogen häufig eingefaßt wird, Area (Cellula) discoidalis benannt.
Die 3 sehr verschieden gestalteten B e i n p a a r e sind in gleichem Abstand voneinander
je am Hinterrand des betreffenden Thoraxsegments angebracht. Das vordere Pa a r s teht ebenso wie
das mittlere weit voneinander entfernt, die Anheftungsstellen des hinteren Paares sind dagegen einander
genähert.
Die Vorderbeine sind verlängert und durch das blasig aufgetriebene, vergrößerte 1. Tarsenglied
(Metatarsus), in dem das Spinnorgan enthalten ist, ausgezeichnet.1) Sie dienen nicht nur
zur Fortbewegung, sondern auch zur Anfertigung des Gespinstes, in dem die Tiere leben. Die Vordertibia
ist meist mit einem stachelartigen Fortsatz am distalen Ende der Innenkante bewehrt. Die
Mittelbeine sind kürzer und dünner, die einzelnen Glieder annähernd walzenförmig. Die Hinterbeine
sind sehr kräftig, Femur dem der Grylliden ähnlich, meist stark verbreitert und erweitert, dient aber
nicht zum Springen. Die Tarsen sind an sämtlichen Beinen 3gliedrig. Das erste Tarsenglied der
Vorderbeine ist stark vergrößert, meist eiförmig erweitert, oben gewölbt, häufig mit bogiger Furche
an der Außenseite, seine Sohlenfläche ist eben. An der U nterseite der beiden ersten Glieder d er M ittelund
Hintertarsen befinden sich kleine Sohlenpapillen, und zwar je eine an den beiden Gliedern der
Mitteltarsen, eine oder zwei, je nach der Species, am ersten Glied der Hintertarsen, immer nur eine
am zweiten Glied, so daß sie zur A rtunterscheidung verwendet werden können. F ü r generische Unterscheidung
ist die Papillenzahl am hintern Metatarsus als e i n z i g e s Unterscheidungsmerkmal
unbrauchbar, da 2 Papillen bei Arten g a n z v e r s c h i e d e n e r Gattungen Vorkommen können.
Die beiden Krallen am Endglied der Tarsen sind leicht gebogen, kurz, scharf, einfach, in der
Mitte der Unterseite mit einer Borste besetzt und hier zuweilen auch mit stumpfem Höcker versehen.
Eine Pelotte zwischen ihnen fehlt. Die Krallen der Vorderbeine sind immer kleiner als die der
übrigen Beine.
Das A b d o m e n ist ungefähr von der halben Körperlänge und besteht bei beiden Geschlechte
rn aus 10 zumeist wohl ausgebildeten, mit Tergit, Sternit und Pleuriten versehenen Segmenten.
Eine A usnahme findet sich aber beim erwachsenen <$, indem bei ihm das 9. und 10. Sternit unmittelbar
vor der letzten Häutung miteinander verschmelzen, so daß nur 9 Sternite vorhanden sind. Von
l) Ein Analogon hiezu, auf das auch schon H a n d l i r s c h (1904), p. 744 aufmerksam gemacht hat, findet sich vielleicht
bei den Namensvettern der Embien: den Empiden (Diptera), bei denen die <J|f von Hilara sartor Be c k e r (sartrix Ha n d l
i r sc h) beim Schwärmen zwischen den Beinen bekanntlich ein glänzendes Gespinsthäutchen, „Schleierchen“, (als Lockmittel
für die ?? ?) tragen. Da auch hier das erste Tarsenglied an den Vorderbeinen erweitert und vergrößert ist, so wäre es sehr
wohl möglich, daß auch hier das Gespinst mittelst in ihm befindlicher Spinndrüsen angefertigt würde und nicht wie Bec k e r
(Berlin, entomol. Z., V. 22, 1888, p. 7—10) vermutet, aus Drüsen zu beiden Seiten des Hinterleibs stammt oder nach Ansicht
G i r s c h n e r s (Entomol. Nachr., -V. 15, 1889, p. 220—222) aus dem Munde abgesondert wird.
E n d e r l e i n (1903) wird noch ein 11. Segment angenommen, von dem sich aber nur das Tergit,
eine m eist polsterförmige, größere oder kleinere P la tte auf jeder Seite h inter dem 10. Segment erhalten
ha t. Auf ihr sitzen die Cerci. Ich bezeichne ‘sie als deren Grundplatte. V e r h o e f f nimmt dagegen
nur 10 Segmente an und faß t die P la tte als Grundglied (Coxit) des betreffenden Cercus (Telopodit) auf,
so daß dieser nach ihm eigentlich 3gliedrig wäre. Während beim 9, sowie bei den Larven und Nymphen
beider Geschlechter das distale Ende des Abdomens symmetrisch geformt ist, tr i tt beim <j bei der
Mehrzahl der Arten eine sehr charakteristische Asymmetrie des 10., manchmal auch schon des 8. und
9. Segments auf, wodurch die Abdomenspitze etwas nach links verschoben erscheint.
Das 10. Tergit, die S u p r a a n a l p l a t t e , ist beim ^ meist asymmetrisch, am Hinterrand
bald nur ausgerandet, bald mehr oder weniger tief gespalten, seltener ganzrandig. Während es im
letzteren Falle keine Fortsätze nach hinten besitzt, ist es wohl bei den meisten Arten mit solchen versehen
und zwar mit einem rechten und einem linken. Die Form dieses Tergits und insbesondere
seiner Fortsätze, die oft Stachel- oder hakenförmig gebildet sind und als förmliche Haltezangen bei
der Begattung dienen, ist für die Art-, Gattungs- und Familienunterscheidung von hohem Wert.
Zwischen den Fortsätzen jedoch etwas ventralwärts davon, findet sich bei vielen Arten ein kleiner
kegel- oder lappenförmiger Vorsprung, der mit dem rechten Fortsatz in Zusammenhang s teht und
vielleicht als Äfterdeckel aufzufassen ist, da unter ihm die Darmmündung liegt. Beim $ ist die
Supraanalplatte vollkommen symmetrisch, dreiseitig, mit breiter Basis und gerundeter, distaler
Spitze. Ebenso ist sie auch bei den -Larven und Nymphen gestaltet.
Das letzte Sternit des die S u b g e n i t a l p l a t t e , (entstanden aus der Verschmelzung des
9. und 10. Sternits) ist meist asymmetrisch, groß, verbreitert oder verlängert und von sehr verschiedener
Form. Es rag t als Stütze für den Ductus ejaculatorius (Penis), den es von unten her öfters
als Halbrinne umfaßt, bisweilen s tark hervor und kann mit Stacheln bewehrt sein.
Beim $ sind die beiden letzten Sternite (9. u. 10.) nicht m iteinander verschmolzen, sondern selbständig
geblieben, dagegen ist das 10. Sternit der Länge nach in vollkommen symmetrische Hälften
gespalten, die eine annähernd 3seitige Form mit abgerundeten Ecken besitzen. Ebenso verhält es
sich auch bei den (J-Larven und Nymphen.
Der P e n i s oberhalb der Subgenitalplatte gelegen und nach links und hinten gerichtet, ist
bald höckerförmig, b ald röhrenförmig, bisweilen ist er auch ampullenförmig erweitert, vor der Mündung
öfters eingeschnürt.
Die $ G e n i t a l ö f f n u n g ist nicht an der distalen Abdomenspitze, sondern v en tra l nach
vorne von ihr symmetrisch in der Mittellinie unter dem 8. Sternit gelegen, wie ich im Gegensatz zu
W o o d -M a s o n , der sie h i n t e r dieses Sternit in den Zwischenraum zwischen 8. und 9. Sternit
verlegt, nachweisen konnte. Das 8. Sternit ist daher als S u b g e n i t a l p l a t t e zu bezeichnen.
Sein mit Wimpern besetzter Hinterrand läß t sich klappenartig abheben, wodurch sodann die Genitalöffnung,
die von ihm gedeckt in der Mitte des 8. Segments oder sogar jenseits der Mitte gegen dessen
Vorderrand zu liegt, als kleine quere Spalte sichtbar wird. Die Subgenitalplatte erscheint auch beim $
für die Artunterscheidung wichtig, da sie je nach der Art verschieden geformt ist. Ovipositoren
(Gonapophysen) fehlen.
Für die Art-, Gattungs- und Familienunterscheidung gleichfalls sehr wichtig sind die meist
2gliedrigen, selten symmetrischen, häufig mehr oder weniger asymmetrischen C e r c i des Der
rechte Cercus h a t immer 2 walzenförmige Glieder. Das 1. Glied des linken Cercus ist zuweilen ebenfalls
walzenförmig, schlank (Olyntha, Oligotoma), meist aber keulenförmig verdickt, an der Innenseite
Zoologien. Heft 60. •• 2