ist die Schaumlamelle viel b reiter als an der linken Scbale (Taf. 9. Fig. 14. 15), in der Struktur aber
sind sie gleich, denn an beiden ist ein schmaler, durchsichtiger Kutikulasaum und ein ziemlich breiter,
an der rechten Schale indes stets breiterer Porenkanalgürtel vorhanden, in welchen die Porenkanäle
gerade verlaufen (Taf. 9. Fig. 16). Am Vorderrand der rechten Schale bildet die Saumlamelle mit
dem Bauchrand einen merklichen Winkel, bezw. senkt sich mit demselben nicht in eine Linie herab,
während sie an der linken Schale keinen W inkel bildet. Der R ückenrand der rechten Schale beschreibt
vor der M itte einen stumpf gerundeten Höcker, wogegen derselbe an der linken Schale mehr zugespitzt
ist. Der Hinterrand beider Schalen ist spitz gerundet. Der Bauchrand ist in der Mitte schwach
vertieft.
Von oben gesehen haben die beiden Schalen die Form eines kurzen breiten Eis (Taf. 9. Fig. 17),
dessen größter Durchmesser fast 9/10 der ganzen Länge ausmacht; in der Nähe des vorderen Endes
zeigt sich an beiden Seiten eine Einschnürung, demzufolge eine Endpartie gebildet wird.
Die Schalenwandung is t mit runden, w arzenartigen Felderchen und ziemlich g edrängt stehenden
Borsten bedeckt, außerdem aber zeigt sich im unteren Viertel und hinteren Hälfte beider Schalen
je eine Längsreihe derartiger Erhöhungen (4 und 5), die besonders g u t auszunehmen sind, wenn
man die Schalen von oben betrachtet (Taf. 9. Fig. 14); jede dieser Erhöhungen trä g t eine Borste.
In der S truktur stimmen sämtliche Extremitätsanhänge mit den M ü l l e r sehen Exemplaren
überein. An den Furcalanhängen ist der Vorderrand im distalen Drittel schwach bogig, der Hinter-
bezw. Dorsalrand fein behaart. Die Endkralle is t nicht ganz halb so lang wie die Furcalanhänge.
Die Länge der Schalen b eträgt 2.2 mm, die größte Höhe 1.4 mm, der Durchmesser 2 mm;
meine Exemplare sind damit im ganzen kleiner als die von G. W. M ü 11 e r, deren Länge zwischen
2.5—2.9 mm schwankte.
Gen. Eucypris (Vävr.) Dad.
Hinsichtlich des Bereiches und Umfangs dieser Gattung stehe ich auch heute noch auf dem
Standpunkt, welchen ich in meinen „Untersuchungen über die Süßwasser-Mikrofauna Paraguays“
eingenommen und eingehend motiviert habe (p. 240—242), bezüglich der Subgenera aber muß ich
meine frühere Auffassung modifizieren. Früher habe ich nämlich im Bereich des Genus Eucypris
bloß die Subgenera Eucypris s. str., Stenocypris und Chlamydotheca als solche beibehalten, das Subgenus
Cyprinotus aber fallen gelassen bezw. mit dem Subgenus Eucypris s. str. verschmolzen. Bei
meinen gegenwärtigen Untersuchungen überzeugte ich mich indes, daß das Apicalglied des Maxillar-
tasters in seiner Struktur einen unverkennbaren Fingerzeig für die Unterscheidung der Subgenera
Eucypris s. str. und Cyprinotus bietet. An den zum Subgenus Cyprinotus gehörigen Arten ist das
Apicalglied der Palpus maxillaris am distalen Rand und überhaupt breiter als lang, annähernd einer
gestürzt kegelförmigen Lamelle gleich, am distalen Rand mit gleich weit voneinander stehenden
krallenartigen kräftigen Dornen bedeckt, wogegen es bei Eucypris s. str. und auch bei den übrigen
Subgenera der Palpus maxillaris länger als breit, zylindrisch ist und am distalen Ende mit nebeneinanderstehenden
langen Borsten versehen ist. Mit Rücksicht auf diese Verschiedenheiten will ich
das Subgenus Cyprinotus als solches für selbständig anerkennen, ohne aber die Struktur der Schalen
für charakteristisch zu halten und ohne die hochgradige Übereinstimmung in dem Organismus nicht
im vollen Umfang zu würdigen, welche zwischen diesem und dem Subgenus Eucypris s. str. besteht.
Auf dieser Basis unterscheide ich derzeit innerhalb des Genus Eucypris (Vävr.) Dad. folgende
vier Subgenera: Eucypris s. str., Cyprmotus (Brady), Stenocypris (Sars) und Chlamydotheca (Sauss.),
deren wichtigste Merkmale ich nachstehend zusammenfasse.
1. Subgen. Eucypris s. str. Die Schalen sind von verschiedener Struktur, bisweilen am Rücken
mit Kämmen und vorn mit Lippenanhängen versehen, zuweilen doppelt so lang als hoch; das letzte
Glied des Maxillartasters zylindrisch, länger als breit; am zweiten Glied des ersten Fußpaars ragt
bloß eine Endborste auf; die Furcalanhänge sind gleichförmig, die Randborste fehlt bisweilen, gewöhnlich
aber is t sie zugegen und liegt an verschiedenen Punkten des Hinterrandes.
2. Subgen. Cyprinotus (Brady). Die Schalen sind von verschiedener Struktur, ihre Länge
erreicht nicht das Doppelte der Höhe; das letzte Glied des Maxillartasters ist breiter als lang, gegen
das distale Ende v erbreitert; am zweiten Glied des ersten Fußpaares rag t bloß eine Endborste herauf;
die Furcalanhänge sind gleichförmig, die Randborste fehlt nicht und sitzt gewöhnlich nahe dem
hinteren Drittel.
3. Subgen. Chlamydotheca (Sauss.). Die Schalen sind von verschiedener Struktur, ihre Länge
erreicht nicht das Doppelte der Höhe; das Endglied des Maxillartasters ist zylindrisch, länger als
breit; das zweite Glied des ersten Fußpaares trä g t zwei Endborsten; die Furcalanhänge sind gleichförmig,
die Randborste fehlt nicht und sitzt gewöhnlich nahe am hinteren Drittel.
4. Subgen. Stenocypris (Sars). Die Schalen sind über doppelt so lang als hoch; das Endglied
des Maxillartasters ist zylindrisch, länger als breit; das zweite Glied des ersten Fußpaares träg t bloß
eine Endborste; die Furcalanhänge sind verschieden, die Randborste fehlt.
In dem mir vorliegenden Material habe ich bloß Arten der Subgenera Eucypris s. str., Cyprinotus
(Brady) und Stenocypris (Sars) gefunden.
Subgen. Eucypris s. str.
Insofern es mir gelungen ist, aus den literarischen Daten festzustellen, so gehören von den
bisher aus der Fauna von Afrika beschriebenen Ostracoden-Arten, die bei meinen Untersuchungen
beobachteten mitgerechnet, ca. 26 zu diesem Subgenus, die, von einzelnen Ausnahmen abgesehen,
insgesamt als ausschließlich afrikanische Arten zu betrachten sind. Aus Deutsch-Ostafrika selbst
waren bisher bloß zwei Arten, die von W. V ä v r a beschriebenen Eucypris venusta (Vävr.) und
Eucypris flabetta (Vävr.) bekannt, diesen schließen sich die von mir beobachteten nachstehenden
Arten an.
266. E u c y p r i s i n e r m i s (Brady).
Taf. 9. Fig. 18—33.
Cypris inermis S t . E. B r a d y 7. p. 125. Taf. 8. Fig. 44—49.
Diese Art war bisher nur aus Südafrika, d. i. von Natal bekannt, woher sie S11. G. B r a d y
1904 beschrieben hat. In den Gewässern von Deutsch-Ostafrika scheint sie nicht zu den Seltenheiten
zu gehören, denn bei meinen Untersuchungen habe ich sie in dem Material von folgenden
Fundorten angetroffen: Quellbecken nahe Langenburg (79); Trinksquelle in Langenburg (81);
Kilima-Ndjaro (117), Bura-Sumpf (119). Von diesen Fundorten gelangten sowohl geschlechtsreife
als auch junge Exemplare in meinen Besitz.
Die rechte Schale der vollständig entwickelten Weibchen gleicht -von der Seite gesehen einer
gestreckten Niere (Taf. 9. Fig. 18). Der Vorderrand is t höher als der Hinterrand und ziemlich
stumpf gerundet, derselbe h a t einen doppelten Kutikulasaum, von welchen der äußere auffällig
schmal is t; ein Porenkanalgürtel ist nicht vorhanden (Taf. 9. Fig. 21). Der Rückenrand is t von
der Mitte etwas vorstehend und gerundet, nach hinten weit abschüssiger als nach vorn. Der Hinterrand
ist ziemlich spitz gerundet und geht gleichförmig in den Rücken- und Bauchrand über, h a t