4. Ei und Entwicklungsstadien.
Das E i ist ungefähr 1 mm lang, von eiförmiger Gestalt und gelblichweißer Farbe. Am
schmäleren Ende findet sich eine schmale, ringförmige, etwas dickere Chitinleiste, die schräg von der
Spitze bis ins erste Drittel des seitlichen Umfangs reicht, woselbst sich direkt an sie anschließend eine
schmale, elliptische Öffnung, die Mikropyle, befindet. Entlang dieser Leiste dürfte sich beim Ausschlüpfen
die Eispitze deckelartig abheben. Das Chorion ist dünn, aber fest und zeigt je nach der
A rt verschiedene Struktur. Bei Anisembia texana ist es sehr fein granuliert, entsprechend dem
„Deckel“ aber durch Balken und pfeilerartige Gebilde rauher, bei Embia mauritanica dagegen ist es
g la tt und durchsichtig, von feinen, netzartig angeordneten Linien facettiert (Taf. IV, Fig. 20 Q), am
„Deckel“ dagegen noch außerdem sehr fein granuliert.
Die Entwicklung des E m b r y o wurde nur von M e l a n d e r (1903) beobachtet, aber auch
n u r in den späteren, in voller Segmentierung begriffenen Stadien. Sie entspricht n ach ihm der A rt der
Entwicklung bei den Orthopteren.
Die frisch ausgeschlüpften L a r v e n sind abgesehen von den dunklen Augen und den gelblichen
oder bräunlichen Mandibelzähnen pigmentlos, etwa 2—3 mm lang und mit Antennen versehen,
deren Gliederzahl ungefähr der Hälfte der beim erwachsenen Tier vorhandenen entspricht. Später
tr i tt allmählich reichliches Pigment auf und es entstehen bei den folgenden Stadien die Flecken- und
Bandzeichnungen, die aber vielfach am Schlüsse der Entwicklung durch Anhäufung von noch reichlicherem
Pigment wieder verschwinden. Die Zahl der Antennenglieder nimmt allmählich zu..
Das Abdomen der L arven ist bei beiden Geschlechtern anfangs annähernd walzen fö rm ig , später
kann beim 2 eine Verbreiterung eintreten. Ein weiterer Geschlechtsunterschied findet sich bei den.
älteren Larven (namentlich bei geflügelten Embien) nicht selten in der Form der Augen, indem diese
beim A am Vorderrand leicht ausgebuchtet und so andeutungsweise nierenförmig sind, während sie
beim 2 elliptischen Umriß haben. Das sicherste Kriterium zur Unterscheidung der Geschlechter
schon im Larvenstadium bleibt natürlich die Lage der 2 Genitalöffnung u n te r dem 8. Sternit, deren
Gegend als ein hellerer Fleck zuweilen schon bei älteren Larven sichtbar ist, während ein solcher beim
A fehlt. Die beim fertigen A Insekt meist vorhandene Asymmetrie der distalen Abdomenspitze fehlt
bei den Larven und auch die Cerci sind beiderseits vollständig gleich.
Die Zahl der Häutungen der Larven d. h. ihrer Entwicklungsstadien ist noch unbekannt, da gegen
sind 2 N y m p h e n s t a d i e n sicher festgestellt, die ich dank der sorgfältigen Nachforschungen
Professor V o s s e l e r s von Embia mauritanica zur Abbildung bringen konnte.
Trotzdem, daß das erste Nymphenstadium von Oligotoma(Embia) michaeU schon von Mi cha e l
(Fig. 157) abgebildet wurde, blieb dasselbe unberücksichtigt, vielleicht weil auf der Abbildung n ur die
beiden bis zum ersten Abdomen-Tergit reichenden Flügelscheiden des Metathorax, nicht aber die des
Mesothorax vorhanden sind (Defekt oder Versehen des Zeichners!). M a c L a c h l a n beschrieb und
bildete sodann das zweite Nymphenstadium derselben Art ab, bei der die Flügelscheiden des Mesothorax
bis zum Hinterrand des Metanotum, die des Metathorax zum Hinterrand des 2. Abdomen-
Tergits reichen, ohne jedoch auf das erste Stadium mit den kürzeren Flügellappen hinzuweisen. Auch
die folgenden Forscher sprechen immer nur von e i n e m Nymphenstadium, so d e S a u s s u r e, der
das 2. Stadium von Olyntha urichi abbildete, so M e l a n d e r (1903), der es von Anisembia texana
beschreibt. E rst P e r k i n s beschrieb die beiden Stadien von Oligotoma insularis genauer.
Das e r s t e N y m p h e n s t a d i u m bei den geflügelten AA ist durch die kurzen Flügelscheiden
auf dem Meso- und Metanotum charakterisiert, die das betreffende Segment nicht überragen.
Der ganze Innenrand der Flügelscheide ist mit dem zugehörigen Notum verwachsen. Außenrand
und Endlappen sind dagegen frei. Die Anlage des Geäders ist noch kaum zu erkennen, die Oberfläche
ist nicht behaart. (Taf. IV, Fig. 20 N.)
Beim z w e i t e n N y m p h e n s t a d i u m (Subimago) der geflügelten # § ist der Endlappen
der Scheide s tark verlängert, so daß er. das betreffende Notum weit überragt und beim vorderen
Flügelpaar noch einen großen Teil des Metanotum bedeckt, beim hinteren Paar noch auf das 2. Abdomen
Tergit herübergeht. Der Innenrand der vordem Hälfte der Flügelscheide ist wie beim vorigen
Stadium mit dem zugehörigen Notum verwachsen. Die Geäderanlage wird deutlich, Haarreihen
den Längsadern entsprechend tre ten auf. (Taf. II , Fig. 13, Taf. IV, Fig. 20 O.)
Dieses Stadium kann außerdem durch eine geringe Asymmetrie der Abdomenspitze charakterisiert
sein, die beim ersten Stadium des A ebenso wie bei den ¿ -Larven nicht vorhanden ist. Unmittelbar
vor der letzten Häutung lassen sich durch die schon etwas abgelöste durchsichtige Nymphenhaut die
asymmetrischen Endorgane des fertigen A gut erkennen. Auch die Cerci sollen nach M a c L a c h l a n
und W o o d - M a s o n in diesem Stadium schon etwas asymmetrisch werden.
Diese Asymmetrie ist auch zur Unterscheidung des zweiten Nymphenstadiums bei den ungeflügelten
AA brauchbar, während ihr erstes Stadium kaum von den älteren Larven unterschieden
werden kann, da die Körpergröße bei den Größeunterschieden der einzelnen Individuen nur in relativ
e r Weise in Betracht kommen könnte.
Die Nymphenstadien der $$ lassen sich gleichfalls nur schwierig feststellen: dunklere Färbung,
härteres Integument, sowie die veränderte Form der Genitalsternite (8. u. 9.) und zuletzt die Körpergröße
können zur Unterscheidung von den Larven benützt werden.
5. Imago. Dimorphismus.
Das erwachsene A ist, wie wir gesehen haben, sehr häufig durch die Asymmetrie seiner Abdomenspitze
und meist auch deren Anhänge gekennzeichnet. Bei den meisten Arten ist das A mit 4
Flügeln versehen, bei einzelnen Arten bleibt es aber vollständig flügellos.
Bei Anisembia texana h a t M e 1 a n d e r (1903) zum erstenmal den Nachweis geliefert, daß bei
e i n e r Art die AA auch dimorph sein können, indem sowohl geflügelte als auch nngeflügelte geschlechts-
reife Individuen Vorkommen, deren übrige Organisation,, abgesehen von dem etwas anders geformten
Meso- und Metanotum, vollständig gleich ist.
Als sekundäre Geschlechtscharaktere der AA sind noch zu erwähnen die längeren Antennen, die
großen, häufig stärker gewölbten Augen von meist nierenförmigem Umriß und m it'konvexeren Facetten
versehen, sowie bei einer Anzahl von Arten die verlängerten, das Labrum überragenden Mandibeln.
Geflügelte $ $ sind bis je tz t nicht bekannt geworden. Die Angabe von L u c a s (1849), daß er
bei geflügelten Exemplaren von Embia mauritanica Ovarien gefunden habe, beruht offenbar darauf,
daß er die Hodenschläuche beim Zergliedern für Eierstocksröhren angesehen hat.
Die behalten zeitlebens d e n H a b i t u s d e r L a r v e n bei. Gegenüber den AA
zeichnen sie sich durch kräftigeren Körperbau, insbesondere größeres Abdomen aus, dessen distale
Spitze samt den Cerci immer vollkommen symmetrisch ist. Genitalöffnung vom 8. Sternit bedeckt.