
166 Hongkong. Kanton.
die gesellig in den Ritzen und Vertiefungen der grösseren Steinblöcke
sitzt (Risella).
Die selilammigen Stellen, in welche die Bucht von Aberdeen
landeinwärts endigt, sind bevölkert von Cerithium sulcatum, einer
Krabbe, die sich bei Annäherung eines Feindes in ihre cylindrisclien
Löcher zurückzieht, und von einem kleinen Fisch, Periophthahnus?
der ausserhalb des Wassers, auf die Brustflossen gestützt, mit erhobenem
Kopf zu ruhen pflegt und mit seinen hochgestellten Augen
gut Wache hält, denn es gelang mir nie, ihn zu erhaschen; stets
plätscherte er mit raschen Sprüngen durch Schlagen des Schwanzes
davon, und meist war dieses Springen mir das erste Zeichen seiner
Anwesenheit. Ein gelbbuschiger Silberreiher, der behaglich im
Schlamm herumwatet, und eine Silbermöve waren die einzigen
Wasservögel, die ich liier an der Südseite der Insel sah; an der
Nordseite sah ich gar keine.
Dass auch an grösseren Meerschnecken in der Tiefe kein
Mangel ist, zeigt der grosse Fusus colosseus Lam., den ich lebend
auf dem Victualienmarkt von Aberdeen traf.
4. Kanton,
15. • 18. April 1861,
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz (Kwantung), an der Südwestecke
von China, ist rings von Niederungen, Reisfeldern und Flussarmen
umgeben, in denen nur Paludina Sinensis Gray vmd Cyrena
fluminea Müll, leben. Nur nördlich erhebt sich eine Hügelgruppe,
die weissen Wolkenberge, pak-wan-schan, grösstentheils kahl, mit
zahlreichen Mandarinengräbern und Tempeln geschmückt; die sparsamen
Gebüsche daselbst beherbergen ein paar Landschnecken, wie
Cyclophorus punctatus Gratei., die eigentkümliche linksgewundene
Helix cicatricosa Müll., früher für westafrikanisch gehalten, und die
kleine kosmopolitische H. similaris. Bunte Ritterschmetterlinge und
grosse Heuschrecken bestätigen den Tropencharakter der Gegend.
In den reichen und kunstvollen Gärten südlich der Stadt sah ich
mich fast ganz vergeblich nach Schnecken um, nur eine II. similaris,
wenige Cyrenen und die schlankere Paludina angularis, todt und
verkalkt, waren zu sehen.
Mehr Beute kann der Zoologe auf den Strassen selbst machen,
wo Fische, kleine. Krebse (Palaemon) und Muscheln häufig feilFische,
Hausungeziefer und käufliche Muscheln.
geboten werden, von letzteren namentlich Cyrenen und eine stark
knotige Area, wie deren ähnliche oder gleiche von Singapore bis
Japan häufig sind.
Die Fische sind etwa zur Hälfte Cyprinoiden, die . anderen
Aale, Gobius u. a.; namentlich fällt ein nicht seltener, kleiner, wurmförmiger
Fisch, Amblyopus, durch die lebhaft violettrothe Farbe
und den stumpfen Kopf auf. Ein längerer Aufenthalt hat Herrn
John Reeves ermöglicht, eine grosse Reihe von Abbildungen von
Fischen anfertigen zu lassen, welche in Kanton zu Markte kommen,
See- und Flussfische, deren Bestimmung durch Richardson im
Jahrgang 1845 der Reports of the British association for the advan-
cement of science sich findet, vermischt mit den sparsamen früheren
Nachrichten über chinesische Fische überhaupt.
In den Häusern findet sich häufig eine grosse haarige Spinne,
den amerikanischen Vogelspinnen nicht unähnlich, wenn auch an
Grösse nicht gleich, und zuweilen selbst Schlangen, schwarz und weiss
geringelt, Bungarus, von den Chinesen mit Recht sehr gefürchtet.
Auch Gecko’s und grosse Scolopendern scheinen im südlichen
China in den Häusern zu leben, von Scorpionen dagegen habe ich
während meines Aufenthaltes nichts gesehen und gehört; damit soll
nicht gesagt sein, dass gar keine Scorpione Vorkommen. Im Gegen-
theil scheinen diese im südlichen China, nördlich bis zum Yang-
tse-kiang, vorzukommen, wie auch eine Notiz der japanischen
Encyclopädie (vergl. oben S. 136) andeutet.
Der Fluss, an welchem Kanton hegt, heisst Tschu-kiang,
Perlfluss; ich konnte nicht erfahren, ob Flussperlmuscheln sich m
ihm finden, kann aber auch nicht annehmen, dass er von der
Klarheit des Wassers den Namen hat, denn ich fand ihn so gelb,
wie die anderen chinesischen Flüsse, und hörte, dass er diese
Färbung zu jeder Jahreszeit habe. Wilhams bemerkt übrigens, dass
er zwei bis drei Arten Süsswasser - Mytilus enthalte (The middle
kingdom p. 271), ob Anodonten?
Hier in Kanton (und jetzt auch in Hongkong) ist es, wo man
die fertigen Sammlungen chinesischer Insekten und Conchyhen zu
kaufen bekommt, die in Europa seit längerer Zeit bekannt sind; sie
scheinen wirklich in Südchina einheimische Thiere zu enthalten.
Zwischen den Insekten fehlt nie das Seepferdchen, Hippocampus;
von den Conchyhen sind bemerkenswert!! Ovula volva L. sp., die