
148 Zusammentreffen nordischer und tropischer Thierformen.
dieses fettreichen Fleisches sehr willkommen in der Oekonomie des
menschlichen Körpers für die Bestreitung des Athmungsprozesses
sein, der ja eng mit dem Widerstand gegen die Kälte zusammenhängt.
9. Die japanische Fauna im Ganzen.
Japan verhält sich zum Continent Ostasiens ähnlich wie
Grossbritannien zu dem übrigen Europa. . Wie jenes auf und an
den Shetlandinseln und Hebriden die nordischen Seevögel und
unterseeischen Thiere, in ComwaUis und Devonshire in Land- und
Seeconchylien Arten der Mittelmeerfauna, die dem Gebiet der
Nordsee ganz fehlen, aufzuweisen hat, eben so zeigt die japanische
Fauna, als Ganzes betrachtet, auf den ersten Blick ein Gemisch
von nordischen und subtropischen, selbst tropischen Thierformen,
die Bärenrobben des Beringsmeeres neben einem Affen, ein fliegendes
Eichhorn aus der sibirisch-nordamerikanischen Reihe (Sciuropterus),
Pteromys momonga, neben einem solchen aus der hinterindischen
Reihe, Pt. leucogenys, Haubenadler, Glanzstaare, grössere Eisvögel
und die indisch - afrikanische Schnepfenform Rhynchaea neben einer
Lumme, Uria, und anderen kamtschadalischen Seevögeln; unter den
Süsswasserfischen Salmonen neben Cyprinodonten, unter den Seefischen
Sebastes und Chirus neben Amphacanthus und Tetrodon,
unter den Crustaceen Lithodes neben Palinurus, unter den Meer-
conchyhen Mya, Lutraria und Neptunea neben Haliotis, Ebuxna
und Rotella. Theilweise, wie in Grossbritannien, sind diese nordischen
und südlichen Thierformen innerhalb des Archipels in
Wirklichkeit, räumlich getrennt, und nur durch die politische
Einheit entsteht der Schein eines Zusammenvorkommens mit den
entgegengesetzten. So sind namentlich die Insel Yesso, das nicht
mehr japanische Sachalin und die nächsten Kurilen, unterworfene
Barbarenländer für Japan, der eigentliche Aufenthalt vieler nordischen
Thiere, die den Japanern bekannt sind und der japanischen Fauna
zugezählt werden, wie der grossen Bären, der Robben, der Salmonen.
Aber diese Erklärung reicht nicht für alle aus, es leben in
der That auch sonst nordische und sonst tropische Formen hier
neben und selbst unter einander. Die erste amerikanische Expedition
traf auf den Uferfelsen bei Simoda Colonieen einer kamtschadalisch-
kurilischen Lumme, Uria (BrachyThamphus) antiqua Pall., während
in der Nähe und woch nördlich davon an den Ufern der Yeddobai
Aehnlichkeiten mit Europa und Nordamerika.
in einer sonst an die mitteleuropäische erinnernden Vogelfauna noch
die afrikanisch-indische Gattung der Brillenvögel, Zosterops, an
Individuen reich vertreten ist. Die eben beispielsweise angeführten
Seefische und Crustaceen habe ich zusammen unter gleichen Umständen
in Yokohama von Fischern erhalten, und eben so lebt die
subtropische Riesenhaliotis in derselben Bai von Yeddo mit der
circumpolaren Mya arenaria L.; diese Berührungen und Gränzen des
Vorkommens zu verfolgen, bieten, auch wenn die Arten schon dem
Systematiker hinreichend bekannt, dem mehrseitigen Naturforscher
noch ein weites Feld künftiger Beobachtungen und Resultate.
Habitusähnlichkeit mit der europäischen Fauna tritt in allen Classen
hervor, Artengemeinschaft namentlich unter den Raubsäugethieren,
R a u b v ö g e l n , Wasservögeln und Fröschen; sie erklärt sich leicht aus
der ununterbrochenen Verbreitung derselben über das nördliche
Asien. Besondere Aehnlichkeit mit Nordamerika, im Gegensatz zum
alten Continent, fällt bei den Säugethieren und Vögeln nicht auf,
wohl aber bei den Reptilien durch die Artenzahl der Salamander,
die Riesengrösse des einen, analog dem amerikanischen Hellbender,
Menopoma, und ganz besonders i n dem Vorkommen einer Eidechse,
welche man bis jetzt nicht artlich von dem nordamerikanischen
Euprepes (Plestiodon) quinquelineatus unterschieden hat. Wenn
auch der von Prof. Peters zuerst bemerkte Unterschied in der
Schuppenzahl zwischen beiden eine Trennung ermöglicht, so bleibt
für den, der nicht an eine willkürliche lokale Erschaffung jeder
einzelnen Art glaubt, die nahe Uebereinstimmung beider nicht
weniger rätliselliaft.
Die Süsswasserfische, so wie Land - und SüsswassermoUusken
i-eihen sich wesentlich denen der ostasiatischen Küstenländer an,
eben so die Meerthiere beider Abtheilungen, und wde überhaupt
die nördlichere ostasiatische Fauna sich der nordamerikanischen,
namentlich der kalifornischen nähert, so ist dieses auch mit Japan der
Fall; z.B. die grösseren japanischen Helix ebensowohl kalifornischen
als mantschurischen Arten verwandt, die Gattung Philomycus mit
Nordamerika und China gemeinsam, in Europa fehlend; grosse
Haliotis wie in Californien und Kamtschatka. Nur ein Meerfisch,
Ditrema Temminckii, ist Repräsentant einer speciell kalifornischen,
in Ostasien nicht weiter bekannten Familie (Embiotocidae).
Die ersten einigermaassen zuverlässigen Nachrichten über
japanische Thiere erhielt man in Europa durch den mit Recht noch