
In gewisser Hinsicht auch zu den pelagischen Thielen gehören
diejenigen, welche an frei schwimmenden Körpern ihren
Wohnsitz nehmen. Dieses ist ganz regelmässig der Fall bei der
Gattung Anatifa Brug. (Lepas L. im engern Sinn); diese fand ich
nicht selten auf schwimmendem Holz auf der Rhede von Singapore,
im Innern desselben aber die dem Bohrwurm noch verwandte Gattung
Septaria Lam. Noch reichere Ausbeute gewährte ein alter
Schiffsrumpf (Hulk der Engländer), welcher vor New-harbour lag
und an welchem die Fregatte Thetis einige Tage lang behufs einer
Revision ihrer äusseren Kupferbekleidung festgemacht war. Es
sassen an demselben fest kleine 6 — 7 Zoll lange Hornkorallen der
Gattung Melitaea von rosenrother Farbe, zahlreiche federförmige
Plumularien (Aglaophenia rostrata Kirchp.), welche beim Berühren
wie Nesseln das Gefühl von Brennen erregten,6) und verschiedene
Bryozoen, zwischen denen sich wiederum kleine Krebithiere (unter
ändern auch Laemodipoden der Gattung Phoxichilus) und kleine
blassgrüne, meist sechsarmige Schlangensterne (Opliiactis sexradia
Grube) herumtreiben.
Sobald ein europäisches Schiff auf der Rhede von Singapore
ankert, wird es neben den Booten, welche Orangen und anderes
frisches Obst bringen, die Wäsche zu besorgen sich anbieten und
so weiter, auch alsbald von sogenannten »Muschelkähnen« belagert,
grossen flachen Kähnen, auf welchen eine grössere Anzahl schöner
und schön geputzter Conchylien feilgeboten wird, wo möglich en
bloc, wenn das nicht Anklang findet, auch einzeln. Papstkronen
und polnische Hammer, Cymbien, die gewöhnlichen Arten von Cy-
praea und Conus u. dgl. kann der Sammler hier ziemlich wohlfeil
erwerben, aber er möge ja nicht nun ohne Weiteres Singapore
als Aufenthaltsort dieser Arten angeben. Der Handel mit Conchylien
in den Händen eingeborener Kaufleute ist im indischen Archipel seit
den Zeiten der holländischen Liebhabereien ziemlich verbreitet, und
viele dieser Muscheln sollen nicht näher als von den Molukken hergebracht
werden.
ANMERKUNGEN.
') Einzelne Angaben über Thiere von Singapore sind vielfach in der zoologischen
Literatur zerstreut, namentlich auch in den Berichten der zahlreichen wissenschaftlichen
Expeditionen, welche diese Insel b erührt haben, von Crawfurd’s Gesandtschaftsreise
nach Siam 1822, welche Dr. Finlayson als Naturforscher mitmachte, bis zur österreichischen
Novara- und italienischen Magenta-Expedition, feiner auch in den Cata-
logen des britischen Museums durch Dr. J. E. Gray, A. Günther u. A. und denen der
früher selbständigen, je tz t damit'vereinigten Sammlungen der ostindischen Compagnie
in London durch Thom. Horsfield und Friedr. Moore; auch finden sich zahlreiche
spezielle Angaben über die Thierwelt .Singapore’s von Dr. Oxley in Crawfurd’s trefflichem
Dictionary of the Indian Archipelago. In unserm Texte is t zuweilen darauf
Bezug genommen, wesentlich aber nur gegeben, was ich selbst auf Singapore gesehen
oder doch, z. B. in Betreff des T igers, unmittelbar von dort Ansässigen gehört
habe. Diese Nachrichten über den Tiger habe ich schon in der Zeitschrift »Der
zoologische Garten« V. 1864 S. 382 mitgetheilt.
2) Beschrieben in Annals and Magazine of natural history VII. 1866 pag. 204.
3) Desis Martensii L. Koch in seinen Arachniden Australiens S. 347 Taf. 29. Fig. 2.
4) Neue Bibliothek der wichtigsten Reisebeschreibungen, herausgegeben von mehreren
Gelehrten, Weimar, 8v o ., Band 44. 1827. (Finlayson’s Tagebuch) S. 51 und
Band 56. 1831. (Crawfurd’s Tagebuch) S. 75. Schlegel handleiding to t de boefening
der dierkonde II. 1858 S. 542 nennt sie Spongia (Poterion) Neptuni, in ändern Sammlungen
fand ich sie als Spongia cyathiformis oder ohne Namen. Der älteste systematische
Name scheint Spongia patera Hardwicke, Asiatic Researches XI. pag. 180 1822;
Raphiophora p. Gray Proc. zool. soc. 1867 pag. 524.
5) Eine solche Plumularie ist höchst wahrscheinlich auch die nesselnde A rt, welche
Dr. Finlayson auf den Korallenbänken bei Singapore gefunden und für einen Fucus
gehalten hat (a. a. 0 . S. 54.). Es gibt keine nesselnde Wasserpflanze, weder unter
den Tangen, noch unter den Phanerogamen, wohl aber ist das Nesseln, eine bei den
Polypen und Quallen ziemlich verbreitete charakteristische Eigenschaft, namentlich
auch bei Plumularien später wieder beobachtet worden; Senator Ivirchenpauer in
Hamburg, dem ich pauch die Bestimmung der im Text genannten Arten verdanke, hat
daher auch eine A rt PI. urens genannt.