
dünnfüssige Dreieckkrabben (Naxia, Micippe), kleine langschwänzige'
Krebse (Alpheus) und kleine stumpfköpfige spitzzähnige Fische (Gofl
biodon), welche lebénd dunkel blaugrün waren, aber in Weingeist
binnen wenigen Stunden ganz wie Krebse ’gelblichroth wurden.
Der A u sw u rf des Meeres gibt nur wenig Kunde über die
tiefer lebenden Thieft; eine so reiche und mannigfaltige Ausbeute,
wie sie in Europa ein Septembernachmittag in Scheveningen oder
ein paar Stunden nach einem Februarsturm in Portsmouth geboten,
fand ich hier nirgends, wohl weil selten oder nie das Meer so stark
bewegt, wie in Europa oft zur Zeit der Nachtgleichen, und nur
einmal, während meines ersten Aufenthaltes zu Singapore im August,
eine schwache Erinnerung daran. Südwestlich von der Stadt führt
die Strasse nach New-harbour am chinesischen Kirchhof vorbei zu
einem Fischerdörfchen, dessen einzelne Hütten auf Pfählen, also
schon innerhalb des höchsten Wasserstandes stehen. Die Reihe des
Meerauswurfes begann, wie in Scheveningen mit Buccinum undatum
und Skeletresten grösserer Fische, so hier mit zahllosen Fragmenten
von Conchylien, deren Arten selten mehr zu erkennen waren,
aber deutlich grössere, schwerere Stücke, von stärkeren Wogen angeschwemmt'
und daher auch mehr zertrümmert; dann folgte hier
wie dort eine Strecke feineren gleichmässigen (in Singapore rothen)
Sandes mit ausgeworfenen Tangen (Sargassum), endlich zunächst
dem Wasser feinere, besser erhaltene Conchylienschalen, offenbar
aber hier aus verschiedenen Wohnorten zusammengeschwemmt,
denn neben einer Süsswasserschnecke (Ampullaria) und Brackwasser
- cerithien lagen die rein marinen, sandbewohnenden Pyra-
midella maculosa und Natica maculosa, daneben Reste von holz-
oder steinbewohnenden Meereicheln (Baianus), durch Ausbleichen
violett gestrahlt, aber keine ändern Reste von Crustaceen, auch
keine von Echinodermen und Hydroid-zoophyten, welche doch am
Strand europäischer Meere selten ganz fehlen.
Auf der Rhede selbst brachte das S c h le p p n e tz bis zu
einer Tiefe von 15 Faden nichts Anderes, als was auch schon vom
Ufer aus bei Ebbe zu erreichen war: grob zerriebene Muschelfragmente,
aber kein lebendiges Wesen. Sowie sich aber mein
Boot der erwähnten Korallenbank näherte, zeigte sich in der Ausbeute
des Schleppnetzes aus 7—9 Faden Tiefe der tropische Reichthum
an Hornkorallen; besonders oft Fragmente einer ockergelben
Gorgonella und einer lebhaft rosenrothen, zuweilen auch blutrothen
Melitaea, deren Farben aber an der Luft schon in der nächsten
Viertelstunde merklich erbleichten; dazwischen kleinere Stücke eines
fein verzweigten Antipathes und einer blutrothen Gorgonie mit rück-
ziehbaren Vveissen Polypen. Daran sassen einzelne Comatulen und
Ophiuren, nicht selten auch die Schwalbenmuschel, Avicula semisagittä.
Die Menge solcher Hornkorallen, welche ein Zug heraufbrachte,
deutet förmliche Dickichte von solchen an; dazwischen finden sich,
gleichsam als Unterholz, mehrere Bryozoen, besonders eine Rete-
pora, und als Kräuter die feineren Hydroid-zoophyten, worunter
mehrere Plumularien (filicina Pall., eflüsa Busk und Gaimardi Lamx),
Sertularien (distans Lamx und serra Blv.) und Laomedea antipathes
Lamx. All das hat als Boden wieder grössere Sternkorallen, von
denen nur einzelne abgebrochene Fragmente im Schleppnetz zu
Tage kommen. Auffallend ist endlich die grosse Menge von
Spongiefn in verschiedenster Form, Consistenz und Farbe, von den
weichsten, wie durchnässtes Weissbrod anzufühlenden, bis zu sehr
derben, sohlenlederartigen, die Farben bald braun, bald grasgrün,
einige selbst lebhaft ockergelb und rosenroth, wie die Hornkorallen.
Von Singapore stammen auch die riesigen Schwämme, Rhaplnophora
patera Gray, welche als Neptunsbecher in den europäischen Sammlungen
bekannt sind; ich erhielt sie daselbst zwar nur trocken zu
kaufen, aber Crawfurd und Finlayson haben sie 1822 vom südlichen
Ende der Insel aus tiefem Wasser von den Eingeborenen frisch erhalten,
denn letzterer sagt »frisch ist die Farbe hell safrangelb,
trocken wird sie braun«.4)
Auch an fre i schwimmenden T h ie re n fehlt es auf der
Rhede von Singapore nicht. Oefters wurden Fische von Bord der
Fregatte aus geangelt, namentlich ein grasgrüner Labrus und auch
eine bunte Muräne. Grössere Quallen wurden im Monat September
öfters gesehen, und von nackten Mollusken die als pelagisch bekannte
Gattung Scyllaea, letztere während des Lebens durchscheinend
hell, mit braunen Flecken, nicht an der Wasserfläche kriechend,
sondern durch heftiges Hin- und Herwenden ihres Körpers im
Wasser nach oben, unten oder seitwärts schwimmend; in einer
Schüssel mit Meerwasser confinirt, ermattete sie bald und noch so
lange sie lebte, lösten sich die meisten ihrer Rückenanhänge während
ihrer Bewegungen ab.
Von m ik ro sk o p isc h e n Geschöpfen im Seewasser: fielen
mir namentlich Acanthometren und Diatomeen auf.
Ost - Asien. Zoologisch. I; 16