
ANMERKUNGEN.
*) Die Möven, welche ich um Rio J a n e ir o sowohl in der Bai als ausserhalb
von B o rd 'a u s zu sehen bekam, waren zweierlei A rt: die grössere mit schwarzem
Mantel, wie der europäische Larus marinus, und mit gelben F üssen, ohne Zweifel
L. Dominicanus Licht., Dominicanus Azarae bei Bonaparte; die kleinere mit hellgrauem
Mantel, rothem Schnabel und rothen Füssen, vielleicht L. maculipennis
Licht.
2) F e rn e r finden sich Hyla marmorata Laur. sp ., infulata Spix und Phyllomedusa
bicolor Bodd. sp. nach Burmeister, Limnocharis fusca nach Darwin, zoology of the
Beagle, um Rio J a n e ir o .
3) Quoy und Gaimard in Freycinet’s voyage de l’U ranie, Zoologie pag. 189,
bemerken, dass die auf dem Markt von Rio J a n e ir o gesehenen Fische im Allgemeinen
mattere Farben zeigten als die der meisten anderen Tropengegenden und
hauptsächlich aus Rochen, Characinen, Saurus, Makrelen, Vom er und Trichiurus
bestehen. Mir erschien dieses anders. Vielleicht dass nach den Jahreszeiten die
vorherrschenden Fische verschieden sind, vielleicht ist die Differenz auch mehr sub-
jectiv; es war für mich der erste tropische Fischmarkt, den ich sah, und ich konnte
ihn deshalb noch nicht mit ändern vergleichen; soweit übrigens je tz t meine Erinnerung
mir noch ein Urtheil zulässt, sieht es auf den Fischmärkten von Singapore und
Batavia nicht bunter, eher eintöniger aus, als auf dem von Rio.
4) Corbula ochreata wird als Süsswasserbewohnerin, Potamomya, betrachtet, es
ist daher bemerkenswert!!, dass ich sie hier nur mit Meermuscheln zusammen, wenn
auch to d t fand. Was den Namen betrifft, so soll er doch wahrscheinlich »ockergelb«
bedeuten und würde alsdann passender ochracea lauten.
5) Die kleinen Litorinen der Nordsee, namentlich rudis Mont, und tenebrosa
Mont., sowie diejenige des Mittelmeers, L. neritoides L. sp. (coerulescens Lam.),
leben grossentheils entschieden über der gewöhnlichen Fluthhöhe, wie Andere und
ich selbst vielfach gesehen haben.
6) Es ist bemerkenswerth, dass die meisten Arten von Conchylien, welche ich
zu Rio J a n e ir o fand (auch Trochus cruciatus L. gehört noch hierher), auch in W estindien
häufig sind; während an der Küste der Laplata-Staaten sie nicht mehr vorzukommen
scheinen. Die Uebereinstimmung im Klima ist also hier für die Verbreitungsbezirke
der Arten wichtiger als die continuirliche Küstenrichtung. .
7) In dreizehn Faden Tiefe wurde von Macgillioray in der Bai von Rio J a n e ir o
eine kleine r o s e n r o t h e Terebratel, Bouchardia tulipa, aufgefischt.
8) Diese Qualle glich in ihrer ganzen äussern Erscheinung, der Länge und Form
der Arme, den vier Magenhöhlen und ihren vier untern Oefinungen, dem Verlauf der
Gefässe u. s. w. unserer europäischen Medusa (od’er Aurelia) aurita L ., zeigte aber
16 statt 8 Einkerbungen im Scheibenrande. Ihre Farbe war ganz wasserhell, die
Randfaden, der beiderseitige Hautrand der Arme und die Ovarien blass rosenroth
Vielleicht Aurelia colpota Brandt, Mem. ac. Petersb. 1838.
IY.
D E R S Ü D L IC H E O C EA N .
VOM 6. JUNI BIS 18. JULI 1860. •
Kaum hatte die Thetis Bio Janeiro verlassen und den Wendekreis
überschritten, so zeigte sich auch schon als Vorbote des kälteren
Südens eine Captaube, zu der sich während desselben Tages, 7. Mai,
in 25° 26' Südbreite des Mittags noch grössere braune Sturmvögel
gesellten, während fliegende Fische noch zahlreich vorhanden waren.
Den folgenden Tag musste die Glaspforte wieder in unserer Batteriekammer
eingesetzt werden, während wir zwischen den Tropen die
als Fenster dienende Kanonenluke der frischeren Luft wegen ganz
offen gelassen hatten, und mit der Zeit kam sogar noch die Holzpforte
mit dem kleinen Ochsenauge aus dickem Glas als einziger
Lichtquelle wieder an die Stelle der Glaspforte. Die Vögel bildeten
von nun an beständig die Staffage des sonst sehr eintönigen Landschaftsbildes
von grauem Himmel und bleifarbigem Meer, ausser
dass, öfter als uns heb war, noch der weisse Schaum der sich
überstürzenden Wogen dazu kam. Je weiter wir nach Süden kamen
— unsere höchste Breite war 43° 11' bei 48° Ostlänsre von
Greenwich, am 30. Juni, dem Winter der südlichen Hemisphäre,
mit 7—9° R. Lufttemperatur während des Tages — desto zahlreicher
wurden die Vögel; nicht oft sahen wir sie auf dem Wasser ruhen,
fast immer waren sie im Fluge (on the wing, auf dem Flügel, wie
die Engländer sagen); schon des Morgens erschienen sie, häuften
sich aber immer mehr an bis Mittag, den Augenblick erwartend,
wo die Abfälle von dem Essen der Mannschaft der See übergeben
wurden. Darüber sammelten und zankten und bissen sie sich denn
untereinander, fliegend und auch schwimmend, und während die
so beschäftigten weiter hinter dem Schiff zurückblieben, machten
sich andere wieder näher heran, in Hoffnung auf weitere Beute.