
156 Wintervögel in China. Hase.
111. = lugubris Tem., »Geldmutter« von den Chinesen genannt. Die
Baum- und Bambugruppen einzelner Höfe beleben schwarzweisse.
und blaugraue Elstern, Pica sericea Gould und Pica cyanea Pall.,
so wie der drosselartige grünliche Ixos s. Pycnonotus Sinensis Gmel.
sp., letzterer schaarenweise, lärmend und nicht scheu, die Elstern
dagegen schon von Weitem einem Menschen mit Schiessgewehr
ausweichend. Dafür wurden noch braungelbe Würger, Lanius
schach L., und verschiedene Ammern erlegt, Eisvögel, Alcedo ben-
galensis, chinesisch tsui, und weisshalsige Raben, Corvus pectoralis
Gould, Easanen und wilde Enten gesehen. Die nähere Bestimmung
der letzteren ergab der G e flü g e lm a rk t: hier sah ich die gewöhnlichen
europäischen Winterenten, Anas bosclias, querquedula und
crecca L., aber auch die seltenere nordische Sammtente, Melanetta
fusea L. sp. Der Easan ist Phasianus torquatus Tem., das Männchen
von dem europäischen durch ein weisses Halsband und buntere
hellere Eärbung des Rückens unterschieden. Ferner befand sich
unter dem wilden Geflügel der Wildprethändler unsere Waldschnepfe,
Scolopax rusticula 1... und ein ebenfalls europäischer Wasserläufer,
Totanus calidris, so wie mehrere Drosseln. In Käfigen wird ziemlich
häufig eine grosse clickschnäbelige Lerche mit schwarzem Halsfleck,
Alauda Mongolica Pall., gehalten, wofür per Stück nicht weniger
als vier Dollars gefordert wurden, sowie ein kleiner zeisigähnlicher
Vogel, Chlorospiza SinicaL. sp. Die genannten Enten und Sumpfvögel
sind zweifelsohne Zugvögel, der Spatz, die Elstern und der
IJaübenstaar Standvögel, da v. Erauenfeld dieselben auch im Sommer
hier fand. Demnach würden sich die Reiher und wilden Tauben,
welche der Letztere, aber nicht unsere Expedition, um Shanghai
zahlreich fand, als Sommervögel ergehen, ganz in Uebereinstimmung
mit ihrem Verhalten in Europa.
H a s e n 2) waren das einzige vierfüssige Wild der Gegend,
wie in Venetien, und auf dem Markte reichlich vertreten; die Art ist
ähnlich dem europäischen, aber kleiner, mit kürzeren Eiinterfüssen.
Für R e p tilie n war die Jahreszeit noch zu ungünstig; ich
sah im Freien keine und hörte nur in den letzten Tagen den
grunzenden Ruf eines Frosches, der mich lebhaft an den des
deutschen braunen Grasfrosches, Rana temporaria L., erinnerte,
bei uns auch die erste aus dem Winterschlaf erwachende Art
und auch in Japan wie im mittleren China zu Hause. Auf dem
Markte sah ich mich vergeblich nach demselben um, sah dagegen
Fischmarkt in Shanghai. 157
dort, doch nicht häufig, eine bissige Schnappschildkröte, Trionyx
perocellatus Cantor, dsang genannt, und die harmlose, auf dem
Rücken mit drei Längskanten versehene Emys Reevesii Gray.
F is c h e werden in grösser Menge zu Markt gebracht; etwa
die Hälfte davon, nach Arten wie nach Individuen gerechnet, sind
Cyprinoiden, darunter ein grösser Karpfen, eine kleinere Karausche,
rlfl.nn verschiedene unserem Ueckelei, Elritze und Ziege (Alburnus,
Phoxinus und Pelecus) verwandte, doch verschiedene Arten, die
meisten auch verschieden von den zahlreichen südchinesischen, welche
Richardson nach den Bildern von Reeves beschrieben hat. Aus
anderen Familien waren die auffallendsten ein ziemlich kleiner Wels,
Pseudobagrus fulvidraco Richards., der schildkrötfleckige Ophi-
cephalus argus Cantor, hang (nach Richardson sangyii), einMugil,
die silberglänzende, bandförmige Coilia nasus Sehleg., töng, bei
Richardson fung-wi, der blassgelbe, langgestreckte Gobius omma-
turus Rieh, und die verwandte braune fleckige Eleotris potamophila
Gthr., der silberne, schwarz getropfte Percalabrax Japonicus C. V.
ru’ung, ein grösserer mattgrauer, ebenfalls gefleckter Percoid, Perca
(Siniperca) chuatsi Bas., und der helle, stumpfköpfige Leimfisch,
Collichthys lucidus Richards., Günther, wong genannt. Die Familie
der Aale war durch einen ächten dunkelgraugrünen Aal und eine
aus braun, gelb und ziegelroth bunte Muräne, die Seitenschwimmer
nur durch eine spitzschwänzige Zunge, Plagusia, vertreten; Gadoiden
fehlten völlig. Da mir eine zuverlässige Verständigung mit den
chinesischen Fischern nicht möglich war, konnte ich nicht erfahren,
welche von diesen Arten im Flusse gefangen, welche aus dem Meere
heraufgebracht worden; denn dass auch ächte Meerfische hier zu
Markte kommen, zeigten ein Seehahn, Trigla, und ein Seebrassen,
Chrysophrys.
Der Wusungfluss ergiesst sich ungefähr 14 englische Seemeilen
unterhalb Shanghai nahe dem Dorfe Wusung in den südlichen
Mündungsarm des Yangtsekiang, welcher schon mehr ein Meerbusen,
als ein Flussarm zu nennen ist. Bei der gewaltigen Wassermasse,
die jener Strom ins Meer führt, der Niedrigkeit und den vielen
natürlichen oder künstlichen Canälen des Landes, so wie der Seichtigkeit
des Meeres, muss hier Süss- und Salzwasser sehr allmälicli
und an verschiedenen Stellen in verschiedener Weise in einander
übergehen und ein reiches, aber schwierig genau zu bearbeitendes
Feld interessanter Beobachtungen über das Verhältniss der Tliiere