
Gegen Abend verloren sie sich gewöhnlich, nach Sonnenwitergans: O ’ o o
war selten mehr einer zu sehen, nur einigemal wollte Jemand in
der Nacht über dem Schiffe sie schreien gehört haben. Wie sie die
Nacht verbringen, war mir ein Rätlisel; doch wohl schwimmend
auf den Wellen, denn dass sie St. Helena, das Cap oder Tristan
d’Acunha, wovon wir nur das letztere von weitem sahen, erreichen
sollten, ist ihnen doch wohl zu viel zugemuthet.
Offiziere, Passagiere und Matrosen erfreuten sich, am Heck
des Schiffes stehend, dieser Vögel und disputirten über die Namen
der einzelnen Arten, aber sie in die Hände zu bekommen, war
nicht so leicht. Das vielgerühmte Mittel, mit Speck die Albatrosse
zu angeln, bewährte sich pns nicht, und ein glücklicher Zufall wie
der von der Arkona erzählte, dass ein blauer Sturmvogel sich in
die Logleine verwickelt habe und so an Bord gezogen worden sei,
wollte auf der Thetis auch nicht eintreten. Den 1. Juli wurde daher
das Schiessen an Bord vom Capitän erlaubt, viele Schüsse fielen,
aber weniger Vögel und auch diese ins Wasser, da sie nie gerade
über dem Schiffe, sondern hinter demselben flogen. So kam nur
Ein Exemplar in meine Hände und meine Sammlung, von Herrn
Otto Schottmüller geschossen. Eür die ändern blieb nur die Bestimmung
auf Distanz übrig. Was ich erkennen konnte, ist folgendes :
1. Die Captaube, Procellaria Capensis Linné, Daption>bei
Bonaparte, le damier der Franzosen, von oben schwarz
mit weisser Zeichnung auf Flügeln und Rücken, von unten
weiss mit schwarzem Kopf, Flügelrändem und Schwanzende;
wie schon erwähnt zuerst am 6. Juni gesehen, einen
Tag nachdem wir Rio Janeiro verlassen, häufiger vom
10. Juni, 35° Südbreite an und bis zum 30° im indischen
Ocean, 16. Juli, uns begleitend, aber minder zahlreich in
den höheren Breiten, 37 bis 40°, 14. Juni bis 6. Juli.
2. Noch häufiger war die Art, welche erlegt wurde, Procellaria
haesitata Forst. ') , von weitem gesehen braungrau
mit dunklerem Schwänze, die Unterseite des Rumpfes
weiss, vom 12. Juni, 36° Südbreite im atlantischen Ocean,
bis zum 10. Juli, 35° im indischen, häufig gesehen, in
grösster Zahl aber in Sicht von Tristan d’Acunha. Er
taucht sowohl vom Fliegen, wie vom Schwimmen aus.
3. Ein grösserer schwarzer Vogel mit auffallend langen und
schmalen, sichelförmigen Flügeln, am Kopf hellere Stellen,
die Füsse blass, der Schwanz verhältnissmässig kurz und
abgerundet, vermuthlich der sogenannte Puffinus aequinoc-
tialis L. sp.a), zuerst in 36° Südbreite, am 12. Juni,
bemerkt, dann wieder am 20. in 39°, die letzten am 6. Juli,
40°., Ist nur einzeln, nie in Haufen beisammen, taucht
nie, und benimmt sich sehr bissig gegen die Captauben
und die ändern Sturmvögel.
4. Der Albatross, Diomedea (exulans L. oder melanophrys
Boie?), der grösste von allen, weiss mit schwarzen Flügeln
und schwarzem Schwanzende, an der Unterseite der Flügel
längs deren innerem Rand eine gelbliche Binde; wenn er
recht nahe kam, was selten geschah, konnte man auch
eine gelbe Stelle am Schnabelrücken und einen kleinen
schwarzen Flecken hinter dem Auge erkennen. Zuerst am
16. Juni in beinahe 38° Südbreite gesehen, dann wieder
am 19. und von da an nicht selten -bis zum 11. Juli, 39°
Südbreite im atlantischen bis 34° im indischen Ocean,
doch nicht so alltäglich wie die zwei ersten Sturmvögel,
meist nur einer oder zwei zu sehen; fliegt viel ruhiger,
schwebend, und kommt dem Schiffe selterf so nahe als die
kleinen Sturmvögel.
5. 6. Andere Albatrosse, theils braune mit weissem Kopf (Diomedea
fuliginosa Gmel.?), theils ganz weisse, an denen
nur die Flügelspitzen schwarz waren (D. exulans L.?),
wurden wiederholt bemerkt, namentlich die braune am
12. und 14. Juni in 36/37° Südbreite westlich E- und wiederum
am 10. Juli in 35° Südbreite östlich vom Cap, sie
kamen aber nie so nahe, dass sie mit grösserer Besimmt-
heit zu erkennen gewesen wären.
7. Kleine silbergraue Vögel, bedeutend kleiner als die Captauben,
vermuthlich die sogenannten blauen oder Enten-
Sturmvögel, Pachyptila vittata, kamen wiederholt ziemlich
nahe an die Seiten des Schiffes, nie hoch fliegend und
immer so schnell, dass ihre Formen nicht deutlich zu erkennen
waren.
8. Den 20. Juni, unter 39° Südbreite und 1° östlich von
Greenwich, zogen zwei schwarze Vögel, in viel grösserer
Höhe als die Sturmvögel zu ersteigen pflegten, über das
Schiff weg; ihre Flügel, auffallend kurz und rund gegen