
reichen oft röthlich gefärbten jungen Blättern vieler Pflanzen, zusammen
mit den häufigen Regen, durchaus den Eindruck der feuchten
Jahreszeit. Ein so grösser Unterschied zwischen beiden Jahreshälften
aber, wie wir von kontinentalen Ländern zu lesen gewohnt sind,
scheint im indischen Archipel nicht stattzufinden.
Die kauna des indischen Archipels ist im grossen Ganzen
ein Üebergang von der indischen zur australischen. Es sind wenig
charakteristische Formen in derselben, welche zugleich dem asiatischen
Kontinent und Neuguinea, Neuholland oder Polynesien fehlten. Die
westlichen Inseln des Archipels reihen sich selbstverständlich enger
an Asien, die östlichen mehr an Australien an, aber da zugleich die
westlichen die grossen, mit Gebirgen, grossen Wäldern und weiten
Ebenen ausgestatteten sind, so lässt sich nicht unterscheiden, in
wie weit die Uebereinstimmung der Fauna der Nähe des Kontinentes,
in wie weit der ähnlicheren Gestaltung des Landes zuzuschreiben
ist. Frappante Beispiele sind das Vorkommen der grösseren asiatischen
Pachydermen (Elephant, Nashorn, Tapir) auf den grossen
Sunda-Inseln, der Beutelthiere, Kakadu’s und pinselzüngigen Papageien
auf den Molukken, Timor und Celebes. Der üebergang von
einer Fauna zur ändern ist wesentlich stufenweise, wie auch Sal.
Müller den Archipel »ein vermittelndes Glied vom indischen Festlande
und Australien«, die Inseln Celebes, Flores, Timor und Buru
insbesondere als »den Uebergangsstrich bildend« bezeichnet.2) Aber
der menschliche Verstand sucht für seine Abstractionen bestimmte
Gränzen und so hat man sich seit lange vergeblich bemüht, eine
Gränzlinie zwischen Asien und Australien zu ziehen, und zwar mehrmals
mitten durch den indischen Archipel; der neueste Versuch in zoologischer
Beziehung ist der des verdienstvollen englischen Reisenden
W allace, welcher die Gränze beider Faunen zwischen Borneo und Celebes
legt und die Inselreihe östlich von Java vor Lombok durchschnei-
den lässt.3) Er hat hauptsächlich Vögel und Insekten gesammelt,
und das Vorkommen der Kakadu’s scheint von Einfluss auf diese
Wahl gewiesen zu sein. Celebes auf die australische Seite zu
setzen, lässt sich in mancher Hinsicht rechtfertigen, in rlin geographischer
namentlich durch seine Formähnlichkeit mit Halmahera,
aber man darf auch darauf aufmerksam machen, dass, wenn man
sich die drei Meerbusen von Celebes durch Alluvialland ausgefüllt,
oder die Niederungen der grossen Ströme in Borneo unter das
Meeresniveau hinabgesenkt denkt, wiederum diese beiden Inseln
eine auffallende Formälmlichkeit miteinander zeigen würden. “ In
zoologischer Beziehung kann man von Celebes nur wiederholen,
was schon Schlegel im geographischen Abschnitt seines Werkes
über die Schlangen 1837 S. 241 gesagt hat, dass die charakteristischen
Züge Asiens und der grossen Sunda-Inseln theilweise noch
hier vorhanden sind, z. B. unter den vierfüssigen Thieren Affen,
Hirsche und Bergantilopen, unter den Vögeln Spechte und Nashornvögel,
aber auch schon ebenso charakteristisch-australische
auftreten, wie ein Beutelthier, ein Kakadu, der Regenvogel (Scy-
throps) und ein Megapodius (maleo). Zwei dieser Vogelgattungen
finden sich aber wieder auf den Philippinen, welche doch im
Uebrigen wahrlich keine australische Fauna zeigen. Unter den
Land- und Süsswasserconchylien herrscht dieselbe Mischung, die
grossen gelben Bulimus, die Ampullarien und Paludinen von Celebes
finden nur auf der asiatischen, seine bunteren Naninen, grosse Neritinen
und grosse Cyrenen nur nach Osten, auf den Molukken u. s. f.
oder doch gleich weit östlich (Philippinen, Flores) ihre Verwandten.
Noch minder natürlich scheint es mir, zwischen Bali und Lombok
eine Hauptgränze durchzuziehen, obwohl ich keine der beiden Inseln
selbst betreten; Wallaee fübrt hiefür mehrere Vogelgattungen an,
welche von Ostgn her noch Lombok aber nicht mehr Bali erreichen,
so Cacatua und Tropidorhynchus,’ und eine von Westen her bis
Bali, nicht mehr bis Lombok reichende, Bucco. Aber die Klasse
der Vögel, deren Fähigkeit zu wandern die der meisten ändern
Thierklassen übertrifft, dürfte weniger geeignet zur Begründung
eines allgemeinen abschliessenden Resultates sein. In geradem Widerspruche
damit stehen die Landschnecken, welche H. Zollinger vor
längerer Zeit bei Bima (auf Sumbawa, östlich von Lombok) gesam-
raelt hat und die zum grossen Theil dieselben Arten wie im östlichen
Java sind. Meine eigenen Beobachtungen weisen allerdings auch
darauf hin, dass das östliche Ende von Flores seiner Fauna, namentlich
Vögeln und Landschnecken nach, nicht von Timor getrennt
werden darf, obwohl die geognostische Beschaffenheit und Gebirgs-
richtung«beider eine verschiedene ist.
Timor ist unter allen Inseln des indischen Archipels Neuholland
am nächsten und hat manche charakteristischen Thierformen mit
demselben gemeinsam (Beutelthiere, Scythrops, Kakadu), aber dennoch
nähert sich auch Timor wieder in ändern Thieren mehr Asien
und den Sunda-Inseln als Australien, so z.B. durch seine Hirsche.