
Eine um so grössere Rolle spielt hier das K ro k o d il, malaiisch
buaya, von den Dajakern rawing, von den Holländern öfters
nach dem Vorgang der Engländer alligator oder nach dem der
Spanier auf den Philippinen kaiman genannt; es ist aber nichtsdestoweniger
ein achtes Krokodil, dem des Nils nahe verwandt,
Crocodilus biporcatus Cuv. = porosus Schueid. Von Singapore und
Sumatra bis Amboina und Timor fand ich es überall wohl bekannt
und oft genannt, aber hörte nie von einem bestimmten Fall, dass
es einen erwachsenen Menschen angegriffen oder gar getödtet hätte;
doch vermied man es gerne, durch Flüsse an solchen Stellen zu
reiten, an denen man buaya’s vermnthete. Kinder sollen aber öfter
von ihnen geraubt werden, und wie bei dem Menschen Furcht und
Ehrfurcht, Trauer und glaubensstarke Resignation öfters eines aus
dem ändern hervorgehen, so sollen auch die Eingeborenen, nach
den Erzählungen, welche ich auf mehr als einer Insel hörte, das
Krokodil, das in ihrer Nähe haust und ihr Kind verschlungen hat,
nicht verfolgen, sondern heilig halten, in dem Glauben, die Seele
eines ihrer Vorfahren wohne in ihm und habe gleichsam ein Recht,
den Enkel »zu sich zu nehmen«. Selbst über den Tiger sollen hie
und da ähnliche Anschauungen auftauchen. Der Eingeborene wie
der europäische Ansiedler kennt das Krokodil nur als eine einzige
Thierart, doch scheint neben dem jedenfalls häufigeren Crocodilus
biporcatus Cuv. auch eine zweite, dem Nilkrokodil noch nähere Art,
Cr. palustris Less., im indischen Archipel vorzukommen. Nur auf
Borneo an den grossen Binnenseen des obern Kapuasgebiets sprachen
mir die Eingeborenen von zwei Arten von Krokodilen, das zweite
durch Vergleichung mit dem Fische djulung, d. h. Belone, näher bezeichnend;
sie meinten also zweifelsohne die Borneo eigenthümliche
Art, welche sich durch ihre dünnere lange Schnauze auszeichnet
und dem vorderindischen Gavial nähert, Croc. Schlegelii Sal. Müller,
oder Mecistops Gray; dasselbe wird in den grossen Altwassern des
südlichen Borneo’s von den Eingeborenen als buaya-sapit, Zangenkrokodil,
unterschieden.
Die E id e c h s e n sind im indischen Archipel reich vertreten
und ihres verschiedenen Aussehens wegen werden die hauptsächlichsten
Gattungen überall durch besondere Namen unterschieden.
Wie schon die alten Griechen und Römer den nordafrikanischen
Waran seiner Grösse wegen als Landkrokodil hezeichneten, so hört
man auch im indischen Archipel die daselbst häufigen Warane öfters
ähnlich nennen, z. B. auf Timor buaya-darat; die besser unterrichteten
Eingeborenen der grossen Sunda-Inseln aber haben für ihn
den eigenen Namen biawaq oder minjawaq, mit den Variationen
benjäwaq, menjawaq, badjawaq, auf den eigentlichen Molukken
soa-soa, während die Holländer seit lange auf ihn den eigentlich
der mittelamerikanischen Iguane entlehnten Namen Leguan übertragen
haben. Diese beweglichen und kräftigen Eidechsen, deren
Länge einen vollen Meter erreichen kann, wovon freilich der Schwanz
mehr als die Hälfte ausmacht, halten sich gern an Flussufern auf,
leben übrigens auch öfters in unmittelbarer Nähe der menschlichen
Wohnungen, wenn sie nur daselbst einen Versteck für die belebtere
Tageszeit finden, und sind alsdann als Hühnerdiebe gefürchtet.
Einer, welchen ich auf Batjan erhielt, kletterte sehr geschickt an
den Bambuwänden meiner Wohnung hinauf und war dann nur mit
grösser Mühe und Kraftanstrengung davon wegzubringen; so fest
wusste er sich mit seinen Krallen Zu halten und so eng sich jedem
Winkel anzuschmiegen. Bei unserm ersten Aufenthalt auf Singapore
wurde mir ein lebender gebracht, der bereits von dem Chinesen,
der ihn gefangen, zum Verspeisen bestimmt war; ich hielt ihn an
Bord der Fregatte lebend, bis er kurz vor unserer Ankunft in
Japan nach Angabe der Matrosen aus seinem Holzkäfig ausbrach
und durch eine Kanonenluke ins Meer entwischte, erlebte aber
wenig Freude an dem ungestümen, gefrässigen und kaum rein zu
haltenden Thiere. Eine Stimme hörte ich nie von ihm, obwohl
Valentyn die amboinesischen des Morgens pu pu pu schreien lässt.
Es gibt mehrere Arten, auf den grossen Sunda-Inseln nebst Singapore
ist Varanus bivittatus Kuhl. (salvator Laurenti) häufig, nach
Sal. Müller bis zu den Molukken verbreitet; auf Batjan und
Amboina erhielt ich nur V. chlorostigma Schlegel, der auch auf
Neuguinea vorkommt, auf Timor ist seit Peron als eigenthümliche
Art V. (Odatria) Timorensis Gray bekannt.
Der Grösse nach zunächst nach den Waranen kommt die den
Molukken im weitern Sinn eigenthümliche Gattung Histiurus, der
sogenannte amboinesische Basilisk, mit hoher Vertikalflosse auf dem
Schwanz, welche auf ein noch mehr amphibisches Leben als das
des Warans deutet, womit die Schilderung übereinkömmt, welche
der alte Valentyn von diesem Thier unter dem Namen Kampfhahn
oder Wasserleguan gibt; in seinem Magen fand ich nur halbzerstörte
grüne Blätter, Valentyn gibt Samen und Beeren einer Wasserpflanze