
Von den Crustaceen werden eine grosse Garneele, Penaeus
setifer L. sp., und eine Schwimmkrabbe, Lupa dicantha Latr., in
Massen auf den Markt gebracht; die Ceplialopeden sind durch
Loligo und Octopus, die Landschnecken durch den grossen Bulimus
Ovatus Müll, vertreten.
Brackwasser.
Nördlich von der Stadt, bei Praya formosa, reicht ein
Meeresarm mit schlammigem Grunde, mehrere Bäche aufnehmend,
weit ins Land hinein; sein innerstes Ende, längs der Pferde-
Eisenbahn, ist ausgetrocknet, und man kann hier verbleichte
Schalen von Meerconchylien aus dem Schlamm herauslesen, so
Venus flexuosa (macrodonDesh.) und Papliia, einige Teilinen, eine
Artemis affinis Duh., eine Lucina Jamaicensis, Corbula ochreata
Hinds“), Bulla striata u. s. w. Weiterhin folgt ein schwarzer weicher
Grund mit noch frisch aussehenden Schalen von Planorbis Bahiensis
Dkr. und Melampus coffea L. sp., welch letzterer ohne Zweifel hier
auch lebend vorkommt. Endlich kommt man an offenes gesalzenes
Wasser, mit einzelnen Muschelfragmenten und voll Krabben. Zwei
derselben gehen freiwillig aus dem Wasser heraus: ein kleiner
gesprenkelter Gelasimus und die grosse blassblaue Uca una L. sp.,
weniger rasch, aber um so kampflustiger, so dass sie leicht zu
fangen ist, indem man ihr die Spitze des Stockes entgegenhält,
welchen sie sofort mit der Scheere fasst und nicht mehr löslässt.
Nur im Wasser, aber bis zu dessen Rande, sah ich zwei andere
Krabben, Eriphia gonagra F. sp., gelbbraun, rothgefleckt, mit
kräftigen, rauhen Scheeren, und einen schwächeren, rascheren
Grapsus. Die drei letztgenannten flüchten sich bei Gefahr in Löcher,
welche sie wahrscheinlich selbst gegraben, aber wohl nicht immer
in ihr eigenes, sondern in das nächste, da man oft kleine Krabben
in grosse Löcher eingehen sieht. Der Gelasimus ist mehr ausserhalb,
als im Wasser, die Uca verlässt dieses nur für kurze Zeit
und wandelt öfter nahe unter dem Wasserspiegel, ziemlich langsam
und ganz geräuschlos, wie ein Gespenst, dahin, so dass man oft
erst in nächster Nähe plötzlich ihr Dasein bemerkt. Ohne Zweifel
verdient sie so gut, wie der europäische Portunus, den Namen
depurator, Reiniger, aber vielleicht eben deshalb scheint sie selbst
nicht für rein zu gelten; ich sah das stattliche Thier weder auf dem
Fischmarkt, noch sonst je auf dem Tische. Ausserhalb des Wassers
blieb sie mehrere Tage am Leben.
Lagunen. Der See R o d rig o , längs dessen Ufern der Weg
von Botafogo zum botanischen Garten geht, ist nur durch eine
flache Sandstrecke vom Meere geschieden, diese wird zeitweise
überfluthet, sein Wasser ist daher schwach gesalzen; von lebenden
Wesen fand ich darin nur eine kleine grüne Alge, Cladophora
Brasiliana n. sp., eine kleine Amphipode und zwei Fische aus den
marinen Gattungen Gerres (G. gula C. V.) und Engraulis.
Oestlich davon, am Fuss der Tejuca, ist der fast gleich grosse
See v o n T e ju c a , in offener Verbindung mit dem Ocean, nicht aber
mit der Bai von Rio, von Schlamm und Rohrdickicht umgeben,
worin der genannte Planorbis häufig ist; weiterhin in schwarzem
Moorgrund waren todte Schalen von Melampus coffea L. sp. wieder
häufig. Das Salzwasser selbst zu erreichen, war mir nur an einer
Stelle möglich, wo ein W eg zwischen dem bodenlosen Schlamm zu
einem kleinen Hause und Nachen an der Ostseite des Sees führt;
hier ist ein Streif weichen Sandbodens: von Phanerogamen war nur
eine niedrige Portulacee mit rosenrothen Blumen und etwas fleischigen
Blättern, Sesuvium L., von Thieren nichts zu sehen, der
Kescher brachte unter vielen Holzstückchen und schwarzem Schlamm
nur todte Schalen einer kleinen Schnecke aus der Gattung Hydrobia
hervor. Also auch hier scheint diese Brackwassergattung noch da
vorhanden zu sein, wo keine anderen, weder Meer- noch Süss-
wasserthiere, leben wollen, wie ich es von der lebenden Hydrobia
ulvae im Uferschlamm von Southampton gesehen hatte.
Steiniger Strand.
Der Uferrand in der Stadt selbst und ihrer nächsten Umgebung
wird grossentheils von schwer zugänglichen Mauern, stellenweise
aber, wie z. B. nahe der Kirche Nuestra Sennora da Gloria und
überall am Eingänge der Bai, von anstehendem Granit oder Gneiss
gebildet. Aussen erscheint dieser dem Vorbeischiffenden, so weit
die höchste Fluth reicht, kahl abgespült und ohne alles Leben; in
der Stadt fallen dem Auge des Suchenden zunächst Ueberbleibsel
menschlicher Anwesenheit und menschlicher Eingriffe in die Kultur
auf, so Reste von Orangen und Citronen, Kohlköpfe, Holzstücke,
womit die Wellen das Ufer bedeckt haben, nach dem italienischen