
sie derselben zur Nahrung dienen? jedenfalls könnte sie dieselben
nur aussaugen, nicht verschlucken.a)
Die Windstille nächst der Linie, von den letzten Tagen Aprils
bis 3. Mai (unter 29/30° westlicher Länge von Greenwich), verschallte
noch eine andere Siphonophere, die niedliche P o rp ita , deren
Oberseite während des Lebens in concentrischen Kreisen gefärbt
ist, zu innerst rosenroth, dann blau, am Rande gelbbraun, die Unterseite
einfarbig weiss; ferner verschiedene P te ro p o d e n , wie Hya-
laea longirostris und Cleodora (Creseis) elava; endlich nicht ganz
selten die sonderbare Se ewanze, Halobates Burmeister, das einzige
Insekt des offenen Meeres, verwandt mit unsern Wassertretern,
Hydrometra, und wie diese zu nicht unbedeutenden Sprüngen fähig,
aber mit fast rudimentärem Abdomen, so dass das Ganze wie eine
schwarze Kugel mit langen Beinen aussieht. Endlich fanden sich
im Gasnetze noch öfters ovale oder runde blaupunktirte Gallertklümpchen,
bis 5 Millimeter gross, welche bei mikroskopischer
Untersuchung als P o ly c y s tin e n , Collosphaera J. Müll., sich ergaben;
die blauen Punkte sind selbst Kugeln, die. kleine Krystalle
und in ihrer Mitte eine hellere stark lichtbrechende Stelle enthalten;
umgeben ist jede einzelne noch von einer besondern farblosen
Hülle, in welcher noch viel kleinere schwefelgelbe Körnchen ein-
sOe laÖeert sind.
Wiederholt wurde auch Seewasser geschöpft, und darin nach
kleinen Thierchen gefahndet, in fördernder und anregender Gemeinschaft
mit dem Botaniker Herrn Wichura und Herrn Jakob, dessen
scharfem Auge die durchsichtigen Geschöpfe weniger entgingen und
der sich schon des herrlichen allnächtlich uns erfreuenden Meer-
leuchtens wegen dafür interessirte. Es fanden sich in dem auf
Gerathewohl geschöpften Wasser farblose Sagitten von 5 Millimeter
Länge, kleine Salpen bis 3 Millimeter lang, verschiedene Cyclopi-
den, worunter eine blassrothe Pontella und die himmelblaue Ano-
malocera, deren einer Fühler viel länger und stärker ist, knieförmig
gebogen und an der Biegung knotenartig angeschwollen, während
der andere .(rechte) kürzer und gleichmässig dünn ist; in der Mitte
des Rückenschildes waren mehrere gelbe Flecke zu bemerken, welche
bei den in Spiritus gebrachten Exemplaren bald krebsroth wurden.
Dieses Rothwerden in Spiritus so gut wie beim Kochen kommt bei
sehr vielen höheren Crustaceen, namentlich bei den frisch durchscheinenden
fast wasserhellen kleineren Langschwänzen (Cariden),
aber nicht bei allen, und bei den Amphipoden vor; für eine Ento-
mostrake war es mir neu; später sah ich es selbst einmal bei kleinen
Fischen. Endlich fanden sich in dem geschöpften Wasser
nicht selten eine Radiolarie, Acanthochiasma rubescens Krohn, sehar-
lachroth mit glashellen, fein echinulirten, langen Stacheln ohne
Schneiden oder Blätter, die in der Mitte nicht Zusammentreffen.
Diese kleinen, unserm unbewaffneten Auge kaum oder nicht
mehr erkennbaren Thiere, auch wenn sie nur zu besonderen Zeiten
und an ruhigen Stellen nächst der Oberfläche des Meeres sich so
ansammeln, dass 'sie in dem auf gut Glück aufgeschöpften scheinbar
reinen Wasser zu finden sind, müssen doch in ungeheurer Menge vorhanden
sein und liefern gewiss, wie namentlich die kleinen Crustaceen
in allen Meeren, einen wesentlichen Bestandtheil der Nahrung
für die grösseren Seethiere. So herrscht auch in der Stille des
Oceans ein reges Leben, aber eben damit auch nothwendigerweise
ein unaufhörlicher Vernichtungskrieg des Lebenden gegen das Lebende,
an dem der Mensch, der ja liier nur als Fremdling durchzieht,
unschuldig ist, wenn er sich auch vorübergehend daran
betheiligt.
Ost-Asien. Zoologisch. I.