
zum Salzgehalt des Wassers, etwaige Angewöhnung an denselben
u. dergl. bieten. Schon die Beachtung der Färbung lässt einiger-
maassen auf die verschiedene Lebensart jener auf dem Markte beisammen
gesehenen Fische schliessen, nach der allgemeinen Hegel,
dass die Thiere der herrschenden Farbe ihres Wohnortes sich
anzunähem streben, um weniger gesehen zu werden. Die silberglänzenden
Fische müssen in reinerem Wasser, nahe der Oberfläche
leben. Der Bücken, stets dunkler, ist bei den ächten Süsswasserfischen
unter denselben grünlich, bläulich oder bräunlich, so hei
allen Cyprinoiden und bei Coilia, dagegen rosenroth bei den silberglänzenden
Seefischen Trigla und Chrysophrys. Eine Ausnahme
bildet die mehr bläuliche, nicht rothe Silberfarbe des Percalabrax,
der doch ohne Zweifel ein Salzwasserfisch ist; matter glänzend,
dunkler blau sind der Mugil und einige Cyprinoiden. Seharfbegränzte
schwarze Flecken auf dem Rumpfe kommen bei den zwei Percoiden
vor, lebhafter gefärbte Flossen namentlich hei den Cyprinoiden,
scharlachroth bei einem Pelecus, dreifarbig: ziegelroth, blassgelb
und schwarz, hei einem Caxassius.
Eine eigenthümlich grünlich - messinggelb matt glänzende
Färbung, überdeckt von dem Schwarz eines dicken, ahwischharen
Schleimüberzuges, zeichnet den Wels aus, der vermuthlieh gern,
wie sein europäischer Bruder, in weichem, dunkelem Moorgrunde
lebt; eben so der schwarzgrüne Aal, beide vermuthlieh noch ächte
Süsswasserfische. Auch dem Schlammgrunde, aber hellerem, und
vielleicht hauptsächlich dem Brackwasser, dürften die erdfarbige
Zunge, Muräne und Eleotris angehören; die blassgelbe eintönige
Färbung des Gobius deutet vielleicht auf freieren Aufenthalt in dem
durch den Schlamm getrübten, eben so hellgelben Wasser der
Strommündung, die dunkelgrün - scheckige, mit scharfer Zeichnung
und lebhaft rothen Gliederflossen des Ophieephalus vielleicht auf
einen Aufenthalt zwischen Süsswasserpflanzen.
Die Trübung des Wassers durch feine Schlammtheilchen ist
an der Mündung des Yangtsekiang sehr intensiv und ausgedehnter,
als ich irgendwo sonst gesehen; die trübgelbe Färbung der See,
nicht unpassend mit Erbsensuppe von einem der Reisegefährten
verglichen, ist die erste Ankündigung der Annäherung an die
chinesische Küste, lange ehe man das Land sieht, und wer seine
Mündung gesehen, wird gewiss nicht mehr in Versuchung kommen,
diesen Strom den blauen zu nennen, sondern eher, gleich dem
Hoangho, den gelben. Diese Trübung des Wassers spiegelt sich
namentlich in zwei eigenthümlichen Fischen ab, dem grössten und
kleinsten, die ich auf den hiesigen Märkten fand: dieser, Leucosoma
Chinense Gray, wenig über fingerslang, glanzlos gelblichweiss,
schlank, mit spitziger Schnauze, mässigen Augen und hechtartig
nach hinten gerückter kurzer Rückenflosse; der andere, Polyodon
gladius m., ein Bruder des Löffelstöres im Mississippi, den ich am
ersten Tage meiner Anwesenheit auf chinesischem Boden zu Wusung
hei einem Fischhändler fand, 1,020 Meter lang, mit einem Auge von
nur drei Millimeter Durchmesser, bei einer Schnauze, welche fast ein
Drittel der ganzen Körperlänge einnimmt und wahrscheinlich fein fühlend,
zum Tasten im trüben Wasser bestimmt ist, der ganze Fisch
bleich gefärbt , nur an den Kiemendeckeln mit zierlichen Rosetten
brauner Flecken gezeichnet. Leider war es mir nicht möglich, etwas
Näheres über die Lebensweise dieses Fisches zu erfahren; ich traf
zwei Exemplare, das eine noch grösser, als das gemessene, bei
einem Fischhändler in einer der Strassen von Wusung und fand ihn
als hwae oder tsin in einer chinesischen Encyclopädie, welche mir
Herr Bridgeman in Shanghai zeigte, leidlich abgebildet, nur mit zu
langer Rückenflosse, dargestellt als tsin-tsue, woraus er auch, wie
schon (S. 119) erwähnt, in die japanische Encyclopädie übergegangen
ist. Nach Basilewsky, der längere Zeit in Peking zugebracht, lebt
er ausser im Yangtsekiang auch in dem Hoangho und selbst in der
Mantschurei.3)
K r a b b e n fand ich dreierlei auf dem Markte von Shanghai,
eine grössere -olivengelbe mit gezahnten Seitenrändern und Haarbüscheln
an der Basis der Scheeren, Eriocheir, die kleinere, auch
vierseitige Helice tridens Haan und die auf allen ostasiatischen
Märkten häufige Lupa pelagica auct., letztere hier selten und meistens
ihrer Füsse beraubt, ein Zeichen, dass sie weit her, von der See
gebracht wird; die zwei ersteren dagegen finden sich häufig im
süssen Wasser der Umgegend, namentlich in stillen, etwas tieferen
Pfützen und Tümpeln, doch sind auch von ihnen auf dem Markte
Exemplare mit beiden Scheeren und allen acht Füssen nicht häufig,
da sie, in Mehrzahl zusammengesperrt, wie alle Krabben, sie sich
gegenseitig abkneipen. Eine kleinere Krabbe, Ocypode, nur erbsen-
gross, daher nicht zu Markte gebracht, treibt sich auf den
Schlammufern der Canäle und Flüsse umher, welche zur Ebbezeit
durch ihre zahlreichen Löcher ein siebartiges Ansehen darbieteh.